Uhrmacherei hat in Fleurier eine grosse Tradition, die Wurzeln reichen zurück bis 1730. Sie sind verknüpft mit dem Namen David Vaucher, der sein Handwerk bei Daniel Jeanrichard erlernt hatte. Dem Namen Vaucher hauchte Michel Parmigiani im Jahre 2003 neues Leben ein.

1822 etablierten sich die Bovets, die mit ihren Uhren für China Furore machten. Und 1874 gründete Georges Piaget in La Côte-aux-Fées – nicht weit von Fleurier – seine Uhrenmanufaktur. Mit der Zeit verlegte Piaget seinen Hauptsitz nach Genf, aber dem Standort im Val-de-Travers blieb man treu.

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Den umgekehrten Weg ging 122 Jahre später Karl-Friedrich Scheufele, dessen Familie den Namen Chopard in Genf zu neuen – oder sagen wir ruhig: zuvor nie gesehenen – Gipfeln führte. In Michel Parmigiani fand der mit viel Geschäftsgespür gesegnete, Risiken und Chancen sorgsam abwägende Karl-Friedrich Scheufele einen geistigen Partner für sein Projekt der uhrmacherischen Vertiefung, aus dem schliesslich die Chopard L.U.C. hervorging.

Industriell fanden Parmigiani und der Chopard-Chef dann doch nicht weiter zusammen. Dafür fand Karl-Friedrich Scheufele Gefallen an Fleurier. Das Ergebnis ist ein markanter Glasbau, in dem mittlerweile 100 Mitarbeiter der Manufacture Chopard Werkteile fertigen und dekorieren sowie Werke remontieren und einschalen. Angefangen hatte er mit drei Mitarbeitern in einem bescheidenen Atelier. Zehn Jahre später ist Chopard Manufacture der grösste Steuerzahler am Ort.

Seit den seligen Zeiten von Fleurier Watch – einem Zusammenschluss der wichtigsten Rohwerkfabrikanten im Jahre 1915 – hat man nicht mehr so viel Hoffnung gesehen wie in diesen Tagen, in denen die einheimische Uhrenindustrie wieder 400 Arbeitsplätze zählt. Karl-Friedrich Scheufele freut sich schon darauf, am kommenden 13. September die ersten zehn Jahre Manufacture Chopard zu feiern. Bewogen hatte ihn seinerzeit gerade die Abgeschiedenheit des Tals. Und damit der Vorteil, seine uhrmacherischen Projekte mit der gewünschten Gewähr für Diskretion entwickeln zu können. Für Fleurier sprachen weiter die gut qualifizierten Handwerker (ein Viertel bei Chopard Manufacture sind Grenzgänger aus dem französischen Jura, von denen die meisten die berühmte Uhrmacherschule in Besançon absolviert haben). Letztes Motiv: der generelle Arbeitsenthusiasmus, der wiederum die Basis abgibt für die Kreativität. Bezeichnenderweise investiert Karl-Friedrich Scheufele fleissig weiter in Fleurier. Im vergangenen Jahr erwarb Chopard das grosse Haus aus dem 18. Jahrhundert vis-à-vis vom Stadthaus (der alten Villa Bovet). Dort soll in zwei Jahren die Abteilung Chopard Technologies untergebracht sein, die Forschung und Entwicklung und Konstruktion zusammenfasst.

Der Dritte im Bunde der Wiederbelebung, dessen Wurzeln auch nicht letzte lokale Tiefen erreichen, ist Pascal Raffy mit seiner Bovet Fleurier. Für einen Mann, der spät gestartet ist in der Uhrmacherei, ist er weit gekommen. Bovet fertigt ansehnliche Zeitmesser, die unverwechselbar sind dank der – für eine Armbanduhr ungewöhnlichen – Krone bei zwölf Uhr. Eine Anspielung auf die Bovet-Tradition der Taschenuhren.

Daneben pflegt die Uhrenmanufaktur Bovet heute stark die handemaillierten Varianten, heute eine echte Rarität. Emailleure sind eine seltene Spezies geworden. Und man vernachlässigt in diesem Haus keineswegs die uhrmacherischen Spezialitäten. Etwa in Form des Tourbillon Huit Jours mit automatischem Aufzug und einer Werkdekoration im Style fleurisan. Einstweilen bleibt Bovet eine Uhr für einen Liebhaberkreis. Das Jahresvolumen beläuft sich nach Angaben des Hauses auf 2000 Stück.

Bis Fleurier freilich wieder einmal der Ort mit der höchsten Millionärsdichte der Schweiz wird, fliesst sicher noch viel Wasser die Areuse hinunter in den Neuenburgersee. Aber dafür kann sich das Tal mit seinem Sonnenschein trösten, der es noch auf 660 Meter Höhe erlaubt, einen gelungenen Rotwein anzubauen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Mehr als 200 Flaschen gibt der Rebberg hinter der Kirche von Travers nicht her. Wer sich davon ein Kontingent sichern will, stellt sich mit Vorteil gut mit Pierre-Alain Rohrer, dem Geranten des Hôtel des Six-Communes in Môtiers.