Verizon Corp., AT&T und der Rest der US-Mobilfunkbranche haben einen echten Kaufanreiz für die diesjährige Generation an Smartphones. Dank Netzwerk-Verbesserungen werden die neuen Geräte in der Lage sein, bis zu einem Gigabit an Daten in einer einzigen Sekunde herunterzuladen. Das sind Geschwindigkeiten, die bis zu 100 Mal höher ausfallen als zuvor.
Aber das wird wohl nicht für die neuesten iPhones von Apple gelten, die später in diesem Jahr auf den Markt kommen. Damit könnte das wichtigste Produkt des Unternehmens möglicherweise der Daten-Leistung konkurrierender Handys hinterherhinken.
Intel-Komponenten hängen nach
Der Grund dafür ist die delikate und manchmal komplizierte Art und Weise, in der Apple den Bezug von Komponenten angeht, die im Flaggschiffgerät eingebaut sind. In diesem Fall geht es um die Modems, über welche die Verbindung zwischen einem Smartphone und dem Mobilfunknetz abgewickelt wird.
Einer von Apples Zulieferern, Qualcomm, verkauft zwar ein Modem, das zu Download-Geschwindigkeiten von 1 Gigabit in der Lage ist. Doch ein anderer Zulieferer, Intel, arbeitet erst an einem Modem mit derselben Leistungskraft – und dieses wird nicht rechtzeitig für die iPhone-Einführung fertig sein, wie Bloomberg aus informierten Kreisen erfuhr.
Abhängigkeiten reduzieren
Theoretisch könnte Apple einfach nur die Modems von Qualcomm verwenden. Allerdings hegt der Konzern eine Abneigung dagegen, nur von einem einzigen Zulieferer abhängig zu sein. Hinzu kommt, dass die Beziehungen zu Qualcomm besonders angespannt sind.
Denn Apple befindet sich mit der Firma in einem bitteren Rechtsstreit. Der iPhone-Konzern wirft dem Chip-Hersteller vor, ein illegales Monopol aufrechtzuerhalten, und versucht, die Dominanz von Qualcomm auf dem Markt für Smartphone-Modems im oberen Preissegment zu brechen. Daher setzt Apple bei den Modems sowohl auf Qualcomm als auch auf Intel.
Pech für die Hälfte der Besitzer
Bis Intel in der Lage ist, Chips mit vergleichbarer Leistung zu liefern, wird Apple Abstand davon nehmen, entsprechende Fähigkeiten bei den mit Qualcomm-Modems ausgestatteten iPhones freizuschalten, wie es aus den Kreisen weiter hiess. Apple, Qualcomm und Intel wollten keinen Kommentar abgeben.
iPhone-Nutzer werden daher allesamt dasselbe Nutzungserlebnis haben – egal, welches Modem im neuen Gerät steckt. Aber im Vergleich zu Gigabit-bereiten Smartphones anderer Hersteller könnten die Flaggschiff-Handys langsamer erscheinen.
Mobilfunk-Anbieter sind weiter
Apples Entscheidung kollidiert mit den Marketing-Plänen der Mobilfunk-Anbieter. Sie setzen alles daran, die schnelleren Netzwerk-Geschwindigkeiten anzupreisen, um sich Marktanteile zu sichern. Die wichtigsten Anbieter in den USA – Verizon AT&T, T-Mobile US und Sprint – haben 2017 zum Jahr der 1-Gigabit-Geschwindigkeiten erklärt.
Die Carrier werden in der Lage sein, solche Geschwindigkeiten zu liefern, wenn die Kunden andere Smartphones verwenden.
Andere wären schneller
Das Galaxy S8 von Samsung Electronic, der wichtigste Konkurrent für das nächste iPhones, nutzt beispielsweise das X16-LTE-Modem von Qualcomm und wird die bestmöglichen Geschwindigkeiten der Netzbetreiber ausschöpfen können. Sprint verkauft zudem das Gigabit-fähige HTC U11 und wird ein Motorola-Gigabit-LTE-Handy später dieses Jahr im Programm haben.
Ob sich die Entscheidung von Apple auf die Loyalität von Kunden auswirken wird, muss sich erst noch zeigen. Um eine Daten-Geschwindigkeit von 1 Gigabit zu erreichen, bedarf es nahezu optimalen Signal-Bedingungen wie in einem Labor, die in der Realität aber nur selten anzutreffen sind.
(bloomberg/jfr)