Die Business-Idee
Die gute alte Visitenkarte ins digitale Zeitalter retten – das ist die Mission des Winterthurer Startups Contactify. Und über 30’000 Mitarbeitende nutzen das Angebot bereits. Unter den Firmenkunden sind Grossunternehmen wie die Swica, Ringier oder Roche. «Mit einem Berührungspunkt kann man alle wichtigen Daten effizient und digital austauschen», sagt Mitgründer Lars Sager. «Wir optimieren und modernisieren damit Kontaktmanagement und Vernetzung, und zwar sowohl in E-Mail-Signaturen als auch bei einem Face-to-Face-Treffen.» Möglich ist das entweder durch das Abscannen eines QR-Codes oder durch eine physische Nahfeldkommunikationstechnologie-Karte (NFC) aus Holz, Metall oder PVC, die man für ein paar Sekunden an das Smartphone des Gegenübers hält. «Der neue Kontakt sieht dann auf einer Landing-Page individuelle Informationen und Kontaktmöglichkeiten», so Sager. Nutzerinnen und Nutzer erhalten monatliche Reports über ihre ausgetauschten Kontakte.
Die Gründer
Daheim ist das Jungunternehmen im Winterthurer Technopark. Managing-Directors sind die Brüder Lars und David Sager, die aus einer Papeterie-Familie stammen. «Dadurch hatten wir schon früh Berührungspunkte mit dem Büroartikelmarkt und haben gemerkt, dass es an Innovationen in diesem Bereich mangelt», so Lars Sager. Gemeinsam mit ihrem Onkel und Unternehmer Thomas Schoch sowie Ananda Lee, der den Legal-Bereich leitet, gründeten sie im August 2020 ihr Startup. Schoch und Investor Peter Fischer unterstützen das Team neben FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt im Advisory Board. «Mit den digitalen Visitenkarten sind wir aktuell in einer rasanten Wachstumsphase», sagt Lars Sager. Zehn Mitarbeitende sind bereits für das Jungunternehmen im Einsatz, und eine Produkterweiterung haben die Gründer bereits in der Pipeline: Eine Customer-Engagement-Software, die es erlaubt, dass Firmen mit ihren Kundinnen und Kunden digital interagieren.
Der Markt
Gedruckte Visitenkarten waren bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts das Netzwerkinstrument Nummer eins. Abgelöst werden sie heute zunehmend von digitalen Lösungen. Ganz weit vorne mit dabei sind Social-Media-Plattformen wie Linkedin oder Xing, um das berufliche Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Ausserdem gibt es Anbieter wie About.me oder Carrd, die das Erstellen einer Einseiten-Website im Stil einer Online-Visitenkarte kostenlos und einfach anbieten – den Link dazu können Absender dann in ihre E-Mail-Signaturen packen.
Contactify wendet sich gezielt an Grossunternehmen, bei denen sie mit IT-Sicherheit, rechtlichen Aspekten und individuellen Integrationsprojekten punkten möchten. Konkurrenz bekommen die Winterthurer unter anderem von Businesscard-Plus aus Weinfelden TG, Wazzl aus Lyss BE und DACH-weit von Baningo – Tendenz steigend. Die Vorteile, die alle digitalen Lösungen gemeinsam haben: Daten können jederzeit ohne Kostenaufwand aktualisiert und gebündelt an einem Ort gespeichert werden.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Die Gründer haben bereits Finanzierungsrunden abgeschlossen und schliessen weitere nicht aus. «Unsere Umsätze wachsen stetig – mit der Gewinnung zahlreicher internationaler Kunden sind wir zufrieden und daran wollen wir anknüpfen», sagt Lars Sager. Unternehmen zahlen neben einem monatlichen Fixpreis für Hosting und Daten eine Monatsgebühr pro Nutzer. Mit dem Verkauf der NFC-Karten verdienen die Gründer zusätzlich Geld.
Die Chance
Langfristig soll bei der in wenigen Wochen startbereiten Customer-Engagement-Software auch künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen, die den Kontaktaustausch smart unterstützt. Die Expansion in weitere europäische Märkte soll folgen.