Die Freude war riesig beim Kauf meines ersten iPhones. Es war ein Modell 3G, also das zweite iPhone überhaupt. Gekauft hatte ich es, um etwa den SBB-Fahrplan unterwegs auf Wanderungen studieren zu können. Das war echter Komfort. Meine Freiheitsgrade in den Bergen stiegen über Nacht exponentiell. Und Fotos schoss ich wie wild, probierte diesen und jenen Effekt aus. Ich staunte, wie präzise die Eingabe der Befehle über den Touchscreen erfolgte. Auf einer App grillierte ich mehrere T-Bone-Steaks gleichzeitig und auf einer anderen App trank ich dazu ein paar virtuelle Biere.
Doch seither hat sich gefühlt lediglich die Grösse des Bildschirms, die des Speicherplatzes und die Möglichkeit des gleichzeitigen Offenlassens verschiedener Apps geändert. Alle anderen Neuerungen sind tief in meinem Unterbewusstsein begraben oder sind wohl lediglich Kosmetik, die ich nicht bemerkte. Beim Wechsel der Modelle versuchte ich mal den einen oder anderen Farbton aus. Nur, um heute wieder ein schwarzes Gerät in der Hand zu halten.
In den Fängen des Apfels
Ein Apple-Jünger bin ich seit den Neunzigerjahren. Der Computer sagte mir mehr zu als die erhältlichen PCs. Vielleicht auch, weil meine Eltern mir als Kind einen IBM schenkten, obwohl ich gerne einen Amiga bekommen hätte wie meine Kollegen. Ein Computer sei was Ernstes, nichts zum Spielen, meinten sie. Das hat mich wohl geprägt, zur Rebellion verleitet und in die Arme des coolen Unternehmens mit dem Apfel-Logo getrieben. Seither bin ich Apple treu geblieben.
Meine Liebe zum Unternehmen hat sich allerdings durch den holprigen Wechsel zu einer neuen Gerätegeneration abgekühlt. Seitdem erscheinen auf meinen Apple-Bildschirm X Mal am Tag Fehlermeldungen, die ich wegdrücken muss. Apple kann das Problem einfach nicht lösen. Es hängt offenbar mit einer nicht mehr bestehenden Apple-ID zusammen. Irgendwie ist diese aber immer noch mit meinem Profil verknüpft. Egal, ich verliere mich in Details.
Wiko kanns nicht besser, aber gleich gut und billiger
Neulich bekam ich von Wiko ein View2 Pro. Das Smartphone des französischen Herstellers wurde mir als Testgerät überlassen. Also begann ich erstmals, ein Android-Handy zu nutzen. Es sind einige Dinge anders als bei Apple, aber daran habe ich mich rasch gewöhnt. Woran ich mich wohl nicht so schnell gewöhne, ist, dass mir das Handy eigentlich besser gefällt als mein iPhone 8. Dabei kostet das Gerät nicht einmal 300 Franken und damit nur ein Bruchteil meines iPhones.
Bestimmt ist der Prozessor im Apple-Gerät schneller und besser, das sagen jedenfalls irgendwelche Tech-Nerds auf Youtube. Ich persönlich merke davon nichts. Möglicherweise ist es mit der Kamera ebenso. Nur fotografiere ich kaum mehr, weil ich festgestellt habe, dass ich die Bilder selten betrachte. Wäre der Wechsel von der Apple- in die Android-Welt nicht so mühselig – Stichworte Bezahl- und personalisierte Apps und Apple-Musik – würde ich wohl nur noch das Wiko benutzen. Ein Arbeitskollege frotzelt, ich sei einfach nur faul. In zwei Stunden sei der Wechsel gestemmt. So recht glaube ich ihm nicht.
Ideal als Zweithandy
Wer ein gutes, zuverlässiges Smartphone sucht, ist mit dem Wiko ebenso gut bedient wie mit einem iPhone, das ist mittlerweile meine Überzeugung. Stören tut mich eigentlich nur die Gehäuserückseite. Das Material ist nicht besonders wertig. Doch in meinem Fall verschwindet das Gerät sowieso in einer Hülle. Einmal dürfen Sie raten, was für ein Smartphone ich meinem Göttikind schenken würde, wenn es denn dafür alt genug wäre? Als Zweithandy für die Ferien und zum surfen zu Hause taugt das Wiko hervorragend. Möglicherweise gibt es Geräte von Honor und Xiaomi, die besser und billiger sind. Ehrlich gesagt kümmert mich das nicht. Ich interessiere mich dafür schlicht zu wenig. Und damit bin ich offenbar in guter Gesellschaft.
Bei einer kleinen Umfrage im Bekanntenkreis meinten die meisten, dass sie Smartphones mittlerweile emotionslos betrachten. Status vermittle ein spezielles Gerät seit Langem nicht mehr und deshalb sei es auch nicht notwendig, immer ein Gerät der neusten Generation zu besitzen. Der Preis wird zum Kaufargument, vor allem bei denen, die keine teuren Abos lösen wollen. Mir scheint, dass die Smartphones von Wiko auf eine technikmüde, aber auch kaufkräftige Kundschaft ebenso gut zugeschnitten sind wie auf Jugendliche mit schmallem Budget.