BILANZ: Was haben Sie gegen Convenience Food?
Markus Ritter: Überhaupt nichts.
Wie bitte? Sie hielten eine Pressekonferenz zum Thema ab.
Ja, aber wir haben nur festgestellt, dass Convenience Food ein Trend ist, verbunden mit der zusätzlichen Berufstätigkeit und dem Essen ausser Haus. Unsere Schlussforderung ist: Dadurch steigen die Verarbeitungskosten von Lebensmitteln – und dadurch wächst letztlich der Druck auf uns Produzenten.
Müssten die Bauern ihre Wertschöpfungskette verlängern?
Das tun ja schon viele, aber überall ist das nicht möglich.
Sind die Bauern nicht einfach zu wenig innovativ, um Essenstrends rechtzeitig aufzunehmen?
Die Bauern sind seit langem sehr innovativ, jeder sucht seine Nischen und optimiert seinen Betrieb. Aber man kann nicht überall die Weiterverarbeitungsstufen ausbauen.
Hat das nicht Tradition: Man klagt und ruft nach dem Staat?
Wir haben nicht nach dem Staat gerufen. Wir haben beim Convenience Food bloss festgestellt, dass sich der Anteil der Margen zugunsten der Verarbeiter und zuungunsten der Produzenten verschoben hat. Darauf machen wir aufmerksam.
Vielleicht sollten die Bauern das Angebot an biologischen Produkten steigern.
Dies wäre dann richtig, wenn am Markt zusätzliche biologische Produkte nachgefragt würden. Sie wissen aber auch, dass Firmen ab 20 Prozent Marktanteil marktmächtig sind. Die beiden grossen Schweizer Lebensmittelverteiler bringen es in vielen Bereichen gemeinsam gar auf 70 bis 80 Prozent. Bei dieser Verteilung der Marktkräfte hat es die Landwirtschaft sehr schwer.
Sie operieren auch mit der Versorgungssicherheit des Landes. Ist das nicht ein Argument aus dem Zweiten Weltkrieg?
Unser Nettoselbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln liegt bei 54 Prozent. Sie sagen, das sei genug. Okay, aber dann gebe ich Ihnen ein paar Stichworte: Klimawandel, sinkende Süsswasserreserven, jedes Jahr 80 Millionen neue Bewohner auf der Erde. Das sind enorme Herausforderungen für die Lebensmittelproduktion. Russland, Thailand oder Argentinien stoppten in der Vergangenheit den Export von Getreide, Reis respektive Fleisch. Auf solche Reaktionen muss die Schweiz heute vorbereitet sein.
Wie viel Subventionen bezieht der höchste Bauer des Landes?
Das sind keine Subventionen, sondern Direktzahlungen für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen. Es sind 80 000 Franken im Jahr.