BILANZ: Die Uhrenindustrie erlebt einen Einbruch. Was erwarten Sie für 2013?
Sascha Moeri: Wir erleben eine Abkühlung der Nachfrage vor allem aus China. Mich verunsichert dies nicht weiter. Die Uhrenindustrie hat drei fantastische Jahre hinter sich. Wir spüren keinen Einbruch – im Gegenteil.
Wie bitte?
Wir haben im Jahr 2009 rund 6500 Uhren verkauft, letztes Jahr waren es 16 500, dieses Jahr werden wir 20 000 Stück verkaufen. Wir können die Nachfrage bei weitem nicht decken. Zudem feiern wir in diesem Jahr 125 Jahre Bucherer. Dieses Jubiläum gibt weiteren Schub.
Sie verkaufen 40 Prozent ihrer Uhren nach Asien. Wie wichtig ist für Sie das Freihandelsabkommen mit China?
Der gesamte asiatische Markt ist für uns sehr wichtig. Aber dabei dürfen die vielen anderen Regionen wie die USA, Europa und der Mittlere Osten nicht vergessen werden. China ist ein wichtiger Markt und das Freihandelsabkommen für die Schweizer Uhrenindustrie sehr positiv.
Inwiefern?
Wir werden bei Carl F. Bucherer in Kürze die oberste Führung der grössten chinesischen Bank zu Besuch haben. Vertreter der Finanzbranche sind sehr wichtige Kunden für uns. Ein weiteres Beispiel: Wir haben in Taiwan im ersten Quartal so viele Uhren verkauft wie 2012 im gesamten ersten halben Jahr.
Und die Touristen aus China?
Auch in Europa, wo wir jede vierte Uhr von Carl F. Bucherer verkaufen, ist der asiatische Tourist wichtig. Das Freihandelsabkommen ist ein sehr gutes Signal.
Warum soll ich eine teure Uhr von Ihnen kaufen? Eine günstige Swatch zeigt die Zeit mindestens so genau an.
Sie müssen unbedingt eine Swatch kaufen, das ist ein geniales Produkt. Ich selber gehöre zu den Sammlern der ersten Stunde, und unsere Industrie hat dieser Uhr viel zu verdanken.
Eben.
Eine Uhr von Carl F. Bucherer kaufen Sie nicht in erster Linie, um die Uhrzeit abzulesen, vielmehr ist es ein Ausdruck der ausgeprägten Wertewelt des Käufers oder der Käuferin. Und der Träger wird erst noch Teil einer 125-jährigen Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie.
Uhrenmann: Der 40-jährige Sascha Moeri ist seit 2010 CEO von Carl F. Bucherer. Die Uhrenmarke gehört zur Bucherer-Gruppe, die ihr 125-jähriges Bestehen feiert. Moeri war bei der Swatch Group und Michel Jordi tätig. Zuletzt arbeitete er für den Konzern Chow Tai Fook (Hongkong) als Vizepräsident bei Milus International.