Der Mann hat Starpotenzial. Den schlanken Körper meist in topmodische Anzüge gehüllt, gerne mit lässigen Accessoires wie Manschettenknöpfen aus Silber und Lederarmbändchen ergänzt, bricht er das Einheitsgrau der Manager mit einer Portion Coolness auf. Dabei befindet er sich ganz klassisch im Zentrum des Establishments: Als Präsident der Grossbank Credit Suisse steht er einer der traditionsreichsten Firmen der Schweiz vor. Er weiss um seine Rolle. Bei gesellschaftlichen Anlässen – seine Partnerin Nadja Schildknecht ist Leiterin des Zurich Film Festivals – hält er sich bewusst zurück. «Glamouröse Banker sind etwas Absurdes», hat er der BILANZ einmal gesagt.

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Seit 2011 amtet der ehemalige Chefjurist als Präsident. Dabei hat er einen schwierigen Zeitpunkt des Einstiegs erwischt: Die Branchenkrise hat sich verschärft, die Margen sind eingebrochen, der Druck aus dem Ausland ist gestiegen. Rohner hat sich als vorsichtiger Taktierer erwiesen. So stutzte zwar auch die CS das Investment Banking zurück, aber nicht so radikal wie Konkurrentin UBS.

Negativtrend kehren

Mit einer Fülle von Massnahmen zur Steigerung der Effizienz will er den Negativtrend kehren. Er muss auf viele Seiten Rücksicht nehmen: Das Management unter dem Amerikaner Brady Dougan ist von Investment Bankern geprägt, die in vielen Bereichen keine radikalen Schritte wollen. Auch grundsätzliche strategische Weichenstellungen sind nicht einfach, stammen die Grundzüge, wie etwa das Konzept einer integrierten Bank, doch noch von seinem Mentor und Vorvorgänger Walter Kielholz, der als Verwaltungsrat eine wichtige Stimme geblieben ist.

Dieses Jahr dürfte der Handlungsspielraum zunehmen: Nicht nur Kielholz, sondern auch der andere starke Mann im Rat, Nestlé-Präsident Peter Brabeck, werden zurücktreten.

Steuerstreit wirft Schatten

Bei Themen zum Finanzplatz Schweiz bewies Rohner bereits Selbstbewusstsein. Die Erhöhung der Kapitalanforderungen für Grossbanken sei nicht sachgerecht, kritisierte er Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf in der Presse. Zusammen mit UBS-Präsident Axel Weber gründete er deshalb eine neue Lobbyorganisation, um in Brüssel besser für die Anliegen der Grossbanken zu werben.

Inzwischen geraten die CS-Verantwortlichen wegen ihrer Handhabung des Steuerstreits indes zunehmend unter Druck. Auch Urs Rohner wird teilweise hart kritisiert. Erst diese Woche wurde bekannt, dass der Steuerstreit mit den USA die Grossbank Credit Suisse wohl noch teurer zu stehen kommt als bislang gedacht. Das Kreditinstitut müsse knapp 2,5 Milliarden Dollar an die US-Behörden zahlen, berichtet das «Wall Street Journal» (WSJ) am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Brenzlig könnte insbesondere das von der USA geforderte Geständnis werden. Ob Rohner oder Dougan, für die Person, die das Schuldeingeständnis schlussendlich unterschreiben muss, dürfte die Bankkarriere zu Ende sein.

Wer sind die Wichtigsten der Schweiz? Die grosse Übersicht der Bilanz zeigt Ihnen, wer wirklich etwas zu sagen hat.