Die Business-Idee
Viele Seniorinnen und Senioren wollen so lange wie möglich in ihren vertrauten vier Wänden leben. Der Umzug in eine Seniorenresidenz ist für einige ein Albtraum. Um das Leben zu Hause möglichst lange sicher und sozial vernetzt erleben zu können, hat das Jungunternehmen Caru eine Art digitalen Mitbewohner für alte Menschen entwickelt. Dieser ermöglicht unkomplizierte Kommunikation mit Angehörigen mittels Sprachbefehl, eines Familienchats oder eines einfachen Notrufs bei Unfällen. Die Grosseltern schliessen Caru zu Hause an einem zentralen Ort an das Stromnetz an. Caru verbindet sich wie ein Handy über die eingebaute SIM-Karte. Den Rest erledigt die Familie via App. «Caru ist die Lösung für ein selbstständiges Leben bis ins hohe Alter», so Mitgründerin Susanne Dröscher.
Die Gründerin
Susanne Dröscher und Thomas Helbling haben Caru gemeinsam gegründet. Für Dröscher ist es bereits das zweite Startup, in dem sie arbeitet. In der Gründungsgeschichte von Caru stand nicht zuerst die Produktidee und dann der Entscheid zur Gründung. Sondern zuerst der Entscheid, selber Unternehmerin zu werden, und dann eine intensive Marktanalyse nach möglichen Anwendungen, die bisher nicht verbreitet sind. Schnell stiess das Gründungsteam auf den Bereich Age Tech, in dem es trotz dem starken demografischen Wandel bisher kaum Jungunternehmen gibt. «Alle wollen alt werden, aber niemand will alt sein», so Dröscher. In diesem Bereich sahen Dröscher und Helbling das grösste Entwicklungspotenzial.
Der Markt
Der demografische Wandel ist eine Tatsache. Eine Anwendung, die die digitale Kommunikation von Senioren und Seniorinnen steuert und vor allem im Notfall schnell Signale an Angehörige sendet, dürfte in den nächsten Jahren immer gefragter werden. Mitten in der Corona-Krise wagte Caru aber einen Strategieschwenk und öffnete sich auch für Kundinnen und Kunden, die noch nicht sechzig plus sind. Immerhin haben während der Lockdown-Wochen alle Gefühle von sozialer Isolation erlebt, wie sie viele alte Menschen erleben. Und inzwischen haben auch viele Menschen, die noch lange nicht im Seniorenalter sind, den Caru-Roboter zu Hause stehen und organisieren damit den einfachen Austausch mit ihren Freunden und Freundinnen.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Als die Corona-Krise eskalierte, waren Dröscher und ihr Co-CEO Thomas Helbling gerade mitten in Verhandlungen mit Investoren über eine weitere Finanzierungsrunde. Diese konnte mit drei Millionen zwar abgeschlossen werden, einige Investoren, darunter vor allem Business Angels, verkleinerten aber die Summen, die sie in das Startup investieren wollen. Im Rückblick eine herausfordernde Zeit, erzählt Dröscher. Ihr sei es aber wichtig, dass die Mitarbeitenden von solchen Problemen nichts mitbekommen. Hingegen kommuniziert sie intern sehr transparent, was Verkaufszahlen oder Umsätze der Firma insgesamt betrifft.
Die Chance
Alte Menschen haben nicht erst seit Corona gelernt, digitale Tools viel selbstverständlicher in ihren Alltag zu integrieren und damit ihr Leben zu erleichtern. Der Bereich Age Tech – der auch in der Schweiz noch ausbaufähig ist – setzt genau bei diesen wachsenden Bedürfnissen an. Das entsprechende Mindset müssen Bewerber für eine Stelle bei Caru übrigens von Anfang an mitbringen. In Bewerbungsgesprächen fragt Dröscher schon mal, wie die Omas und Opas der Kandidaten und Kandidatinnen leben und mit ihnen kommunizieren. Das Bewusstsein für die Dringlichkeit von sozial-digitalen Betreuungstools ist fest in der Firmenkultur verankert.