Die Business-Idee
Nachhaltige, saisonale Blumen aus der Schweiz in plastikfreier Verpackung – das bietet das Startup Blumenpost aus Zürich, und zwar als Einzelstrauss oder im duftenden Abonnement. «Uns ist es ein Anliegen, ein Bewusstsein für Regionalität und Saisonalität beim Schnittblumen-Kauf zu schaffen», erklärt Mitgründerin Joëlle Hersberger das Konzept, «ähnlich wie bei Gemüse und Früchten, können Konsumentinnen und Konsumenten mit ihrer Entscheidung einen nachhaltigen Beitrag leisten.» Das hat auch das mittlerweile erfolgreiche Startup Farmy erkannt: Der nachhaltige Online-Markt hat im Februar Blumenpost als ergänzenden Geschäftszweig übernommen.
Die Gründer
Ende 2018 gewannen Joëlle Hersberger, Jan Neuenschwander und Julia Krieg mit ihrer Business-Idee die Helvetia Kickbox und setzten sich gegen 154 andere Ideen durch. Mit Unterstützung des Startup-Inkubators Bluelion trieben die drei ihr Projekt voran, belieferten im August 2019 erste Testkunden mit regionalen, saisonalen Blumensträussen aus der Schweiz. Neben dem Studium holten Hersberger und Krieg morgens die Blumen beim Händler, banden die Sträusse und Neuenschwander fuhr die Bestellungen nachmittags aus. Im Juni 2020 gründeten die drei die Blumenpost GmbH – und widmeten sich seit Ende des selben Jahres zu 100 Prozent ihrem Startup. Hersberger war in den ersten Jahren für Marketing und Sales zuständig, Neuenschwander für Logistik und Distribution, Krieg war die Finanzchefin im Gründerteam. Mittlerweile liefert Blumenpost schweizweit aus.
Der Markt
Schnittblumen aus der Schweiz – danach muss man bei den allermeisten Detailhändlern suchen. Valentinstag-Rosen kommen laut «Handelszeitung»-Recherchen etwa bei Coop zu 95 Prozent aus Kenia, bei Migros sind es rund 65 Prozent. Auch wenn der allergrösste Teil der afrikanischen Rosen unter Fair-Trade-Bedingungen produziert wird, legen sie doch einen Weg von mehr als 6000 Kilometern zurück, bis sie hierzulande im Laden stehen. «Viele Blumen kommen auch aus den Niederlanden», weiss Joëlle Hersberger, «doch weil sie dort in beheizten Gewächshäusern produziert werden, sind Blumen aus Kenia oder Ecuador trotzdem rund sieben Mal ökologischer.»
Am besten für die Umwelt seien aber sicher Schweizer Schnittblumen. «Wir können unseren Kunden nicht die Fülle und Auswahl anbieten, die sie aus dem Detailhandel gewohnt sind», gibt die Gründerin zu, «aber auch die Schweiz hat zu jeder Jahreszeit eine besondere Blütenpracht zu bieten.» Die Kundinnen und Kunden von Blumenpost stört es wohl nicht: Alleine 2021 hat das Startup mit seinen zahlreichen angestellten Floristinnen 16’000 Sträusse gebunden und verkauft – eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr.
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Das Kapital
10’000 Franken Startkapital gewannen die Gründer durch die Helvetia-Kickbox-Teilnahme. Der erste Corona-Lockdown liess die Bestellungen in kürzester Zeit um 300 Prozent anwachsen. Mit der Aufnahme in die Farmy-Familie könne man jetzt Synergien schaffen: «Die Logistik von Schnittblumen ähnelt der von frischem Obst und Gemüse stark – hier hat Farmy schon viel Erfahrung, die der Blumenpost-Vision zugutekommt», sagt Hersberger, «auch die Auslieferung mit Elektrofahrzeugen, die Farmy bereits etabliert hat, finden wir grossartig!»
Die Chance
Noch gibt es die Blumenpost-Angebote auf der eigenen und der Farmy-Website zu kaufen. Die IT soll vom Farmy-Team überarbeitet und optimiert werden. Bis zum Sommer wollen die drei Gründer die Integration in die Farmy-Familie in jedem Fall begleiten. «Wie es für uns danach weitergeht, ist noch offen», sagt Joëlle Hersberger, «aber wir glauben alle daran, dass unsere nachhaltige Vision mit Farmy noch bessere Chancen hat, sich fest und skalierbar auf dem Markt zu etablieren.»