Das Ende der zivilisierten Welt war in der jüngsten Geschichte oft nur die Idee einiger Verschwörungstheoretiker. Doch mit den Geschehnissen unserer Zeit machen sich auch solche Gedanken, die unter normalen Umständen keinen Grund zur Sorge haben: die Superreichen. Wie der «New Yorker» berichtet, bereiten sich derzeit nicht wenige aus der wohlhabenden Elite des Silicon Valleys auf das Schlimmste vor. «In den vergangenen Jahren hat sich der Drang nach Überleben auf wohlhabende Viertel ausgeweitet», heisst es in dem Bericht, «auf Führungskräfte der Technologie- und Finanzwelt im Silicon Valley und New York City».

So soll sich beispielsweise Reddit-Chef Steve Huffman einer Augenoperation unterzogen haben – nicht, weil er glaubt, ohne Brille besser auszusehen, sondern weil er sich im Falle eines Desasters bessere Überlebenschancen erhoffe. «Sollte die Welt enden – und nicht einmal, wenn die Welt endet, aber falls wir Probleme haben – kann es schwierig werden, Kontaktlisten oder Brillen zu bekommen», begründet der 33-Jährige.

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US-Wahlkampf offenbarte Spalt in der Bevölkerung

Marvin Liao, ehemalige Yahoo-Führungskraft und nun Partner beim Risikokapitalunternehmen 500 Startups, habe sich Waffen gekauft und gelernt, wie man mit dem Bogen schiesst. Der frühere Facebook-Mitarbeiter mit leitender Position, Antonio Garcia Martinez, soll sich Land auf einer Insel gekauft und es mit Generatoren und Munition ausgestattet haben. Auslöser dieser drastischen Entscheidung sei der Wahlkampf im vergangenen Jahr gewesen, der gezeigt hat, wie tief gespalten die Bevölkerung in den USA ist.

Sorgen bereiten den Mächtigen nicht nur die Politik, sondern auch die wachsende globale Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Wie die Hilfsorganisation Oxfam in der vergangenen Woche veröffentlichte, besassen 2016 acht Männer mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der Welt, also 3,6 Milliarden Menschen. Dem Bericht nach sei die Erkenntnis überraschend. Noch im Jahr zuvor war das Verhältnis 62 gegenüber dem ärmeren Teil des Globus.

Endzeitszenarien in TV und Film

Etliche Filme und TV-Serien zeichnen Welten nach, in denen die Darsteller ohne Gesetze und institutionelle Strukturen zurechtkommen müssen.

Mal bricht die Zivilisation zusammen, weil ein Virus die Toten zu Untoten macht, mal müssen sich die Überlebenden gegen selbsternannte Warlords behaupten, mal begeben sie sich auf die Suche nach Zuflucht vor heranwälzenden Eiszeiten oder monströsen Wasserwellen; ohne Internet, ohne Elektrizität, das Dasein lediglich auf einfaches Überleben beschränkt. Auch Reality-TV-Formate wie die «Doomsday Preppers» vom National Geographic Channel erfreuen sich höchster Beliebtheit bei jenen, die im wohlgewärmten Heim von der Couch aus zuschauen.

Überleben als Normalbürger

«Ich habe mich gefragt: ‚Willst Du in einer Gewaltherrschaft leben?‘», sagt Colin Waugh gegenüber dem Online-Portal Vocativ. Der 31-Jährige gehört nicht zu den Sillicon-Valley-Grössen. Doch auch ihn machen der neue US-Präsident und seine politischen Vorhaben Sorgen, weswegen er sich schon einmal eine Schrotflinte zugelegt und so genannte «Bug-out-Bags» vorbereitet hat, Taschen vollgestopft mit Munition, Energieriegel und diversen Gegenständen, die das Überleben in einer post-apokalyptischen Welt einfacher machen könnten. Zudem hat er bereits Wasser gebunkert und sucht noch nach einen passenden Ort, der im Extremfall Unterschlupf bietet.

Und Waugh ist nicht allein. «Ich bin es leid, als Waschlappen gesehen zu werden, der nicht überleben wird, wenn es hart auf hart kommt», sagt Stacy, die ihren Nachnamen nicht verraten will. Mit der Wahl Trumps ins Oval Office sei auf der linken Seite des politischen Spektrums das Interesse an Überlebensmassnahmen gewachsen. Gruppen wie der Liberal Gun Club berichten laut einem BBC-Bericht über wachsende die Mitgliederzahlen. Bisher interessierten solche Gemeinschaften eher konservative Patriotisten.

Das Geschäft ums Überleben ist lukrativ

Das Business ums Überleben boomt. Unternehmen wie das in New Yorker ansässige Gaffo Ballistics bieten so allerlei Sicherheitsprodukte an: von kugelsicheren Fensterscheiben bis hin zu kompletten Sicherheitsräumen, sogenannte Safe Rooms. Speziell für New Yorker hat das Unternehmen zehn Fluchtboote in Brooklyn und Manhattan bereitgestellt, mit den Kunden ermöglichen, im Falle des Falles von der überfüllten Insel zu flüchten, wie die New York Post schreibt.

Weniger weltuntergangsszenarisch, dennoch effektiv, sollte die Zivilisation enden, sind «Emergency Suvival Kits» von dem Unternehmen Preppi. «Eine gutaussehende Tasche, voll mit dem Besten, das benötigt wird, im Falle, dass du dich im Schlimmsten befindest», wirbt die Firma aus Los Angeles.

Tipps für das Ende der Welt

Das Internet bietet vieles mehr: Überall finden sich Tipps wieder, wie die Menschen sich am besten auf das Ende der Welt vorbereiten können. Die Sache ernst nimmt etwa die Seite thesurvivalistblog.net. M.D. Creekmore, Gründer des Webauftritts, ist nach eigenen Angaben Autor von drei Überlebensbüchern und berät über Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr. «Diese Seite will normalen, nicht-wohlhabenden Menschen helfen, sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten», heisst es dort. Creekmore gibt unter anderem Tipps zu Bag-out-Bags und stellt Listen mit den wichtigsten Überlebenswerkzeugen zusammen.

Die Online-Plattform Sprudge hat gar eine Anleitung zusammengestellt, wie man in Zeiten der gefallenen Zivilisation den perfekten Kaffee macht, und meint dies offenbar nicht nur im Scherz. «Kaffee kann in vielerlei Hinsicht dienlich sein», schreibt das Magazin, «um einfach nur an bessere Zeiten zu erinnern, als Tauschware oder für den Kick beim Patrollieren».

Unter der Erde ist es sicherer

Wer mehr Geld auf der Kante liegen hat, kann sich einem anderen Trend anschliessen: Bunker. Vivos verkauft «Lebensversichernde Lösungen in einer gefährlichen Welt». Untergrundbehausungen seien eine «anerkannte Lösung», um Menschengemachte oder natürliche Katastrophen zu überleben, heisst es auf der Webseite weiter. Erde könne den besten Schutz für die meisten Szenarien bieten: «Inklusive der Verschiebung der Erdpole, Supervulkane, Erdbeben, Asteroiden, Sonnenflimmern, Tsunamis, atomare Angriffe und Bioterrorismus.»

Vivos bietet mehrere Bunker-Lösungen an. Von privaten bis hin zu Gemeinschaftsbunker für bis zu 500 Personen ist alles für das angsterfüllte Herz dabei. Auch in Europa soll es eine Untergrundbehausung geben, für 34 Familien. Bei den Gemeinschaftsbunkern mache eine «Miteigentümerschaft» das Überleben erschwinglich für Jedermann, heisst es. Kosten: 35'000 US-Dollar für jeden Erwachsenen, 25‘000 für jedes Kind.

Insel der Hoffnung: Neuseeland

Unter den Superreichen Amerikas ist offenbar Neuseeland «The Place To Be», sollte die Zivilisation untergehen. In dem Artikel des New Yorker erklärt Reid Hoffman, Mitbegründer von LinkedIn, wie er einmal einem Freund gegenüber sagte, er erwäge Neuseeland zu besuchen. «Oh, gehst Du, um dir eine Absicherung gegen die Apokalypse zu kaufen?», soll der Freund geantwortet haben. Später habe Hoffman herausgefunden, dass das Land ein begehrter Zufluchtsort ist. «Wenn du sagst, du kaufst ein Haus in Neuseeland, ist das wie ein Augenzwinkern», so Hoffman.

Seitdem Trump den Titel des US-Präsidenten trägt, ist dem «New Zealand Herald» zufolge tatsächlich das Interesse von amerikanischen Staatsbürgern an der Insel gestiegen. Allein in der Woche nach der Wahl sollen sich Tausende bei den Behörden über Arbeits- und Studienmöglichkeiten erkundigt haben. Die Beamten hätten in der Woche vom 9. bis 16. November 13‘000 Interessensanfragen bekommen, heisst es in dem Bericht.  Normalerweise seien es etwa 750 per Woche.