Als Werner K. Rey ganz oben stand, beeinflusste er über die Omni Holding mit einer Börsenkapitalisierung von 1,8 Milliarden Franken rund drei Dutzend Unternehmen mit über 12 Milliarden Franken Umsatz. Zwei Jahre später, im Frühling 1991, fand die Börseneuphorie und Goldgräbermentalität der achtziger Jahre ihr jähes Ende; die Zinsen schnellten in die Höhe, und Reys aufgeblasenes Imperium krachte unter Milliardenschulden zusammen. Ob der einst als «genialer Konzernbauer» gepriesene Raider kriminell vorgegangen ist, haben die Berner Richter zu entscheiden. Fest steht: Falls es zur Anklage kommt, wird Rey über seine Beziehungen zu den Dutzenden von Banken plaudern, die ihm bis zuletzt Millionen hinterherwarfen. Und auch für seine früheren Manager und Organverantwortlichen wird’s hochnotpeinlich - sie können nicht mehr alles einem in die Karibik Entschwundenen unterjubeln.

Die willigen Schachfiguren
Als der allabendlich champagnerselige Banker Hans J. «Johnny» Keller den jungen Werner K. Rey 1972 in die Bankinvest Zürich holte und ihn nach London schickte, sass im VR der Bank auch ein ehrgeiziger junger Jurist: Walter König, Sohn eines früheren Zürcher Regierungsrates. Königs Name ist untrennbar mit Reys Aufstieg und Fall verbunden. Als dessen juristischer Schutzengel war er bereits beim Bally-Deal Mitte der siebziger Jahre dabei, erhielt dort ein VR-Mandat und präsidierte den VR der Omni, als diese zusammenkrachte. Auch andere glühende Verehrer liessen sich, Schachfiguren gleich, von Rey umherschieben: Die Inspectorate-Chefs Heinz Döring und Yves Paternot zum Beispiel, die Omni-Generäle Jean-Claude Vagnière, Martin Ungerer und René Giulianelli oder der PR-Mann Aloys Hirzel. Giulianelli, 1990 aus dem Omni-VR gekippt und als Nachfolger von Ungerer kurzzeitig Chef des von Rey geposteten Jean Frey Verlags («Weltwoche», BILANZ), galt letztlich immerhin noch als Omni-Gewissen. Vollends zu Kreuze krochen Sulzer-VR-Präsident Pierre Borgeaud und sein Konzernchef Fritz Fahrni, wenn Rey auch bloss mit der Wimper zuckte. Borgeauds Hochachtung für den grössten Sulzer-Einzelaktionär (30 Prozent) drückte sich dergestalt aus, dass er sich beim Telefonieren mit Rey jeweils ehrfürchtig aus seinem Sessel erhob.

Die Vertrauten
Wenn überhaupt, so vertraute Rey nur ganz wenigen Menschen, etwa seinem Buchhalter und späteren Omni-Direktor Martin Dettling und dem Zürcher Anwalt Jean-Marc Vuille, den er in mehreren Firmen als Statthalter einsetzte. Beide kannte er schon aus Bankinvest-Zeiten. Ebenfalls nahe standen ihm Ex-Nestlé-Finanzchef Hans Herzig, Omni-Jurist Andrea Egger oder sein vor kurzem in Schottland verhafteter Schwager Thomas Francis Gatley. Vertraut hat er auch seiner früheren Anwältin Dominique von Planta. Ob dies auf seinen jetzigen Rechtsvertreter, den Basler Stefan Suter, ebenfalls zutrifft, kann für Rey von grosser Wichtigkeit sein.

Die Parasiten
Zu den fürstlich honorierten Schaumschlägern und Parasiten, die sich als Mini-Reys gebärdeten und den Meister kopierten, ohne ihn je kapiert zu haben, zählten neben Walter König und anderen die Chefs der OmniCorp: Richard Cusak, Peter Atkin, Denis Strauss und Peter Stefanovits. In dieselbe Kategorie gehören die Omni-Generäle Dieter Sulser, Fritz Hauff und Markus Herzig. Hauff und Herzig, Sohn von Hans Herzig, versäumten es nicht, als Vorstandsmitglieder des Dortmunder Mischkonzerns Harpener (zu 83 Prozent in Rey-Besitz) noch zwei Jahre lang kräftig dazuzu«verdienen».

Die prominente Fangemeinde
Als Rey vor zehn Jahren mit der Omni Holding die letzte seiner vielen Aktivitäten nach Bern verlegt hatte, kannte der Jubel bei Kurt Meier (Chef der Berner Kantonalbank), Ueli Augsburger (Regierungsrat) und Fritz Hofmann (Bankrat) keine Grenzen. Die Kredite flossen wie nie zuvor - nicht zuletzt von seiten des Bankvereins, wo Generaldirektor (und Harpener-Aufsichtsrat) Fritz Köhli Reys Kreditwürdigkeit stets über den grünen Klee lobte. Für Reys Rechtschaffenheit standen auch die Namen Wolfgang Marti, Präsident des Verbandes Schweizerischer Maschinenindustrieller und Omni-VR, sowie Jean Pierre Bonny, früherer Biga-Chef mit Mandat bei der Omnibank. Sie waren genauso Rey-Fans wie Rolf Gamper, Generaldirektor der Schweizer Rück, und dessen Kollege Martin Imbach von der Schweiz Versicherung.

Die unerbittlichen Gegner
Dass die SBG alle Annäherungsversuche Reys ignorierte, hat seinen Grund: SBG-Chef Alfred Schaefer wurde von Rey nach dem Bally-Coup aus dem VR geworfen und fühlte sich zutiefst verletzt. Seinem Nachfolger Robert Holzach nahm er das Versprechen ab, die SBG würde nie ein Geschäft mit Rey tätigen, und dieser hielt sich daran. Einen Feind verschaffte Rey sich auch in Harpener-Chef Günther E. Hering, der den Bettel früh hinschmiss. Als es Anfang 1991 im Rey-Imperium krachte, griff NZZ-Journalist Hansjörg Abt in die Tasten und geisselte die Banken, die den rettenden Adia-Comco-Deal finanzieren wollten. Das Geschäft platzte, die Banken gerieten in Panik, und Reys Geldmaschine kam kreischend zum Stillstand. Sieben Jahre später holte sein Jäger, der Berner Staatsanwalt Beat Schnell, Rey von den Bahamas zurück.

 

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