Die Business-Idee
Rund 90’000 Kinderwagen landen laut Statista schweizweit jährlich auf dem Schrotthaufen. «Kinder wachsen schnell heraus, und die Anforderungen an den Wagen ändern sich mit jeder Entwicklung des Kindes», sagt Chantal Lisci vom Winterthurer Startup Loopi. Das Jungunternehmen will die Lösung bieten: Kinderwagen im Abo. Auch Veloanhänger, Reisebettchen und Laufräder gibt es im Angebot.
«Aktuell entwickeln wir unseren eigenen Kinderwagen, der repariert, wiederverwendet und komplett rezykliert werden kann», so Lisci, «quasi massgeschneidert für unser Abo-Modell.» Im Herbst 2023 stand der erste Prototyp.
Die Gründer
Die Abschlussarbeit im Master-Studium in Energy and Environment von Mitgründer Mirco Egloff an der ZHAW gab den Anstoss für die Gründungsidee. Nach ersten Marktanalysen gründete er gemeinsam mit der Gesundheitswissenschafterin und Technologin Simone Köchli, dem Grafikdesignerin Ali Herold, dem Industriedesigner Remo Mathys und der Marketing- und Kommunikationsexpertin Chantal Lisci die Loopi-Aktiengesellschaft.
Kurz darauf kam der Produktentwickler und EMBA Marco Tramontano mit ins Gründerteam. «Von sechs Gründerinnen und Gründern haben vier selbst Nachwuchs und kennen so die Bedürfnisse der Zielgruppe genau», sagt Chantal Lisci.
Seit Frühling 2022 konnte Loopi bereits mehrere hundert Abonnenten und Abonnentinnen in der ganzen Schweiz gewinnen. «Zu den grössten Herausforderungen am Anfang gehörten der Aufbau und die Organisation von Lager und Logistik sowie das Programmieren der Webseite samt automatischem Bezahlsystem», so die Marketingexpertin.
Der Markt
Sechs Monate beträgt die Mindestmietdauer. Danach kann das Loopi-Abo gekündigt, das Modell getauscht oder automatisch verlängert werden. Zubehör bekommen Eltern bereits ab 8 Franken pro Monat, zwischen 24 und 49 Franken kosten Bugaboo-Markenkinderwagen monatlich. Veloanhänger von Leggero oder Thule gibt es ab 39 Franken. «Wir sind Kooperationen mit verschiedenen Herstellern eingegangen, die uns Wagen und Ersatzteile zur Verfügung stellen», erklärt Chantal Lisci. «Erst wenn ein Abo abgeschlossen ist, zahlen auch wir einen Erlösanteil an den jeweiligen Hersteller.» Sei der eigene Kinderwagen fertig entwickelt, müsse man die Abo-Einnahmen nicht mehr mit dem Hersteller teilen.
«Wir wissen, dass die Kaufkraft in der Schweiz stark ist und man hierzulande dazu neigt, besitzen zu wollen», sagt Lisci, «aber unser Kundenstamm zeigt, dass speziell Eltern, die bereits das zweite oder dritte Kind bekommen, gerne zum Abo-Modell greifen.» Denn diese hätten die Erfahrung bereits gemacht, dass der gekaufte Wagen nur für eine kurze Weile passt und später ein zweiter oder dritter hermuss.
Das Kapital
Das Startkapital kam von den Gründern und Gründerinnen. Fördergelder bekam Loopi unter anderem von der Stadt Zürich, dem Klimafonds Winterthur, Innosuisse und Pro Helvetia. Insgesamt stecken bereits rund 255’000 Franken an Fördergeldern im Jungunternehmen.
«Bisher sind wir organisch gewachsen, möchten nun aber skalieren», sagt Chantal Lisci. In diesem Jahr seien zwei Finanzierungsrunden geplant. Die Ziele: 300’000 Franken bis Mitte des Jahres und weitere 600’000 Franken bis Ende des Jahres. Die Finanzspritzen sollen in den Ausbau von Kundenservice und Marketingaktivitäten fliessen, aber auch die Entwicklung des eigenen Kinderwagenmodells vorantreiben. «Im Idealfall finden wir Investierende, die Erfahrungen in der Skalierung, Automatisierung oder in der Produktentwicklung und Produktion haben.»
Die Chance
Noch sind die sechs Gründerinnen und Gründer alle in Teilzeit im Einsatz und verpacken und versenden jeden Wagen persönlich. «In diesem Jahr möchten wir einen Logistikpartner finden, der uns bei der Abwicklung unterstützt, um noch schneller wachsen zu können.» Sei die Schweiz erobert, seien Expansionen in den EU-Raum geplant.
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