Die Business-Idee
«Ein schönes, neues Dach haben Sie – aber warum haben Sie nicht gleich Solarzellen verlegt?» Diese neugierige Frage von Nachbarn und Nachbarinnen ist das Ziel des Startups Freesuns aus Morges VD. Denn das Jungunternehmen bietet Solarzellen, die sich in Ziegeln in den verschiedensten Formen und Farben verstecken – und auch auf den zweiten Blick kaum erkennbar sind. «Unsere Solarziegel sind eine Lösung für architektonisch ausgefallene Bauwerke und denkmalgeschützte Gebäude, auf denen Solaranlagen bisher undenkbar waren», sagt Patrick Imholz, Director of Sales and Business Development. «Wir bieten die Komplettlösung: von den Ziegeln über den Entwurf, die Installation mit Dachdeckern samt Inbetriebnahme bis hin zur Überwachung der Anlage.»
Die Gründer
Auf die Idee kam Ingenieur und Gründer John Morello, als er 2014 ein Architektenhaus gekauft hat, das selbst dringend ein neues Dach brauchte. «Er wollte gerne Solarenergie nutzen, aber gleichzeitig die Einzigartigkeit des 60er-Jahre-Baus nicht verändern, also begann er, an Ziegeln zu tüfteln», erzählt Patrick Imholz. «Dabei kamen robuste, begehbare, wasserfeste Ziegel heraus, in denen sich unsichtbar Solarzellen verstecken.»
Unterstützung bei der Entwicklung bekommt das Projekt seit Beginn vom Technologie-Innovationszentrum CSEM. Gefertigt werden die Ziegel aus gehärtetem Glas heute in China. Diverse Farben – vom beliebten Terracotta bis hin zu klassischem Anthrazit – bekommen die Solarziegel durch lichtdurchlässige Farbfolien.
Gemeinsam mit seiner Frau Deborah Learoyd bestückte Morello nicht nur sein eigenes Haus mit den Prototypen, sondern realisierte ab 2017 auch erste Projekte im Bekanntenkreis und gründete die Freesuns-Aktiengesellschaft. Morellos Vision: «Mit jedem Neubau- oder Renovierungsprojekt sollten wir künftig selbst saubere Energie erzeugen und gleichzeitig den architektonischen Charme der Schweizer Dörfer und Städte erhalten können.»
Der Markt
Die Angebotspalette auf dem Photovoltaikmarkt ist vielfältig, und stetig kommen neue Lösungen hinzu. «Konkurrenz ist sicher da, aber unser USP sind die kleinen Ziegel in diversen Formen und Farben, die wir an jedes Gebäude anpassen können», betont Imholz.
Dass dieses Alleinstellungsmerkmal trotz etwa 15 bis 20 Prozent höherer Projektpreise in der Schweiz gut ankommt, beweisen mehr als hundert realisierte Projekte. Zu den grössten gehören drei Grossbaustellen in Neuenburg – wie etwa ein historisches Schulhaus –, die aktuell im Umbau oder in Planung sind.
Das Kapital
Acht Investoren haben bisher 1,7 Millionen Franken in das Jungunternehmen investiert. Durch ein staatlich garantiertes Darlehen mit niedrigen Zinsen vom Bundesamt für Energie (Technologiefonds) stecken noch einmal 2,5 Millionen Franken im Startup. «Genügend Finanzmittel sind zentral, weil Grossprojekte oft viele Monate der Vorkasse nötig machen», erklärt Imholz. Seit Ende 2023 schreibt Freesuns schwarze Zahlen. «Das verleiht uns Schwung und Zuversicht für die kommenden Jahre.»
Die Chance
Ein Team aus zehn Mitarbeitenden ist für Freesuns im Einsatz. «Um den vielen Kundenanfragen gerecht zu werden und schneller wachsen zu können, wollen wir nun unser Netzwerk zu lokalen Dachdeckerfirmen ausbauen», so Imholz, «dadurch gewinnen wir Vertriebspartner und Dachexpertenwissen gleichermassen.»
Als Westschweizer Startup hat Freesuns einen Grossteil der Projekte bisher in den Kantonen Waadt, Wallis, Neuenburg, Fribourg und Genf realisiert. Die Eroberung der Deutschschweiz, möglicherweise auch mit einem Büro in Zürich, sei der nächste logische Schritt. «Um unser Ziel von 20 bis 30 Prozent Wachstum in diesem Jahr zu erreichen, wollen wir uns weiter auf die Themen Denkmalschutz und Gebäude im öffentlichen Raum konzentrieren», so der Sales Director. Langfristig sei ganz Europa mit seinen vielen historischen Bauten ein lukrativer Markt.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
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Produziert wird in China alles klar.