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PersonElgar Fleisch
Elgar Fleisch (51) hätte fast eine Laufbahn als professioneller Cellist eingeschlagen. Der gebürtige Bregenzer entschied sich dann für seine andere Passion: Maschinenbau und Informatik. Entsprechend breit ist heute die Klaviatur seiner Forschung. So interessiert ihn nicht nur, inwiefern die reale und die digitale Welt immer stärker miteinander verschmelzen. Fleisch will daraus auch funktionierende Geschäftsmodelle entwickeln. Dieser Umstand hat ihm eine ziemlich einzigartige Stelle eingebracht: Heute bekleidet er eine Doppelprofessur für Informations- und Technologiemanagement an der ETH Zürich und an der Universität St. Gallen (HSG). Und weil er deshalb viel zusammen mit Unternehmen forscht, sitzt er zudem in mehreren Verwaltungsräten. Tätig ist er etwa für die Versicherungsunternehmen Mobiliar und Uniqa sowie für den Industriekonzern Robert Bosch.
«Die VR-Mandate und die Forschung befruchten sich gegenseitig», sagt Fleisch. Was er in der Forschung lernt, bringt er so direkt in die Wirtschaft ein. Im Gegenzug fliesst die gesammelte Erfahrung aus den Unternehmen zurück in die Wissenschaft und die Lehre. Sein wichtigstes Projekt ist derzeit jedoch das Center for Digital Health Interventions (CDHI) – eine Kooperation von ETH und HSG. Fleisch spricht von «digitalen Pillen», die dort entwickelt würden.
Was das genau bedeutet, erklärt er so: 85 Prozent der Gesundheitskosten entstünden aufgrund von chronischen Krankheiten. Tendenziell würden diese nur schlecht betreut. Abhilfe schaffen sollen nun digitale Systeme, deren Wirkung medizinisch nachgewiesen ist. Ein an Asthma leidendes Kind beispielsweise erhält einen Chatbot, der jeden Tag im Durchschnitt achtmal mit dem Kind interagiert – ein wohlwollender Betreuer. Die Software registriert überdies auch, wenn das Kind mehrere Nächte hintereinander zu viel hustet, und kann dann entsprechend reagieren. Ähnliche Systeme gibt es auch für depressive Personen oder für Patienten, die nach einem Schlaganfall von einem virtuellen Physiotherapeuten eine viel engere Betreuung erhalten als üblich.
Neben der Forschung hat sich Fleisch von der Musik nie abgewandt. Mit seinem Bruder bildet er das Duo Fleisch & Fleisch und hat neun Alben produziert. Bekannt ist er besonders in Vorarlberg, wo seine Mundartmusik nicht selten im Radio läuft.