Herrscht hoher Konkurrenzdruck, ist die Schadenfreude nicht weit. Forschende der Uni Zürich haben mit Kollegen dieses spezielle Gefühl unter die Lupe genommen und warnen: Schadenfreude kann viral werden.
Moderne Organisationen bemühen sich oft, den Teamgeist zu fördern. Herrscht aber hohe Konkurrenz zwischen Mitarbeitenden, ist dies ein fruchtbarer Nährboden für Schadenfreude. Forschende um Jamie Gloor von der Universität Zürich haben die Voraussetzungen für dieses Gefühl und seine Konsequenzen für Organisationen untersucht und berichten von ihren Ergebnissen im Fachblatt «Academy of Management Review».
Schadenfreude richtet sich demnach oft gegen Konkurrenten oder Mitarbeitende, die aufgrund herausragender Leistungen beneidet werden. Werden diese unfair behandelt, schaffe dies plötzlich ausgeglichene Wettbewerbsbedingungen, erklärte Gloor gemäss einer Mitteilung der Hochschule.
Ansteckende Schadenfreude
Besonders problematisch ist den Forschenden zufolge, wenn die Beobachterinnen und Beobachter der unfairen Behandlung ihre Schadenfreude für gerechtfertigt halten. Dies ist der Fall, wenn sich der oder die Betroffene vorher selbst falsch verhalten hat. Davon unterscheiden die Forschende mit Schuldgefühlen verbundene Schadenfreude, die sie als ambivalent bezeichnen.
Gloor und ihre Kollegen von der Shanghai Jiao Tong University und der National University in Singapur warnen, dass als gerechtfertigt empfundene Schadenfreude ansteckend wirke. Die Folge sei, dass die Betroffene Person von den Beobachtenden fortan auch unfair behandelt wird, zum Beispiel dass ihr Hilfe verweigert oder sie aktiv ausgeschlossen wird. «Ist Schadenfreude unter Mitarbeitenden plötzlich verbreitet, wird auch asoziales Verhalten normal», so Gloor.
An ihre Warnung knüpfen die Forschenden daher auch eine Reihe von Empfehlungen für Führungspersonen: Teamorientierte statt individuelle Anreize zu fördern, mit den Mitarbeitenden gemeinsame Visionen zu entwickeln, faire Richtlinien und Abläufe zu implementieren und einen besonderen Fokus auf Meinungsführer innerhalb sozialer Gruppen zu haben. Dies könne Schadenfreude vorbeugen und Ansteckungseffekte verringern, schrieb die Uni Zürich.
(awp/ccr)