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PersonCornelius Boersch
Die Philosophie von Cornelius «Conny» Boersch klingt eigentlich ganz simpel: «Wenn du eine gute Idee hast in Europa, musst du sie internationalisieren.» Keiner hierzulande tut das so konsequent wie der 55-Jährige: Von Wädenswil am Zürichsee aus hat er einen der ersten Venture-Fonds in China aufgebaut, die ersten zwei in Indonesien, einen der ersten in Brasilien usw. Heute gibt es kaum einen Winkel der Erde, wo er mit seiner Gesellschaft Mountain Partners nicht aktiv ist. 13 Funds hat er inzwischen aufgelegt, über 400 Investments getätigt, darunter in Unicorns wie die Delivery-Plattform Lieferando, den Rollerverleih TIER, den Kreditvermittler Smava oder die Gebrauchtwagenplattform Kavak. Rund 170 Beteiligungen hält Boersch derzeit, in der Schweiz etwa am Versicherungsvermittler Wefox oder am Bankensoftwarehaus Atfinity. Zudem war er der erste Investor in Destinus, die in Payerne NE Hyperschallflugzeuge entwickelt.
Ursprünglich war der gebürtige Deutsche selbst Gründer, brachte den Chiphersteller ACG an den Neuen Markt und verkaufte im Jahr 2000 den Grossteil seiner Anteile, zwei Tage bevor die Internetblase platzte. 2002 kam Boersch in die Schweiz, baute die Firma Smartrac mit auf, welche die RFID-Chips in Reisepässen weltweit herstellt, und brachte sie ebenfalls an die Börse. Später folgte Identiv, die digitale Sicherheitslösungen für US-Behörden entwickelt. Aus seinem privaten Family Office entstand 2006 Mountain Partners. Hinzu kommt Conny & Co., ein Netzwerk von 50 sehr erfahrenen Investoren rund um die Welt, das sich den Dealflow teilt. Bei den fünf bis zehn wichtigsten Firmen sitzt Boersch im Board – meist als Chairman wie bei Destinus – und coacht sie intensiv.
Politisch ist Boersch bei der deutschen FDP aktiv, Bücher schreibt er auch noch, zudem organisiert er jedes Jahr den Unternehmertag am Tegernsee im bayrischen Rottach-Egern: Hier trifft sich die Crème de la Crème aus Politikern, Wirtschaftsführern, Unicorn-Gründern, Investoren und anderweitig Prominenten. Entsprechend gross ist sein Netzwerk: «Sieben bis acht Kontaktanbahnungen pro Tag mache ich sicher», sagt Boersch.
Seine Philosophie der Internationalisierung ist aufgegangen. Doch so simpel sie klingt, so schwer ist sie umzusetzen: «Man braucht verdammt viel Geduld und Mut. Wenn ich noch mal auf die Welt kommen würde, wüsste ich nicht, ob ich das noch einmal machen würde», sagt er augenzwinkernd.