Die Business-Idee
Dass regelmässiges Fliegen sich nicht so toll auf den eignen CO2-Fussabdruck auswirkt, ist vielen Menschen klar. Laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt werden rund zwei Prozent der fossilen Brennstoffe weltweit in der Luftfahrt vertankt, der Anteil der Luftfahrt an der Verstärkung des Treibhauseffekts wird auf rund 3 Prozent geschätzt. «Diese aktuellen Zahlen sind nicht so problematisch wie die Tatsache, dass die Fliegerei weltweit stark zunimmt und sich dadurch künftig der Anteil auf bis zu 25 Prozent erhöhen könnte, wenn wir nichts ändern», sagt CEO und Startup-Gründer Rolf Stuber.
Mit Smartflyer entwickelt er deshalb ein Flugzeug mit Elektro-Hybrid-Antrieb für die private Luftfahrt, das bis zu 800 Kilometer weit fliegen und zunächst bis zu vier Personen Platz bieten soll. Für kurze Flüge lässt sich der Flieger innert 15 Minuten zu einer reinen Elektromaschine umbauen, die ein komplett emissionsfreies Reisen ermöglicht.
Die Gründer
Rolf Stuber war sein Leben lang Pilot: «Ich bin fürs Militär Helikopter und gleichzeitig für Swiss Airbus-Passagierflugzeuge in Europa und auf Langstrecke geflogen.» Letztes Jahr wurde der Flugkapitän pensioniert. «Als Berufspilot wird man schon in der Ausbildung auf emissionsarmes Fliegen geschult und hat stets das Ziel, Energie zu sparen», erzählt er, «je mehr ich am Ende eines Fluges vom geplanten Kerosin eingespart hatte, desto zufriedener war ich.»
Weil er an die Zukunft des CO2-neutralen Fliegens glaubt, begann er bereits vor rund sieben Jahren nebenberuflich sein Startup aufzubauen. 2016 gründete er mit drei Partnern die Smartflyer AG in Grenchen SO. In diesem Jahr vergösserte das Startup für die Montage die Räumlichkeiten und zügelte nach Selzach. «Vier bis fünf Personen, vom Aerodynamiker über den Flugzeugstatiker bis hin zum Elektrotechniker arbeiten seither stetig an der Weiterentwicklung», sagt Stuber.
Der Markt
«In der Flugzeugindustrie werden grosse Anstrengungen unternommen, um bis 2050 klimaneutral werden zu können», sagt Rolf Stuber, «sowohl die grossen Player wie Boeing und Airbus als auch junge Unternehmen weltweit arbeiten und forschen an Projekten, die von Hybrid- über Elektro- bis hin zu Wasserstoff-Lösungen reichen.» Allein die Projekte, die sich mit der Entwicklung von Passagierdrohnen beschäftigen, schätzt er weltweit auf rund 300. «Im klassischen Klein-Flugzeug-Bereich sind es eher weniger Konkurrenten», ist Stuber sicher, «aber wir begrüssen jeden Mitbewerber und pflegen auch einen regen Austausch.»
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Den Start ermöglichte die Spezialfinanzierung (SFLV) vom Bundesamt für Zivilluftfahrt. Teile der Erträge aus der Mineralölsteuer werden dabei zur Förderung von Projekten eingesetzt, die negative Auswirkungen des Luftverkehrs begrenzen.
Im Frühling diesen Jahres ist die Invero AG mit Fokus auf Impact-Investments eingestiegen. «Unser Projekt erfordert viel Kapital und Zeit. Die Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, den Smartflyer weiter zu entwickeln, um ihn irgendwann in die Luft zu bringen», sagt Stuber. Der Hybrid-Antrieb laufe und habe alle Tests bestanden, der Carbon-Rumpf sei gebaut. Aktuell liege der Fokus auf der Konstruktion der Flügel und einer Test-Installation aller Systeme im Rumpf. Erste Testflüge sind noch in diesem Jahr geplant.
Die Chance
«Mit der Prototyp-Entwicklung eines kleinen Flugzeugs legen wir nur den Grundstein», ist Stuber sicher, «ist der Flieger entwickelt und zertifiziert skalieren wir auf grössere Flugzeuge.» Läuft alles nach Plan, soll der erste Smartflyer bis 2028 nach europäischen Standards zertifiziert sein und in Serienproduktion gehen.