Der Zustrom war enorm. Der Mann geniesst ganz offensichtlich grossen Respekt in der Schweizer Wirtschaftsgemeinde: Wolfgang Mayrhuber, CEO und Chairman Executive Board der Lufthansa. Wenn er Ende 2010 seinen Posten weitergebe – vielleicht ja an den Noch-Swiss-Chef Christoph Franz –, dann bedeute dies vor allem einmal «eine Erleichterung für die Konkurrenten», meinte der CEO von PricewaterhouseCoopers Markus Neuhaus, der als Amcham-Chairman Zürich die einführende Rede hielt.
Mayrhuber, gebürtiger Österreicher und ausgebildeter Ingenieur, hat nicht nur die Swiss erfolgreich unter seine Fittiche genommen, sondern mit dem Ausbau der Lufthansa-Gruppe auch einen schlagkräftigen Airline-Verbund geschaffen, kriselnde Konzernteile profitabel gemacht und 2007 wie 2008 die besten Ergebnisse in der Geschichte des Unternehmens geschrieben. Bei seinem Auftritt punktete er mit Kompetenz, feinem Schalk und viel Bodenhaftung.
Doch ob das mit den guten Resultaten so weitergehe, sei nicht so sicher, meinte er. Zu gross sei die Volatilität in der Branche. Zu den bedeutendsten Herausforderungen seiner Industrie zählt Mayrhuber die Bewältigung des künftigen Wachstums und des strukturellen Wandels: «Stellen Sie sich vor, was geschieht, wenn die Menschen in China und Indien so fluggewandt werden, wie wir es bereits sind.» Für den Lufthansa-Chef hat Europa dabei nach wie vor «die Chance, Standards zu setzen». «Grösse ist nicht alles», so Mayerhuber, allerdings sei im Geschäft mit der Mobilität eine kritische Grösse der Schlüssel für die Zukunft.
Er erklärte den Erfolg der Integration von Lufthansa-Töchtern wie der Swiss so: «Genug Freiheit bei absoluter Transparenz.» Indem die Lufthansa keine riesige Einheit schaffe, sondern die Airlines als Schwestergesellschaften weiterfliegen lasse, blieben die Vorteile der kleineren Einheiten erhalten. Gewisse Dinge liessen sich sinnvoll zentralisieren, andere besser nicht. Das sei etwa so, wie wenn aus einer Küche verschiedene Restaurants beliefere: «Wer die Kartoffeln kauft, ist nicht so wichtig, aber die Zubereitung schon.» Die Schweizer müssten weiterhin ihre Rösti, die Franzosen die Pommes frites und die Österreicher ihre Knödel servieren können.
Im andauernden Flugstreit mit Deutschland stellte sich der Lufthansa-Chef auf die Seite der Schweizer: «Fluginfrastruktur ist ein knappes Gut.» Für ihn persönlich sei klar, dass der Lärm so verteilt werden sollte, «dass so wenige Menschen wie möglich betroffen sind». Allerdings verwies er diplomatisch darauf, dass das Urteil letztlich durch die Politiker fallen wird: «Das ist nicht unser Entscheid.»
Auf die Frage eines forschen Zuhörers, was es denn brauche, damit der CEO seinem völlig neuartigen Flugkonzept dreissig Minuten Aufmerksamkeit schenke, zog sich Mayrhuber elegant aus der Affäre: «Sie müssen zuerst meine Assistentin in weniger als drei Minuten davon überzeugen!»
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