Kaum Zins auf dem Sparkonto, überteuerte Häuser in der Schweiz und ein billiger Euro: Das ist der Mix, der immer mehr Schweizer dazu verleitet, sich eine Ferienwohnung im Ausland zu kaufen. Aussagen von Maklern deuten darauf hin, dass die Nachfrage aus der Schweiz zugenommen hat.
Das Netzwerk Engel & Völkers hat für die «Schweiz am Sonntag» Einschätzungen seiner Niederlassungen eingeholt. Einzelne Aussagen: In Barcelona habe die Stärkung des Frankens die Nachfrage von Schweizern nach Zweitwohnsitzen erhöht. Nach den Franzosen seien die Schweizer mit einem Anteil von 5 Prozent die grösste Käufergruppe.
Viel Haus für relativ wenig Geld
Auch in Madrid sei die Nachfrage «deutlich gestiegen». Und ein Vertreter auf Mallorca sagt, die Nachfrage nehme «zweifellos» zu. «Seit der Stärkung des Frankens haben wir eine deutliche Steigerung der Nachfrage gespürt, die bis heute anhält.» Auch auf der griechischen Insel Rhodos spricht man von einer «steigenden Tendenz.» Griechenland scheint bei Schweizern besonders gut anzukommen. 35 Prozent der Immobilien verkaufe man in den deutschsprachigen Raum, sagt Griechenland-Chef Georg Petras. «Davon sind ein Drittel Schweizer.»
Der Zeitpunkt für einen Kauf im Ausland sei sicher gut, sagt Fredy Hasenmaile, Immobilien-Spezialist der Credit Suisse in der «Schweiz am Sonntag». In einigen Ländern habe es substanzielle Preisnachlässe gegeben. «Und der Franken ist noch immer stark überbewertet. Man bekommt im südlichen Europa heute sehr viel Haus für sein Geld.»
Halb so hohe Preise in Madrid
Hasenmaile nennt in erster Linie Griechenland und Spanien. Dort sei es zu starken Korrekturen gekommen. In Spanien beobachte man jedoch bereits wieder ein Ansteigen der Preise. Auch in Italien und Portugal seien die Preise gesunken. «In Italien hat die Inlandnachfrage unter anderem abgenommen, weil die Steuerbehörden Jagd auf unversteuerte Vermögen machen. Da will man nicht mehr mit einer Villa am Meer auffallen.» In Frankreich hingegen seien die Preise nicht gross gefallen.
Auch UBS-Spezialist Claudio Saputelli verweist auf die stark gefallenen Immobilienpreise in gewissen Ländern und unterstreicht das mit Zahlen aus Spanien: In Madrid sind die Immobilienpreise seit dem Höhepunkt 2007 um 30 Prozent gefallen, auf den Balearen um 20 Prozent. Gleichzeitig verlor auch der Euro massiv an Wert. In Franken gerechnet haben sich die Preise in der spanischen Hauptstadt daher sogar halbiert.
Nationalbank will Statistik publizieren
Wie viel Geld von Schweizern in Zweitwohnungen im Ausland investiert wird, ist nicht bekannt, da entsprechende Statistiken fehlen. Die Nationalbank will zwar ab Dezember auch Zahlen zu Direktinvestitionen in ausländische Immobilien publizieren, wie Sprecherin Silvia Oppliger sagt. Darin werden jedoch nur professionelle Anleger und keine privaten Hauskäufer erfasst sein.
(dbe)