Viele Jahre nach der Finanzkrise gibt es Anzeichen aus der Region Asien-Pazifik dafür, dass sich trotz einer lockeren Geldpolitik die Bildung von Aktiva-Blasen verhindern lässt. Ob in Singapur, Sydney oder Seoul: Aufsichtsbehörden haben kluge Regeln eingeführt, die eine Inflation bei den Immobilienpreisen ins Visier nehmen - während sie gleichzeitig mit geldpolitischen Massnahmen versuchen, ihre Volkswirtschaften anzuschieben.
Vor dem Hintergrund einer sich ausweitende Liste in Ländern, die ihre Zinsen in Richtung null gesenkt haben, gewinnen so genannte makroprudenzielle Massnahmen - die in Industriestaaten einst ausser Mode geraten waren - wieder an Popularität.
Scheint zu funktionieren
«Asien ist ein Vorreiter bei makroprudenziellen Massnahmen gewesen», sagte Frederic Neumann, Co-Chef für Wirtschafts-Analysen zu Asien bei HSBC Holdings Plc in Hongkong. «Idealerweise hätte die Region in den vergangenen Jahren höhere Zinsen haben sollen, um dem spekulativen Druck zu begegnen. Aber das war nicht möglich. Daher war dies ein Ersatz. Und ersten Anzeichen zufolge, scheint er funktioniert zu haben.»
Nach der Finanzkrise war viel billiges Geld in den asiatischen Immobilienmarkt geflossen. Dahinter stand wohl nicht zuletzt auch die Entscheidung der Federal Reserve, ihre Zinsen Richtung null zu schicken. Die Entwicklungen am Immobilienmarkt verlangten nach Gegenmassnahmen.
Singapur ging mit gutem Beispiel voran. Im Jahr 2009 führte der südostasiatische Stadtstaat gewisse Obergrenzen bei Wohnimmobilien ein. So durften die Tilgungsraten von Kreditnehmern nicht mehr als 60 Prozent der monatlichen Einkünfte betragen. Hongkong folgte ab dem Jahr 2010. Immobilien, die anfangs nach zwei und später nach drei Jahren weiterverkauft wurden, unterlagen dort einer Sonderabgabe. Zusätzlich wurden 15 Prozent an Steuern für Käufe durch Ausländer und Unternehmen im Jahr 2012 vorgestellt.
Immobilienpreise fallen inzwischen wieder
Sowohl in Singapur als auch in Hongkong fallen die Preise für Immobilien inzwischen wieder. In Singapur wurde im Dezember der neunte Quartalsrückgang in Folge gemeldet. Und in Hongkong gingen die Preise für gewisse Wohnimmobilien im vierten Quartal um 6,9 Prozent zurück.
Laut Adair Turner, Ex-Chairman der britischen Financial Services Authority, sind Stadtstaaten wie Singapur inzwischen zu internationalen Immobilienmärkte geworden - und allein Zinsen zu nutzen, das würde auf die dortigen Volkswirtschaft «ziemlich komische» Auswirkungen haben.
«Es ist eine recht schwierig, einen ausser Kontrolle geratenen Immobilienboom mit Zinsen zu kontrollieren», sagte er in dieser Woche in Singapur. «Um mit ihm umzugehen, müssen die geldpolitischen Entscheider und Regulierer eine Vielzahl an Werkzeugen und mächtigen makroprudenziellen Werkeugen auffahren.»
Makroprudenzielle Massnahmen zeigen Erfolg
Fitch Ratings prognostiziert eine deutliche Verlangsamung beim Anstieg der Immobilienpreise in Australien und Neuseeland und geht für Singapur sogar von einem weiteren Rückgang aus. Als einen von vielen Gründen für diese Entwicklung nennt die Ratingagentur makroprudenzielle Massnahmen.
Mehr Länder könnten schon bald mit makroprudenziellen Eingriffen experimentieren. Immerhin hat der Internationale Währungsfonds gerade erst die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gesenkt. Die Notenbanken von Ländern wie Neuseeland sind gerade dabei, Zinsanstiege wieder rückgängig zu machen, nachdem sich diese für die jeweiligen Volkswirtschaften als zu hart erwiesen hatten.
«Notenbanker müssen die Zinsen für eine ganze Weile niedrig halten», sagt Shane Oliver, Chef für Investment-Strategie bei AMP Capital Investors Ltd in Australien. «Der beste Ansatz, um damit umzugehen, sind makroprudenzielle Kontrollen.»
(bloomberg/ccr)