Von klein auf wird einem eingetrichtert, wie man sich zu verhalten hat. Erst von den Eltern, dann von den Lehrern, vom Arbeitgeber, vom Partner — die Liste der Dinge, die man nicht tun soll und darf, nimmt kein Ende.

Dabei haben viele dieser «schlechten» Angewohnheiten ihren Ruf gar nicht verdient. Im Gegenteil, manche haben sogar positive Auswirkungen auf Körper und Geist.

Wir haben für Sie neun Angewohnheiten aufgeführt, bei denen es wissenschaftlich bewiesen wurde, dass sie gut für Sie sein können.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

1. Lästern

Seien wir einmal ehrlich. Jeder hasst es, wenn über einen gelästert wird, und doch hat jeder selbst schon einmal über jemanden hergezogen. Aber keine Sorge, denn laut einer Studie der Berkeley University müssen Sie dabei gar kein schlechtes Gewissen haben.

Tatsächlich soll Lästern Ihre Verbundenheit zu dem Menschen steigern, mit dem Sie über andere herziehen. Gleichzeitig senken Lästereien laut Forschern euren Stresspegel.

«Wer Informationen über eine Person verbreitet, die sich schlecht verhalten hat, fühlt sich danach besser. Dadurch sinkt nämlich wieder der Frust über das Verhalten, über das man sich ursprünglich aufgeregt hat», schreibt der Forscher Robb Willer, Sozialpsychologe an der Berkeley University.

Klar, wer ständig grundlos über seine Kollegen und Freunde herzieht, macht sich auf Dauer unbeliebt und sollte sich fragen, ob das Problem wirklich bei den anderen liegt. Aber hier und da sollte es jedem mal erlaubt sein, ein bisschen Dampf abzulassen. Ist schliesslich gut für die Gesundheit, richtig?

2. Kaffee trinken

Wir können es nicht mehr hören: Es ist das böse, böse Koffein, das uns zu einem Nervenwrack macht und Herzrasen verursacht. Dabei kann das Trinken von Kaffee durchaus seine Vorzüge haben. Er schmeckt nicht nur wunderbar, weckt uns auf und gibt uns Energie für den Tag — er führt auch noch zu einer besseren Leistung beim Sport, wie der brasilianische Physiologie-Professor Bruno Gualano von der University of São Paulo herausfand.

Zudem sollen vier Tassen Kaffee am Tag das Sterberisiko senken. Die Studie, die am Hospital de Navarra im spanischen Pamplona durchgeführt wurde, zeigt auf, dass «vier Tassen Kaffee täglich zu einer gesunden Ernährung dazugehören».

Übertreiben sollten Sie es mit dem Kaffeekonsum natürlich nicht. Herzrasen, zittrige Hände und Kopfschmerzen sind wirklich nicht erstrebenswert. Auf Ihre duftende Tasse Kaffee am Morgen müssen Sie aber nicht verzichten.

3. Sarkastische Sprüche

Kein Witz: Harvard-Forscher haben tatsächlich herausgefunden, dass Sarkasmus die höchste Form der Intelligenz ist. Demnach erfordert Sarkasmus eine höhere intellektuelle Leistung und wirkt sich positiv auf Prozesse im Gehirn aus.

«Um Sarkasmus zu erzeugen und zu entschlüsseln, müssen Absender und Empfänger den Widerspruch zwischen der buchstäblichen und der tatsächlichen Bedeutung eines sarkastischen Ausdrucks überwinden», sagt der leitende Forscher Francesco Gino. «Es ist ein Prozess, der durch Abstraktion aktiviert und erleichtert wird. Das wiederum fördert kreatives Denken.»

Sie sorgen mit Ihren sarkastischen Sprüchen hin und wieder mal für ratlose Blicke? Glückwunsch, dann sind Sie vermutlich einfach besonders kreativ und intelligent. Und wenn Ihnen Ihre Freunde nicht glauben, können Sie Ihnen einfach diese Studie zeigen.

4. Regelmässig mit den Freunden trinken gehen

Alkohol ist ein Dickmacher und macht abhängig — aber nur, wenn er zu oft konsumiert wird. Wer ihn aber in Massen geniesst, kann durchaus von den positiven Folgen profitieren.

Laut einer Studie, die unter der Leitung des renommierten Oxford-Professors Robin Dunbar durchgeführt wurde, sollen Männer, die sich zweimal pro Woche mit vier Freunden treffen, generell gesünder und weniger anfällig für Depressionen sein. Zudem erholen sie sich schneller von einer Erkrankung als andere, die weniger soziale Kontakte pflegen. Das berichtet unter anderem der «University Herald».

Dank der durch die regelmässigen Treffen entstehenden Bindung steigt laut «Medical Daily» das Glücksempfinden und das Selbstwertgefühl, während der Stresspegel sinkt.

«Die Bindung kann durch eine Vielzahl von Aktivitäten entstehen, angefangen bei Teamsportarten bis hin zu den üblichen Sticheleien unter Männern — oder einfach dadurch, dass man gemeinsam mit seinen Kumpels am Freitagabend ein Bier trinkt», so Dunbar laut «Daily Mail». Wichtig sei, dass die Männer zweimal pro Woche Zeit mit ihren Freunden verbringen, dabei persönlichen Kontakt haben und die Gruppe maximal fünf Personen umfasst.

Auch wenn ein regelmässiges Feierabend-Bier verlockend klingt, gilt an dieser Stelle anzumerken, dass die Studie von der Brauerei Guinness in Auftrag gegeben und finanziert wurde. Ob Sie die Aussagen also wirklich für bare Münze nehmen wollen, bleibt Ihnen überlassen.

Weitere Studien legen allerdings nahe, dass der Inhaltsstoff Xanthohumol im Bier Ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern und das Risiko, an Demenz oder Parkinson zu erkranken, senken kann.

5. Videospiele spielen

Eigentlich haben Videospiele ihren schlechten Ruf nicht verdient. Denn dank einer Umfrage des University College London stellte sich heraus, dass Videospiele Männern dabei helfen, Stress abzubauen. Fast jeder dritte Mann gab an, Videospiele zur Entspannung zu nutzen, doch nur jede fünfte Frau stimmte dieser Aussage zu.

Tatsächlich sollen Videospiele Stress reduzieren und die Stimmung verbessern — und das noch effektiver als Meditation und Pausen. Das zeigten Experimente der University of Central Florida. Kein Wunder, dass manche Unternehmen eine Ecke mit Couch und Spielkonsole für die Mitarbeiter zur Verfügung stellen...

6. Fluchen

Dass ungebildete Menschen mehr fluchen als andere, ist ein Mythos. Forscher des Marist College und des Massachusetts College of Liberal Arts haben bewiesen, dass Menschen, die innerhalb von einer Minute die meisten Schimpfwörter nennen konnten, besser in Intelligenztests abschneiden.

Die Fähigkeit des Fluchens ginge laut Wissenschaftlern durchaus mit einem grossen Wortschatz einher. Wer einen umfangreichen Schimpf-Wortschatz hat, hat also vermutlich gut ausgeprägte verbale Fähigkeiten.

Das heisst nicht, dass Sie bei jeder Gelegenheit meckern sollten. Es geht nämlich nicht darum, wie viel Sie fluchen, sondern wie ausgeprägt der Wortschatz ist, den Sie dabei benutzten.

7. Schwarzer Humor

Nach Ihren Witzen gibt es betroffene Blicke und unangenehmes Schweigen? Ihre Sprüche sind so derb, dass sie selten bei allen Anwesenden gut ankommen? Dann haben Sie einen unglaublich schlechten Humor — oder Sie gehören zu den besonders intelligenten Menschen, die schwarzen Humor perfekt beherrschen.

Im Rahmen einer Studie kam ein Forscherteam der Universität Wien zu dem verblüffenden Ergebnis, dass Menschen mit schwarzem Humor intelligenter sind.

Wie «Research Digest» berichtet, haben die Forscher den Humor von 156 Teilnehmern im Durchschnittsalter von 33 Jahren untersucht. Während sie 12 Comics aus «Das schwarze Buch» des bekannten Comiczeichners Uli Stein lasen, mussten die Teilnehmer ihr Verständnis der Comics und ihren Spass beim Lesen bewerten.

Zudem wurde ihr verbaler und nonverbaler IQ anhand von Tests ermittelt, und sie mussten Fragen zu ihrem Bildungsstand, ihrer Stimmung und aggressiven Neigungen beantworten.

Es stellte sich heraus, dass diejenigen, die sich am wenigsten für schwarzen Humor begeistern konnten, eine starke negative Stimmung und eine starke Aggressivität angegeben hatten. Diese Gruppe schnitt in den IQ-Tests durchschnittlich ab. Diejenigen, die hingegen eine grosse Vorliebe für schwarzen Humor angaben, waren nicht aggressiv, waren gut gelaunt und hatten eine hohe verbale und non-verbale Intelligenz.

Während Alter und Geschlecht keinen Einfluss auf das Ergebnis hatten, war der Bildungsstand nach Angaben der Forscher entscheidend — Menschen mit einem höheren Bildungsstand mochten meist auch die makaberen Witze.

8. Spät aufstehen

Apple-Chef Tim Cook steht um 3:45 Uhr auf. Michelle Obama macht ihren Frühsport um 4:30 Uhr. Aber wir müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir auch mal ausschlafen — denn für die meisten Menschen ist Frühaufstehen schlichtweg gegen ihre Natur.

Ob Sie ein Frühaufsteher oder Langschläfer sind, hängt von Ihren Genen ab. In seinem Buch «The Power of When» schreibt der «Schlaf-Doktor» Michael Breus, es gebe vier verschiedene Arten Mensch, die zu verschiedenen Uhrzeiten am produktivsten sind:

Löwen: Frühaufsteher, die am liebsten mit der Sonne aufstehen

Bären: Dieses Schlafmuster taucht am häufigsten auf, man schläft nachts und bleibt tagsüber wach

Delfine: Diese Menschen schlafen generell sehr schlecht

Wölfe: Sie bleiben bis tief in die Nacht wach und sind zu dieser Zeit am produktivsten

Laut Levy ist der Grossteil aller Menschen «nicht dafür gemacht, regelmässig um 5 Uhr morgens aufzuwachen». Gehören Sie nicht zur Kategorie der Löwen, sollten Sie sich also nicht dazu zwingen, früh aufzustehen, da dies nicht gesund für Ihren Körper ist.
Weitere Studien haben bewiesen, dass Langschläfer zudem der Welt offener gegenüberstehen, resistenter gegen Stress und allgemein ausgeglichener sind.

9. Schokolade naschen

Bei den ganzen Diäten, die momentan im Trend sind, schwirrt einem der Kopf. Aber keine Sorge — Sie dürfen sich auch mal etwas Süsses gönnen. Es ist sogar gesund. Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Dänemark haben herausgefunden, dass der regelmässige Konsum von Schokolade das Risiko für Herzkrankheiten senkt. Die Studie wurde im Fachblatt «BMJ Journals» veröffentlicht.

Das liegt grösstenteils an den Flavonoiden, die in Kakaobohnen enthalten sind. Ihre antioxidativen Eigenschaften steigern die Flexibilität eurer Venen und Arterien und senken den Blutdruck. Da dunkle Schokolade am wenigsten Zucker enthält, ist diese die gesündeste Alternative — mehr als vier Schokoriegel sollten Sie pro Woche aber trotzdem nicht zu sich nehmen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «9 schlechte Angewohnheiten, die eigentlich gut für euch sind».