Sind sie zurück, die Lohnexesse aus den Zeiten vor der Finanzkrise? Hat all das Bankenelend nach 2007 keine nachhaltige Wirkung gezeigt? Auf diese Idee kann zumindest kommen, wer die Löhne der Bankenchefs der fünf Wall-Street-Geldhäuser anschaut. Ihre Gehaltspakete umfassen Summen, die in einem solchen Umfang zuletzt 2006 flossen, wie ein Vergleich des «Wall Street Journals» zeigt.
Dabei ist nicht nur die Summe, sondern auch die Steigerung jeweils beachtlich. Die fünf Banken im Blick – Goldman Sachs, Citigroup, JPMorgan Chase, Bank of America und Morgan Stanley – gaben ihren Spitzenmanagern die fünfte Gehaltserhöhung in Folge für das vergangene Jahr. Im Durchschnitt verdienten die Bankenchefs 25,3 Millionen Dollar, und damit 17 Prozent mehr als noch 2016. Insgesamt entsteht so ein Gehaltsumfang von 126 Millionen Dollar, so viel wie zuletzt vor der Finanzkrise.
Fünfte Gehaltserhöhung in Folge
Das grösste Plus im Lohnvergleich räumt Citigroup-Chef Michael Corbat ab. Er verdient 2017 satte 48 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch liegt er gemeinsam mit Brian Moynihan von der Bank of America am Schluss des Rankings: Beide verdienten jeweils 23 Millionen Dollar. Für Moynihan bedeutete diese Summe ebenfalls ein üppiges Plus, er konnte seine Einnahmen um 15 Prozent steigern, und das obwohl die US-Steuerreform die Gewinnbilanz der Bank of America drückte.
Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein überrundet Corbat und Moynihan um 1 Million Dollar: 24 Million Dollar hat er 2017 nach Hause gebracht. Sein Gehalt spiegelt damit nicht den Gewinneinbruch der Bank wider: Der Gewinn von Goldman Sachs schrumpfte im Schlussquartal um 17 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Blankfeins Gehalt dagegen legte um 9 Prozent zu. Von seinem Rekordlohn aus dem Jahr 2007 ist er damit aber nach wie vor weit entfernt: Damals verdiente Blankfein mit 68 Millionen Dollar so viel wie nie ein Banker vor ihm.
An der Spitze des Gehaltsvergleichs steht J.P.Morgan-Chef Jamie Dimon: Er brachte 29,5 Millionen Dollar heim. Seine Gehaltszulage nimmt sich fast schon bescheiden aus: Für ihn sind es 5 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. James Gorman von der Grossbank Morgan Stanley kann sich dagegen um ein Fünftel steigern – und bekommt statt 22,5 Millionen Dollar wie im Vorjahr 27 Millionen Dollar. Das bedeutet Platz 2 im Gehaltsvergleich der Wall-Street-Bankenchefs.
Thiam und Ermotti geradezu Kleinverdiener
Im Vergleich zu den Gehaltspaketen der Wall-Street Banker-nehmen sich die Löhne von Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam und UBS-CEO Sergio Ermotti deutlich kleiner aus. Zahlen für 2017 kommen erst im März, 2016 hatte Thiam rund 11,9 Millionen Franken verdient. Es war sein erstes Jahr bei der Credit Suisse. In seinem vorherigen Job als Chef des britischen Versicherers Prudential brachte er noch 17 Millionen Franken nach Hause. Allerdings hat die Credit Suisse sowohl im Vorjahr als auch 2017 Verluste vermeldet.
UBS-Chef Sergio Ermotti als Lenker der grössten Schweizer Bank brachte 2016 rund 13,4 Millionen Franken heim. Dies bedeutete jedoch einen Dämpfer von 4,3 Prozent zum Vorjahr. Für die Schweizer Bankenchefs sind die goldenen Zeiten also noch nicht zurückgekehrt wie für die Wall-Street-Banker.