Am 1. Juli tritt Walter Steinmann (50) sein Amt als Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE) an. Bundesrat Moritz Leuenberger hatte leichtes Spiel, den Posten mit einem branchenfremden, aber wirtschaftsfreundlichen Genossen zu besetzen. Die Energiewirtschaft wollte nämlich keinen eigenen Kandidaten aufstellen, obwohl sich der Abgang von Direktor Eduard Kiener (SP) schon lange abgezeichnet hatte. Mit der Suche nach einem Nachfolger wurde die Beratungsfirma Mercury Urval betraut, aus deren Abklärungen Steinmann als am besten qualifizierter Bewerber hervorging. In seinem Bekannten Hans Werder, Leuenbergers Generalsekretär, hatte Steinmann zudem einen guten Fürsprecher. Der starke Mann des Departements war selbst für den Posten im Gespräch, doch Leuenberger kann ihn derzeit nicht entbehren.
Walter Steinmann wird vom ersten Tag an voll gefordert sein, da er die Verordnung zum künftigen Elektrizitätsmarktgesetz rasch vorlegen muss. Energieminister Leuenberger will damit den Liberalisierungsgegnern um SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard noch vor der Volksabstimmung den Wind aus den Segeln nehmen. Rasch einarbeiten muss sich Steinmann auch ins CO2-Dossier. Ob und wie die Abgabe eingeführt wird, entscheidet das Parlament noch vor 2004, falls bis dann die Vereinbarungen mit der Wirtschaft nicht zum Ziel geführt haben.
Die Energiewirtschaft legte der Berufung Steinmanns keinen Stein in den Weg. Der designierte Direktor gilt zwar als KKW-Skeptiker und hat sich als Gemeinderat von Niedergösgen (1977 bis 1982) und als Kantonsrat (1985 bis 1988) gegen die Förderung der Kernenergie, jedenfalls nach heutigem Stand der Technologie, ausgesprochen. Aber Steinmann hat bisher eine aussergewöhnliche Gabe bewiesen: Er kann Menschen unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Glaubensbekenntnisses an einen Tisch bringen und für gemeinsame Projekte begeistern.
Die Aargau-Connection
Walter Steinmann ist im Niederamt aufgewachsen, einer Solothurner Randregion mit Blick auf den Aargau. Die Kantonsschule besuchte er in Aarau, wo er im Kantonsschüler-Turnverein KTV unter anderem Hans Fahrländer, den heutigen Chefredaktor der «Aargauer Zeitung», kennen lernte. Ende der Sechzigerjahre konnte der KTV nicht mehr recht mit der Entwicklung mithalten, Steinmann widmete sich fortan anderen Projekten: Er war bei der Gründung eines Schülerrates, einer Schülerzeitung und zusammen mit Urs Ursprung, dem heutigen Leiter der eidgenössischen Steuerverwaltung, bei der Organisation von Schülerabenden und -theatern dabei. An der Kanti Aarau lernte er auch Hans Peter Wehrli kennen, heute Professor an der Universität Zürich. Erst über die politische Arbeit und das Militär kam die Verbindung mit Solothurn zu Stande. Seinen damaligen Kommandanten, Jens Drolshammer, heute Partner im Anwaltsbüro Homburger in Zürich und Professor an der Universität St. Gallen, holte er später in den Solothurner Wirtschaftsrat.
Ohne Preis kein Fleiss
Will Walter Steinmann eine Idee unters Volk bringen, lanciert er einen Wettbewerb. Preise haben ihn sein Leben lang begleitet. Kurz nach der Kantonsschule erhielt er zusammen mit dem heutigen Vizedirektor des Bundesamtes für Justiz, Peter Müller, den Jugendpreis der Stadt Aarau für den Kulturanlass «Magnet», zu dessen Organisatoren er gehörte. 1988 hat er zusammen mit den Unternehmern Nicolas Hayek und Branco Weiss die Initiative «Technologiestandort Schweiz» gegründet, deren Preisträger ihre Innovationen an der Cebit und der Hannover Messe präsentieren können. Ziel: «Die unternehmerischen Startchancen der Entwickler optimieren.» Drei Jahre später half er mit, aus dem zuvor kantonalen den Schweizer Design-Preis zu lancieren, um den sich heute Designer aus jeweils 15 oder 16 Ländern bewerben, denn «das Schweizer Design muss sich mit internationaler Konkurrenz messen», sagt Steinmann. 1994 startete er den nationalen Wettbewerb Innovators: 536 Projekte wurden von Arbeitslosen eingereicht, die sich als Unternehmer etablieren wollten. Hilfe holte sich Steinmann bei Uffe Elbaek in Dänemark, dem Erfinder des Arbeitslosennetzwerks Frontrunners und Gründer der Schule Kaos-Piloten, der unkonventionellsten Projektleiterausbildung Europas. 1998 schliesslich wurde Walter Steinmann wieder selbst ausgezeichnet: Sein Amt für Wirtschaft und Arbeit erhielt für seine «zukunftsweisenden Ideen» von der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften den Speyer-Preis verliehen. Der Unterhändler
Nach dem Wirtschaftsstudium in Zürich und nach zwei Jahren bei der Solothurner Kantonalbank ging Walter Steinmann ans Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung der ETH Zürich. 1981 wurde er der erste Delegierte für Wirtschaftsförderung des Kantons Baselland, sieben Jahre danach übernahm er die gleiche Funktion im Kanton Solothurn und 1994 das neue Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA). Wirtschaftliche Krisen brachten Steinmann in engen Kontakt mit Bundesämtern, Gewerkschaften und Unternehmern. Intensiv ist der Gedankenaustausch noch heute mit Serge Gaillard, dem Sekretär des Gewerkschaftsbundes. Als Mitglied der Delegation des Kantons Solothurn war Steinmann beim Management-Buyout von Schaffner EMV in Luterbach engagiert und lernte David Syz, heute Chef des Staatssekretariats für Wirtschaft, kennen, der die Verkaufsverhandlungen führte. Der Deal Von Roll–von Moos brachte ihn in Kontakt mit Robert Jeker und dem heutigen SBB-VR-Präsidenten Thierry Lalive d’Epinay.
Politik und Kultur
Das SP-Mitglied Walter Steinmann ist sicher kein roter Fundamentalist. Seine Sympathien gehören den Modernisierern wie Rudolf Strahm und Rudolf Rechsteiner, beide SP-Nationalräte. Mit dem Solothurner Regierungsrat Rolf Ritschard bespricht er schon frühmorgens seine neuen Projekte; seinen künftigen Chef, Bundesrat Moritz Leuenberger, kennt er eher flüchtig, unter anderem als Festredner bei der Verleihung des Design-Preises Schweiz, der typisch für das Kulturengagement von Walter Steinmann ist. Seine Aktivitäten umfassten immer eher das, was man hier zu Lande leicht als Alternativkultur bezeichnet, und weniger das klassische Repertoire. Über die Solothurner Filmtage ist er befreundet mit deren Leiter, Ivo Kummer, der sich seinerseits wieder an einem Projekt beteiligt, das den Solothurner Aare-Raum zu einem aktiven Freizeit- und Kulturraum machen will.
Walter Steinmann wird vom ersten Tag an voll gefordert sein, da er die Verordnung zum künftigen Elektrizitätsmarktgesetz rasch vorlegen muss. Energieminister Leuenberger will damit den Liberalisierungsgegnern um SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard noch vor der Volksabstimmung den Wind aus den Segeln nehmen. Rasch einarbeiten muss sich Steinmann auch ins CO2-Dossier. Ob und wie die Abgabe eingeführt wird, entscheidet das Parlament noch vor 2004, falls bis dann die Vereinbarungen mit der Wirtschaft nicht zum Ziel geführt haben.
Die Energiewirtschaft legte der Berufung Steinmanns keinen Stein in den Weg. Der designierte Direktor gilt zwar als KKW-Skeptiker und hat sich als Gemeinderat von Niedergösgen (1977 bis 1982) und als Kantonsrat (1985 bis 1988) gegen die Förderung der Kernenergie, jedenfalls nach heutigem Stand der Technologie, ausgesprochen. Aber Steinmann hat bisher eine aussergewöhnliche Gabe bewiesen: Er kann Menschen unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Glaubensbekenntnisses an einen Tisch bringen und für gemeinsame Projekte begeistern.
Die Aargau-Connection
Walter Steinmann ist im Niederamt aufgewachsen, einer Solothurner Randregion mit Blick auf den Aargau. Die Kantonsschule besuchte er in Aarau, wo er im Kantonsschüler-Turnverein KTV unter anderem Hans Fahrländer, den heutigen Chefredaktor der «Aargauer Zeitung», kennen lernte. Ende der Sechzigerjahre konnte der KTV nicht mehr recht mit der Entwicklung mithalten, Steinmann widmete sich fortan anderen Projekten: Er war bei der Gründung eines Schülerrates, einer Schülerzeitung und zusammen mit Urs Ursprung, dem heutigen Leiter der eidgenössischen Steuerverwaltung, bei der Organisation von Schülerabenden und -theatern dabei. An der Kanti Aarau lernte er auch Hans Peter Wehrli kennen, heute Professor an der Universität Zürich. Erst über die politische Arbeit und das Militär kam die Verbindung mit Solothurn zu Stande. Seinen damaligen Kommandanten, Jens Drolshammer, heute Partner im Anwaltsbüro Homburger in Zürich und Professor an der Universität St. Gallen, holte er später in den Solothurner Wirtschaftsrat.
Ohne Preis kein Fleiss
Will Walter Steinmann eine Idee unters Volk bringen, lanciert er einen Wettbewerb. Preise haben ihn sein Leben lang begleitet. Kurz nach der Kantonsschule erhielt er zusammen mit dem heutigen Vizedirektor des Bundesamtes für Justiz, Peter Müller, den Jugendpreis der Stadt Aarau für den Kulturanlass «Magnet», zu dessen Organisatoren er gehörte. 1988 hat er zusammen mit den Unternehmern Nicolas Hayek und Branco Weiss die Initiative «Technologiestandort Schweiz» gegründet, deren Preisträger ihre Innovationen an der Cebit und der Hannover Messe präsentieren können. Ziel: «Die unternehmerischen Startchancen der Entwickler optimieren.» Drei Jahre später half er mit, aus dem zuvor kantonalen den Schweizer Design-Preis zu lancieren, um den sich heute Designer aus jeweils 15 oder 16 Ländern bewerben, denn «das Schweizer Design muss sich mit internationaler Konkurrenz messen», sagt Steinmann. 1994 startete er den nationalen Wettbewerb Innovators: 536 Projekte wurden von Arbeitslosen eingereicht, die sich als Unternehmer etablieren wollten. Hilfe holte sich Steinmann bei Uffe Elbaek in Dänemark, dem Erfinder des Arbeitslosennetzwerks Frontrunners und Gründer der Schule Kaos-Piloten, der unkonventionellsten Projektleiterausbildung Europas. 1998 schliesslich wurde Walter Steinmann wieder selbst ausgezeichnet: Sein Amt für Wirtschaft und Arbeit erhielt für seine «zukunftsweisenden Ideen» von der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften den Speyer-Preis verliehen. Der Unterhändler
Nach dem Wirtschaftsstudium in Zürich und nach zwei Jahren bei der Solothurner Kantonalbank ging Walter Steinmann ans Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung der ETH Zürich. 1981 wurde er der erste Delegierte für Wirtschaftsförderung des Kantons Baselland, sieben Jahre danach übernahm er die gleiche Funktion im Kanton Solothurn und 1994 das neue Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA). Wirtschaftliche Krisen brachten Steinmann in engen Kontakt mit Bundesämtern, Gewerkschaften und Unternehmern. Intensiv ist der Gedankenaustausch noch heute mit Serge Gaillard, dem Sekretär des Gewerkschaftsbundes. Als Mitglied der Delegation des Kantons Solothurn war Steinmann beim Management-Buyout von Schaffner EMV in Luterbach engagiert und lernte David Syz, heute Chef des Staatssekretariats für Wirtschaft, kennen, der die Verkaufsverhandlungen führte. Der Deal Von Roll–von Moos brachte ihn in Kontakt mit Robert Jeker und dem heutigen SBB-VR-Präsidenten Thierry Lalive d’Epinay.
Politik und Kultur
Das SP-Mitglied Walter Steinmann ist sicher kein roter Fundamentalist. Seine Sympathien gehören den Modernisierern wie Rudolf Strahm und Rudolf Rechsteiner, beide SP-Nationalräte. Mit dem Solothurner Regierungsrat Rolf Ritschard bespricht er schon frühmorgens seine neuen Projekte; seinen künftigen Chef, Bundesrat Moritz Leuenberger, kennt er eher flüchtig, unter anderem als Festredner bei der Verleihung des Design-Preises Schweiz, der typisch für das Kulturengagement von Walter Steinmann ist. Seine Aktivitäten umfassten immer eher das, was man hier zu Lande leicht als Alternativkultur bezeichnet, und weniger das klassische Repertoire. Über die Solothurner Filmtage ist er befreundet mit deren Leiter, Ivo Kummer, der sich seinerseits wieder an einem Projekt beteiligt, das den Solothurner Aare-Raum zu einem aktiven Freizeit- und Kulturraum machen will.
Partner-Inhalte