- Home
- Digital Shapers 2023, Tobias Wolf
PersonTobias Wolf
Während einer Veranstaltung am KMU-Institut der Universität St. Gallen, die Tobias Wolf als Dozent zusammen mit Philipp Wustrow organisierte, schilderte ihm der Dermatologe Paul Scheidegger sein tägliches Problem: Oft seien Patienten nahezu verzweifelt, weil seine Praxis total überfüllt und Wartezeiten entsprechend lang seien. Also schickten sie dem Arzt Fotos ihrer Hautprobleme per E-Mail, SMS oder WhatsApp für eine erste Analyse – und er half ihnen auf diese Weise. Tobias Wolf sah das Potenzial darin; nach einer kurzen Marktanalyse, die zeigte, dass die meisten von Scheideggers Kolleginnen und Kollegen Anfragen über solche unangemessenen Kanäle erhalten, entstand die Idee von OnlineDoctor. In einem ersten Schritt wurden zunächst versuchsweise 100 Patienten sowohl physisch wie auch digital behandelt, und als die Diagnosen deckungsgleich waren, gründeten Wolf, Scheidegger und Wustrow Ende 2016 ihr Start-up. «Die Gründung war sicherlich der Schlüsselmoment in meiner Karriere. Die Entscheidung, die akademische Laufbahn zu verlassen und OnlineDoctor zu entwickeln, hat mein Leben total umgekrempelt. Ich liebe es zu sehen, wie aus einer Idee ein Unternehmen geworden ist», so Wolf.
Die Arbeit hat sich gelohnt: Sechs Jahre später hat die Firma bereits über 150 000 Patientinnen und Patienten über die Onlineplattform behandelt, und mehr als 650 Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz, Deutschland und Österreich bieten auf OnlineDoctor ihre Hilfe an. Der Telemedizin-Ansatz von Wolf hat inzwischen auch viele Krankenkassen überzeugt: Immer mehr übernehmen die Behandlungskosten. «Mit OnlineDoctor haben wir den Hautarztbesuch in Europa revolutioniert. Wir schaffen es, jedem Menschen eine Hautarztbehandlung innerhalb kürzester Zeit anzubieten. Spätestens nach 48 Stunden hat der Patient eine Antwort, im Schnitt dauert es aber nur sechs Stunden», sagt Wolf.
In einem nächsten Schritt will OnlineDoctor das erste auf künstlicher Intelligenz (KI) basierte Medizinprodukt im Bereich der Teledermatologie zur Marktreife führen. Ein internes KI-Team entwickelt die Technologie zur Diagnostik von Hauterkrankungen. «Wir wollen die Vorteile der Technologie nutzen und arbeiten daran, dass der digitale Arztbesuch den physischen ergänzt. Hybrid Care soll zum neuen Standard werden», so Wolf.