Dany Lützel steht begeistert in der Lobby seiner neuen Herausforderung namens «Éclat». Das Fünf-Sterne-Haus im Zentrum Pekings ist eines von zwei Éclat-Hotels des taiwanesischen Millionärs und Kunstsammlers George Wong.
Nach seinen Ausbildungsjahren in Luzern und St. Gallen – dort führte er lange Jahre das Hotel Radisson Blu – zog Lützel nach Chongqing, der ehemaligen Hauptstadt im Südwesten Chinas. Dort diente er den Luxushotelketten Kempinski und Marco Polo und fand auch gleich sein privates Glück. Lützel ist seit kurzem mit einer Chinesin verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Fast parallel zu den privaten Veränderungen rief ihn Investor George Wong nach Peking, um das 2013 eröffnete Boutiquehotel zu übernehmen und nach der Opening-Phase auf Vordermann zu bringen. Noch sind die Belegungszahlen mit knapp 65 Prozent nicht hervorragend. Lützel wurde geholt, um diese Zahl zu korrigieren.
Spektakuläre Glaspyramide
Am Betrieb selbst liegt die für ein Stadthotel eher bescheidende Auslastung bestimmt nicht. An hervorragender Lage, nur wenige Schritte vom Ritan-Park und vom Pekinger Botschaftsviertel entfernt, bietet das in einer Glaspyramide eingerichtete «Éclat» hundert aussergewöhnliche Zimmer und Suiten. Das Haus ist ein zeitgenössisches Museum in luxuriösem Ambiente; dekoriert mit Bildern und Skulpturen von Salvador Dalí, Andy Warhol oder Zeng Fanzhi, einem der bekanntesten zeitgenössischen chinesischen Artisten. Kunst ist hier mehr als lediglich Dekoration – schon eher ein Beleg für Luxus und noch mehr für Geschmack.
Die Werke stammen alle aus Wongs Privatsammlung und sind Bestandteil der Innendekoration von insgesamt 21 grossartigen Themen-Suiten; getauft sind diese beispielsweise auf die Namen Harry Potter, Barbie, Terminator oder Miami. Die Luxusräume darf man ihrer Grösse wegen durchaus als Wohnungen bezeichnen, denn sie bieten unter anderem grosse Terrassen mit Whirlpools und tropischer Flora. Überhaupt sind alle hundert Zimmer voll auf Qualität ausgerichtet; dies mit 3D-LCDTV mit Blu-ray-DVD-Player, mit iPod-Dockingstation, mit Marken-Massagesesseln oder mit einem Audiosystem von Bang & Olufsen. Die Badezimmer sind mit Regenduschen und exklusiven Pflegeprodukten von Miller Harris London ausgestattet.
Jetzt liegt es an Lützel, schweizerische Dienstleistungsqualität einzuführen, so wie er es an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern (SHL) gelernt und in seiner bisherigen Karriere eingesetzt hat. Das heisst unter anderem, fast rund um die Uhr persönlich vor Ort präsent zu sein. Deshalb wohnt er mit seiner Familie im Hotel. Auch im Marketing will Lützel sich stärker engagieren; einerseits, indem er sein «Éclat» dem lokalen chinesischen Publikum näherbringen will, und anderseits, indem er gezielt im europäischen Luxussegment auftritt, beispielsweise an den entsprechenden Luxusreisen-Fachmessen wie auf dem ILTM in Cannes.
Noch mehr Kunst gibt es im 798
Persönliche Betreuung vor Ort bedeutet zudem, gute Ideen für Ausflüge und Aktivitäten in der chinesischen Hauptstadt abzugeben. Dabei denkt Lützel nicht primär an die Chinesische Mauer oder die Verbotene Stadt, sondern an unbekanntere Werte. So wie beispielsweise die Beijing Planning Exhibition Hall, welche die stürmische Bauentwicklung Pekings der letzten Jahre vorstellt. Oder er empfiehlt einen Besuch des Kunstbezirks Dashanzi im Stadtbezirk Chaoyang. Seit 1995 befindet sich dort eine florierende Künstlergemeinschaft inmitten eines ehemaligen Fabrikgeländes.
Häufig einfach Bezirk 798 genannt, ist das Quartier kommerziell geworden, aber für ausländische Besucher nach wie vor faszinierend. Einige der ausgestellten Kunstobjekte des Hotels Éclat könnten durchaus von dort stammen. Etwas weniger massenorientiert ist das Caochangdi Art Village, wo stärker provozierende Künstler arbeiten. Architekt und Superstar Ai Weiwei war einer der Motivatoren dieses Künstlerdorfes. Das «Éclat» in Peking: Die spektakuläre Glaspyramide ist Bestandteil des gläsernen Shopping-Palastes Parkview Green. General Manager Dany Lützel: Er arbeitet mitten drin in Luxus und Kunst.