Für die meisten Briten war sie schon immer da. Kaum einer ihrer Untertanen kann sich an die Zeit vor ihr erinnern. Regierungschefs kommen und gehen – insgesamt zwölf Premierminister, von Winston Churchill bis David Cameron hat sie erlebt. Doch Queen Elizabeth II. bleibt.
Am Mittwoch wird die 89-Jährige zur am längsten amtierenden Monarchin der britischen Geschichte und ihre Ururgrossmuter Königin Victoria, die von Juni 1837 bis Januar 1901 das Zepter in der Hand hielt, übertreffen. Über 63 Jahre dauert ihre Herrschaft bis heute bereits an. Den weltweiten Amtsrekord hält mit 69 Jahren jedoch Thailands König Bhumibol Adulyadej.
Grossbritanniens dienstälteste Monarchin
Abdankung kommt in dem Wortschatz der 89-Jährigen nicht vor. Die unerschütterliche Pflichterfüllung ist ihr Markenzeichen, für die sie viele Briten verehren. Makellos und immer in dem gleichen würdigen und liebenswürdigen Stil absolviert Ihre königliche Majestät trotz des hohen Alters rund 400 Termine im Jahr.
Mehr als vier Millionen Menschen soll sie dabei schon getroffen und die Hand geschüttelt haben. Der Hut auf dem Kopf und die Handtasche am Arm dürfen dabei nicht fehlen.
Beliebter denn je
Politische Macht hat sie wenig, Einfluss hingegen reichlich. Das britische Königshaus ist heute beliebter denn je – sowohl im eigenen Land als auch international. Ganz zur Freude der britischen Wirtschaft. Denn laut der Kosten-Nutzenrechnung des Analysehauses Brand Finance lässt die Queen und ihre royale Familie die heimische Wirtschaft regelrecht florieren.
Der Schätzung von Brand Finance zufolge liegen die Kosten des Königshofs bei rund 257 Millionen Pfund im Jahr. In der Rechnung sind beispielsweise die hohen Ausgaben für den Polizeischutz der Windsors und entgangene Einnahmen für den Staat aus den königlichen Ländereien berücksichtigt. Grossbritannien leistet sich damit den mit Abstand teuersten Königshof der Welt.
Nettobeitrag von 1,16 Milliarden Pfund
Dem stehen grosse Einnahmen gegenüber. Die Windsors sind ein Magnet: Touristen wandeln auf den Spuren der Queen und der sogenannte Kate-Effekt – mit den beiden Kindern von Prinz William und Prinzessin Kate inzwischen zu einem George- und Charlotte-Effekt ausgeweitet – bringt dem Land demnach jedes Jahr 1,41 Milliarden Pfund ein. Unterm Strich macht das laut Brand Finance einen Überschuss von knapp 1,16 Milliarden Pfund jährlich. Der Markenwert der Königsfamilie wird auf stattliche 56,7 Milliarden Pfund beziffert.
Für viele Konsumenten stellen Queen und royale Familie ein wichtiges Kaufargument bei allen möglichen Produkten dar. Eine Studie der University of Warwick hat sich mit dem Kaufverhalten der Chinesen beschäftigt, die für das weltweite Luxusgeschäft besonders wichtig sind.
Das Ergebnis: 27 Prozent der Chinesen lassen sich in puncto Fashion von der Queen und der «Royal Family» inspirieren. 16,4 Prozent kaufen britische Produkte ausschliesslich deshalb, weil ein Mitglied der Windsors es nutzt oder getragen hat. Erscheint einer der Royals in einem neuen Kleid, lässt das die Kaufwahrscheinlichkeit bei 46,7 Prozent der Chinesen steigen.
Qualitätsmerkmal für Luxus-Produkte
Zudem gilt die Queen bei chinesischen Konsumenten als Qualitätsmerkmal für Luxus-Produkte. Bei 57 Prozent steigt das Interesse an einem Produkt, wenn es mit der königlichen Urkunde für Hoflieferanten – dem «Royal Warrant» – gekennzeichnet ist.
Überhaupt verbinden die Konsumenten aus dem Reich der Mitte Grossbritannien in erster Linie mit der Queen. Danach erst folgen Burberry, Gentleman, Cambridge, Manchester United, David Beckham, Princess Diana, Big Ben, Royalty und London.