Das Nein der Stimmbürger war schon fast eine Ohrfeige. Das Resultat jedenfalls liess keinen Spielraum für Interpretationen offen. Das zürcherische Säuliamt, prädestiniert für eine 18-Loch-Anlage wegen der Nähe zum golfaffinen Zürich, will keinen Golfplatz. Mit einem Nein-Stimmen-Anteil von 70,5 Prozent erteilten die Stimmbürger im Bezirk Affoltern am Albis Ende November den Golfplatz-Initianten um Adrian Risi eine deutliche Abfuhr. Alle 14 Gemeinden lehnten die für das Projekt Golfpark Zugersee nötige Richtplanänderung ab. Der Nein-Stimmen-Anteil schwankte zwischen 61,2 Prozent im Zürich-nahen Stallikon und 79,4 Prozent im ländlichen Rifferswil. Mittendrin standen die beiden Standortgemeinden Kappel und Hausen am Albis, die dem Projekt mit 69 respektive 65,6 Prozent ebenfalls deutlich die kalte Schulter zeigten – und das, obwohl die Gemeinderäte dort den Golfplatz mehrheitlich unterstützt hatten.

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Es ist wahrscheinlich, dass der deutliche Entscheid Signalwirkung hat und weitere Golfplatzprojekte in der Schweiz geschwächt werden. Auch die Idee, den Golfpark Zugersee «abgespeckt» (9 Loch, auf Boden der Gemeinde Baar ZG) nochmals aufs Tapet zu bringen, steht auf wackeligen Füssen. Jedenfalls ist es in den letzten Monaten nicht allein des Winters wegen auffallend ruhig geworden um neue Golfcourses. In Wädenswil wehren sich Bauern gegen den Bau einer Public-Anlage durch die Genossenschaft Migros Zürich, in Meggen zogen Anwohner eine bereits von den Stimmbürgern und der Luzerner Kantonsregierung bewilligte Umzonung in eine Golfplatzzone (9-Loch-Anlage) vor Verwaltungsgericht und bekamen dort teilweise Recht. Etwas bessere Chancen besitzen Ausbauten von 9 auf 18 Loch, so etwa in Täsch-Zermatt.

Eine grosse Ausnahme gibt es allerdings. In Augwil nahe Kloten wird ein 9-Loch-Kurs gebaut; sein Spatentstich ging vor wenigen Tagen über die Bühne. Bei einigermassen vertretbarem Bauwetter könnten die ersten Bälle noch im Herbst dieses Jahres abgeschlagen werden. Die Anlage, das vermuten die Initianten, dürfte auf lange Zeit einer der letzten, wenn nicht der letzte neue Golfplatz im Kanton Zürich sein. Erste Ideen für diese Anlage wurden 1993 geboren – vor 20 Jahren also. Für die Realisierung von Golfplätzen ist dies eine fast normale Dauer.

Opposition wie vor 20 Jahren – aber warum?

Die wieder aufkeimende Opposition gegenüber neuen Golfplätzen erstaunt – und erinnert an die Periode zwischen 1985 und 1992. Adrian Risi, Hauptmotor des Golfparks Zugersee, sieht die Abwehrhaltung – und Solidarität untereinander – der Bauern als Grund, auch die Einstufung von Golf als elitären Sport und schliesslich eine generelle Verweigerungshaltung. Der Kulturlandverlust wird als schwerwiegendstes Problem genannt.

Weniger pessimistisch zeigt sich hingegen der Schweizerische Golfverband ASG. Deren Generalsekretär Christian Bohn (siehe auch Interview Seite 4) glaubt an eine kontinuierliche Weiterentwicklung: «Wir sind zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren weitere Golfplätze entstehen werden. Es ist aber in den letzten Jahren für Initianten und Investoren bedauerlicherweise aus politischen und rechtlichen Gründen viel schwieriger geworden, sich geeignete Flächen zu sichern und eine vollziehbare Baugenehmigung zu erhalten.»

Golf ist günstiger geworden

Möglicherweise geht ob der flotten Entwicklung des Golfsports in der Schweiz insbesondere zwischen 1995 (51 Klubs, 23600 Spieler) und 2010 (94 Klubs, 76700 Spieler) vergessen, dass heute die Nachfrager – und nicht wie früher die Anbieter, also die Golfklubs – den Markt bestimmen. An Spielmöglichkeiten mangelt es aktuell nicht. Das Angebot ist breit und läuft vermehrt Richtung klubunabhängiges Golf. Die Entwicklung zum Breitensport hat das sportliche Tun mit der kleinen weissen Kugel wesentlich günstiger gemacht – auch dank der Migros mit ihrem Konzept der öffentlichen Public-Courses. Die neue Konkurrenz zwingt traditionelle Klubs zum Sparen, weil die Rechnung nicht mehr aufgeht. Die Jahresabschlüsse von Golfanlagen dringen selten an die Öffentlichkeit. Eine Ausnahme macht die Golfplatz Sedrun AG, die für 2012, in einem trotzdem «guten Geschäftsjahr», einen Verlust von 38000 Franken vermeldet. Ähnliche, wenn nicht höhere Betriebsverluste dürften da und dort bei anderen Klubs zu finden sein. Im Auge behalten müssen die traditionellen Vereine zudem die Altersstruktur und damit den Nachwuchs. Christian Bohn: «Es gibt nach wie vor Verschiebungen vom Public Golf in die Klubs. Viele Klubs werben gezielt um junge Familien mit Kindern.»

Zurückhaltend gibt sich auch die Wirtschaft. Die Inflation von Firmenturnieren hat sich abgeschwächt. Und auch das Sponsoring bekommt die Sparbemühungen zu spüren. Das Ladies Swiss Open in Losone (Sponsor Deutsche Bank) gibt es nicht mehr und bei der Swiss Challenge auf dem Golf Sempachersee stieg die Credit Suisse als Hauptgeldgeber aus.