Kleine Zimmer, gute Wlan-Verbindung, grosse Gemeinschaftsflächen: Um bei der Generation Y nicht den Anschluss zu verlieren, versuchen die grossen Hotelketten, die ab 1980 Geborenen mit sogenannten Mikro-Hotels anzulocken. Neben jungen Anbietern wie Yotel, CitizenM oder Pod haben auch die traditionellen Häuser jüngere Brands lanciert: Hilton setzt auf ihre Tru-Hotels, Mariott auf seine Moxy-Hotels.
Die klassische Hotellerie ist unter Zugzwang: Globaler Wettbewerb, ein schwieriges ökonomisches Umfeld, sich verändernde Gästebedürfnisse, spezifische Kundenerwartungen und lokale Konkurrenz machten den alteingesessenen Hotels das Leben schwer, sagt Tourismus-Experte Urs Wagenseil von der Hochschule Luzern. Auch Airbnb spiele dabei eine Rolle und biete Reisenden eine praktische und meist günstigere Alternative zum klassischen Hotel.
Wenige Quadratmeter reichen aus
«Hotelketten spezialisieren sich zunehmend mit Sub-Brands», bestätigt Experte Wagenseil. Mit Etablissements an guten Locations setzten sie auf schickes Design und viel Ausstattung, aber auch auf kleinere Zimmer und Preise. Reisende seien zunehmend preisbewusst.
Misst ein Standardzimmer in Mariott-Hotels 28 Quadratmeter, ist das grösste Zimmer bei Moxy-Hotels 17 Quadratmeter gross. Die New Yorker Pod-Hotels bringen eine Person auf sechs Quadratmetern unter, für zwei Personen gibt es sieben Quadratmeter. Bei den niederländischen citizenM-Hotels reicht das Doppelbett von Wand zu Wand – man kann von der Tür quasi direkt ins Bett fallen.
Erlebniswelten für hippe Reisende
Ausgestattet sind die Zimmer jedoch mit allem, was der Millenial sich wünscht: Gratis-Wlan, kostenloser Minibar, integrierten Flachbildschirmen, iPod-Docks und schicken Duschkabinen. «Die Zeiten, als nur privilegierte Hotelgäste Zugang zu grossartigem Design hatten, sind vorbei», sagt Tina Edmunson, verantwortlich für Marriotts Lifestyle-Hotelmarken der «New York Times».
Die hippen Hotels wollen den Millenials Erlebniswelten bieten statt verstaubter Hotelflure. In ihren Ablegern fühle sich der Gast «wie zuhause, aber mit einem Barkeeper», verspricht die Mariott-Kette Moxy Hotels. Tru-Hotels wollen «nicht immer dasselbe alte, verstaubte» präsentieren – das Erlebnis zählt. «Man sieht einen Wandel in der Art, wie Hotels konzipiert werden», sagt Experte Wagenseil von der Hochschule Luzern.
Bei Hiltons Mikro-Hotel-Marke etwa ist die Lobby nicht mehr Ankunftsort, sondern in vier Zonen unterteilt, in denen Gäste E-Mails checken, arbeiten, essen, Kaffee trinken und sich unterhalten können. In den Moxy-Hotels erhält man Eintritt zu Hotel und Zimmer mittlerweile per Smartphone-App.
Auch in der Schweiz schrumpfen die Zimmer
Der Trend hat es auch in die Schweiz geschafft: Hier setzten eine Reihe von Hotels ebenfalls auf kleinere, gut ausgestattete Zimmer mit grossen Gemeinschaftsräumen, sagt Thomas Allemann, Mitglied der Geschäftsleitung von hotelleriesuisse. Dazu gehörten etwa das Cube Hotel in Savognin, das Motel One in Zürich (Eröffnung Anfang 2017) und Basel (Eröffnung Sommer 2016), die Easyhotels in Basel oder das Twenty Five Hours Hotel in Zürich.
Grund für diesen Trend sieht Allemann in der Schweiz in den hohen Bodenpreisen, der Möglichkeit für die Hotels, ihre Zimmer so effizienter nutzen zu können und darin, dass öffentliche Räume innerhalb der Hotels zunehmend an Bedeutung gewinnen.