Beim Fotografieren und Filmen bestimmt in Zukunft der Betrachter, was er sehen will. Günstige Kameras mit 360-Grad-VR-Technik nehmen rundum alles auf. Der Betrachter bestimmt dann, welcher Blickwinkel ihn interessiert.

Als Samsung am Branchentreffen MWC in Barcelona seine Edel-Smartphones der Galaxy S7-Reihe zeigte, war die grösste Überraschung nicht Technik, sondern ein Gast. Unerwartet stand Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf der Bühne und präsentierte euphorisch seine Zukunftsträume. Doch Zuckerberg äusserte sich dabei nicht zu den neuen Smartphones, sondern zu einem kleinen, fotografierenden Tennisball namens Gear 360.

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Dieser filmt und fotografiert alles was um ihn herum passiert in 360-Grad-Technik und verwandelt so die Gegenwart in Virtual Reality (VR). Der Betrachter kann sich dann von diesem Augenblick später genau das auf Handy, Tablet oder VR-Brille ansehen, was ihn interessiert.

Revolution beim Fotografieren

Die neue Technik dürfte Fotografie und Filmerei revolutionieren. Den bisher bestimmte der Mensch hinter der Kamera, was auf Bild oder Film zu sehen war. Was im Alltag nicht immer einfach ist. Auf Familienfesten müssen alle Anwesenden mit sanfter Autorität ordentlich gruppiert werden, wobei dann letztlich doch irgendwer vor dem Gesicht eines anderen steht. Wählt man die spontanere Esstisch-Variante, sieht man im Vordergrund blitzhelle Gesichter und im Hintergrund in Dunkelheit versinkende Familienmitglieder.

Artistisch und teils gefährlich sind auch Versuche, sich selber mit sehenswerter Landschaft und Gebäude im Hintergrund ins Bild zu setzen. Meist ist der kamerahaltende Arm zu kurz und das Stativ zu Hause.

Kugel-Panorama nimmt alles auf

Doch damit ist nun Schluss. Mit neuen VR-Kameras, wie beispielsweise der Gear 360 von Samsung oder der Cam 360 von LG rückt die Technik ins Bildzentrum. Diese neuen Kameras knipsen und filmen nämlich mittels zwei extrem weitwinkligen Fischaugen-Optiken schlicht alles, was um sie herum vorgeht. Es entsteht ein sogenanntes Kugel-Panaroma, auf dem auch alles zu sehen ist, was oben und unten vor sich geht.

Stellt man also eine solche Kamera auf die Festtafel, werden alle Herumsitzenden geknipst. Stellt man sie in Paris zwischen sich und den Eifelturm auf den Boden, befindet sich nicht nur das Wahrzeichen, sondern auch der entspannt lächelnde Reisende in ganzer Körpergrösse auf dem Bild.

Blättern war gestern

Doch wie will man solche Kugelpanoramen am Schluss betrachten? Ganz einfach auf Handy, Tablet oder am PC. Dort werden solche Fotos und Filme nämlich einfach wie bekannte Medien angezeigt. Mit simplen Fingerwischen kann man aber quasi den Kopf drehen und den Blickwinkel ändern. Es lassen sich so einzelne Teilnehmer der Festtafel anzeigen oder abwechselnd Eifelturm die Kleidung des Fotografen inspizieren.

Statt wie bei der bisherigen Fotografie durch verschiedene Bilder mit unterschiedlichen Gesichtspunkten zu blättern, ändert man einfach den Blickwinkel mittels Schieben mit Finger oder Maus.

Durch Kopfdreh Perspektive ändern

Dieses interaktive Betrachten funktioniert in Videos sogar während des Abspielens. Wer noch mehr «ich-bin-dabei»-Gefühl haben will, setzt sich zum Betrachten solcher VR-Inhalte eine VR-Brille vor die Augen. Dreht er den Kopf, ändert sich der Blickwinkel synchron.

VR-Bilder und -Videos lassen sich bereits bei YouTube oder Facebook publizieren und dort in den gewohnten Apps betrachten. Kein Wunder also, bezeichnet Zuckerberg diese VR-Inhalte als das «nächste grosse Ding». Natürlich hofft er dabei, dass die meisten ihre Inhalte dann auf seiner Plattform Freunden und der Welt zur Verfügung stellen.

Die Gear 360 von Samsung soll im Frühling für rund 450 Franken in die Läden kommen. Bei LG konnte man sich noch nicht zu Preisen und Terminen äussern.

(sda/jfr)