Die Business-Idee
Nichts interessiert Menschen, die eine Schönheitsoperation machen wollen, so sehr, wie wie sie nach dieser Operation aussehen. Niemand will nach einem teuren und schmerzhaften chirurgischen Eingriff ein suboptimales Ergebnis im Spiegel sehen. Diesem Bedürfnis will das Startup Arbrea Labs entsprechen. Es bietet eine App an, bei der man das Ergebnis eines Eingriffs bei einer Brustoperation visualisieren kann und damit sieht, wie die eigenen Brüste nach der Vergrösserung oder Verkleinerung aussehen. Ziel ist es, Entscheidungen für oder gegen eine aufwendige und nicht selten teure OP zu erleichtern. Der wichtigste Markt für das Jungunternehmen ist übrigens Brasilien, dort finden am häufigsten Schönheitsoperationen statt. Rein umsatzmässig wären auch die USA interessant, dort finden zwar weniger, aber teurere Eingriffe statt.
Die Gründer
Arbrea Labs ist ein Spin-off des Computer Graphics Lab an der ETH Zürich. Die Gründer lernten sich dort kennen. Als CEO amtet Endri Dibra, als CTO Ben Huber. Co-Gründerin und Beraterin ist Sasha Schriber, die auch mit einem eigenen Startup, Nanos, das Marketinglösungen anbietet, unterwegs ist. Ein wichtiger Anstoss, das Projekt zu beginnen, waren für die Gründer Erfahrungen mit Brustkrebspatienten im privaten Umfeld, die sich gewünscht hätten, Folgen einer Operation zu visualisieren. Mit Arbrea Labs ist es dem Gründungsteam gelungen, hier eine wichtige Hilfestellung anzubieten.
Der Markt
Der Markt für Schönheitsoperationen ist riesig und boomt. In Ländern wie Brasilien ist die Brustvergrösserung oder Nasenkorrektur sozial noch stärker akzeptiert als in Europa. Die Palette der möglichen Eingriffe ist unendlich. Für Arbrea Labs eine Chance, sich auch auf die Simulation von anderen Eingriffen auszubreiten. So könnte man etwa bei Nasenoperationen ebenfalls mittels künstlicher Intelligenz und Hochleistungsgrafik ein Bild vor dem Eingriff erhalten. Bei Eingriffen im Gesicht ist die optische Simulation aber deutlich schwieriger als bei den Brüsten. Kleinste Veränderungen im Gesicht wirken viel stärker irritierend als bei anderen Körperstellen.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Der Grossteil des Kapitals stammt aus einem deutschen Family Office. In der Corona-Krise, die Huber als die bisher grösste Krise des Unternehmens bezeichnet, haben die Investoren noch einmal Geld eingeschossen. Momentan läuft die Vorbereitung für eine weitere Finanzierungsrunde. Die Krise sehen Huber und sein Team gezwungenermassen aber auch als eine Chance. Immerhin erfährt das Thema Telemedizin einen starken Aufschwung. Viele Ärztinnen und Patienten sind inzwischen bereit, Konsultationen online durchzuführen. Daher hat Arbrea Labs auch eine Erweiterung für das Thema Fernconsulting vorgesehen, um von diesem Trend zu profitieren.
Die Chance
Während Ärzte früher Kundinnen mit Vorher/nachher-Fotos von anderen Patientinnen abspeisten oder Implantate in die BH packten, damit sie ein Gefühl für das Gewicht eines solchen erhalten, bietet die Lösung von Arbrea Labs eine deutlich einfachere und effizientere Art, sich auf eine OP vorzubereiten. Die Megatrends Virtual Reality und die Expertise des Gründungsteams beim Thema Grafikdesign und Simulation dürften den Erfolg des Startups unterstützen. Kurzarbeit haben die Gründer während der Corona-Krise zwar angedacht, letztendlich aber nicht eingeführt, denn es war in den Krisenmonaten mehr Arbeit da als vorher.