Riesiges Display, neue Gesichtserkennung und kabelloses Laden: Mit dem iPhone X hat Apple seine Smartphone-Reihe ein grosses Stück weiter entwickelt. Das lässt sich der Hersteller von den Kunden natürlich auch bezahlen. 1149 Euro kostet das iPhone X mit dem kleinsten Speicher von 64GB. Noch nie gab es so ein teures Smartphone von Apple.

Das Schwestergerät, das 8er-Modell, was bereits seit Ende September auf dem Markt ist, verkauft sich offenbar nicht so gut, wie vorangegangene iPhone-Generationen. Das zeigt ein Blick auf Statistiken des Flohmarktportals Shpock, die der «Welt» vorliegen. Auf Shpock werden täglich Hunderte Apple-Smartphones eingestellt – 23 Prozent sind innerhalb von einem Tag schon wieder verkauft.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Geringer Preisverfall

Die Analyse des Unternehmens zeigt, dass der Preisverfall alter iPhone-Generationen deutlich geringer ausgefallen ist als bei vorherigen Marktstarts. Die Zahlen für die einzelnen Modellreihen zeigen, dass vor allem iPhone-6-Nutzer aktuell ihr Gerät abstossen, verkaufen und womöglich auf ein iPhone 8 setzen. Hier sind die aktuellen Preise verglichen mit dem Wert vier Wochen vor dem Marktstart des neuesten Geräts um knapp 8,6 Prozent gefallen – für das iPhone 7 liegt dieser Wert bei nur 4,07 Prozent, beim iPhone 7 Plus sogar lediglich bei 1,9 Prozent. Für diese Apple-Nutzer ist offenbar ein Wechsel auf das 8er-Modell wenig attraktiv.

Die Shpock-Macher haben ausserdem das neue Preisgefüge bei Samsung analysiert, weil die Smartphones des koreanischen Herstellers die zweitbeliebtesten Smartphones auf der Plattform sind – allerdings mit grossem Abstand zu Apple-Geräten.

Warten aufs iPhone X

Das Samsung S6 hat zum Beispiel nach dem Release des iPhone 8 um 15,1 Prozent an Wert verloren – das Samsung S8 um 6,15 Prozent und das S8 Plus um 3,73 Prozent. Der starke Preisverfall der älteren Samsung-Geräte könnte aber auch durch den Marktstart des Samsung Galaxy Note 8 ausgelöst worden sein.

Mit dem Launch des iPhone X könnten die Preise aber noch einmal fallen, weil dann Besitzer des iPhone 6s oder 7 auf das neuere Gerät wechseln, vermuten die Shpock-Analysten. Zusammen mit den Meinungsforschern von YouGov hat man herausgefunden, dass für 40 Prozent der Apple-Nutzer nur ein neues iPhone infrage kommt.

Bei Besitzern von Android-Smartphones liegt dieser Wert bei nur 27 Prozent – sie halten ihren Geräten also weniger die Treue. Dafür sparen sich die Nutzer des Google-Betriebssystems etwas Geld in der Anschaffung ihrer Geräte. 96 Prozent finden, dass der Preis von iPhones nicht angemessen ist. Aber auch nur 19 Prozent der Apple-Nutzer ist mit dem Preis-Leistungsverhältnis des Apfel-Konzerns zufrieden.

Gute Chancen im Oktober

Wer ein günstiges iPhone kaufen will und dann auch ein Gebrauchtgerät in Kauf nimmt, sollte vor allem kurz nach dem Marktstart der neuen Gerätegeneration zuschlagen. Denn im Oktober sinken die Preise meist stärker als im Rest des Jahres. Das liegt daran, dass 22 Prozent aller Besitzer ihr neues Gerät mit dem Verkaufserlös des alten finanzieren wollen. Und wer da nicht lange wartet, lässt sich eben auf der Plattform schneller nach unten verhandeln. Im Schnitt verkaufen die Deutschen ihre iPhone 16 Prozent unter dem vorher angedachten Verkaufspreisen.

Eine ähnlich grosse Preisdelle wie nach dem Marktstart der neuen Geräte hat Shpock ausserdem Anfang Januar ausgemacht. Denn dann haben viele ihre neuen Geräte, die unter dem Weihnachtsbaum lagen, in Betrieb genommen und wollen ihre alten schnell wieder los werden.

Probleme bei der Herstellung

Ob sich wirklich viele Nutzer bereits zu Weihnachten über ein iPhone X freuen können, darf bezweifelt werden. Wenn es nach den Informationen von Quellen wie dem taiwanesischen Finanzdienstleister KGI Securities geht, wird Apple die neueste Gerätegeneration nicht so schnell liefern können, wie es die Nachfrage verlangt. Vor allem die neuartige Produktionsweise des grossen Displays und anderer neuer Komponenten macht dem Hersteller wohl nach wie vor Probleme. Unter dem Bildschirm steckt zum Beispiel der Sensor für die Gesichtserkennung, ausserdem ist die Antenne dort integriert.

Lediglich zwei bis drei Millionen iPhone X sollen zum Launch zur Verfügung stehen, berichtet KGI. Dabei werden kurz nach dem Produktlaunch meist bis zu zehn Millionen Geräte verkauft. Seit Freitag lässt sich das Gerät bereits vorbestellen. Innerhalb kürzester Zeit erhöhte sich bei den Orders die Wartezeit auf fünf bis sechs Wochen.

Die Experten von KGI gehen davon aus, dass Apple im November die Produktion immerhin auf 25 bis 30 Millionen Stück erhöhen kann. Um die Nachfrage zu befriedigen, werden aber auch diese Stückzahlen wahrscheinlich nicht ausreichen. Im ersten Quartal 2017, also nach dem Start des iPhone 7 verkaufte Apple beispielsweise fast 80 Millionen iPhones.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» unter dem Titel: «Diese Zahlen offenbaren das Problem des neuen iPhones».

20 Jahre Smartphone - wie alles begann: