Bis Ende Oktober hatte er alles richtig gemacht: die Investmentbank stark verkleinert, die Bilanz geschrumpft, den Aktienkurs massiv erhöht. Doch dann brummte die Finma UBS-Chef Sergio Ermotti eine heftige Strafe auf: Die Vorsorge für Rechtsfälle muss verdoppelt, das Eigenkapital dadurch um 3,5 Milliarden Franken erhöht werden. Ein Schock für den 53-jährigen Tessiner, der die Führung der skandalgeplagten Grossbank im September 2011 von Oswald Grübel übernommen hatte. Doch öffentliche Kritik an dem Entscheid war von ihm nicht zu vernehmen – dazu hat er schon zu viele Auf und Ab an den Finanzmärkten erlebt.
Als 15-Jähriger angefangen
Eigentlich hatte Ermotti Sportlehrer werden wollen, doch nachdem er als 15-Jähriger bei der kleinen Cornèr Bank in Lugano als Lehrling angefangen hatte, startete er seine steile Karriere, die ihn über Citibank, Merrill Lynch und UniCredit auf den Chefsessel der UBS führte. Jetzt muss Ermotti mit seinem Team die Spekulationen vertreiben, dass der Finma-Entscheid auf gravierende Kontrollmängel hinweise.
Rechtsfälle belasten das Geschäft
Operativ ist die UBS gut unterwegs: Sie ist die höchstkapitalisierte Bank ihrer Vergleichsgruppe, das Risikoprofil ist durch den Schrumpfungsprozess massiv gesunken, und im Kerngeschäft Wealth Management ist die UBS vor allem in der Wachstumsregion Asien unangefochtener Marktführer. Doch Rückstellungen für Steuerstreitfälle belasteten zuletzt das Kerngeschäft. Rechtsfälle, die Kapital und Ressourcen kosten, scheinen bei der grössten Schweizer Bank wie ein Fass ohne Boden.
Ermotti wohnt mit seiner Frau und den beiden Söhnen unter der Woche in Zug, am Wochenende geht es nach Möglichkeit in den Heimatkanton Tessin. Doch für die Familie bleibt aktuell nur wenig Zeit: Ermotti will den Umbauprozess in zwei Jahren abgeschlossen haben.
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