Die Business-Idee
Evismo hat sich darauf spezialisiert, Diagnostik als Dienstleistung anzubieten, die in den Workflow von Haus- und Fachärzten integriert werden kann. Das Kernprodukt des Unternehmens ist Cardioflex, ein Langzeit-EKG, das Patientinnen bis zu dreissig Tage lang tragen können. «Wir wollen den Patienten eine klare Diagnose bieten, ohne dass sie von Arzt zu Arzt geschickt werden müssen», erklärt Mitgründerin Willemien van den Toorn. Die Sensoren werden direkt in den Praxen der Ärztinnen angebracht, die Daten in Echtzeit ausgewertet. Erkennt der Sensor beispielsweise Herzrhythmusstörungen, wird die Messung beendet und ein Diagnosebericht erstellt, der dem Arzt zur Verfügung gestellt wird. Neben dem Herzmonitoring bietet Evismo auch Respiflex zur Diagnose von Schlafapnoe sowie eine Lösung namens «Stresscheck» für Burn-out- und Stressdiagnostik an. «Die Herausforderung besteht darin, Diagnostik so einfach und effizient zu gestalten, dass sie für Ärzte und Patientinnen nahtlos funktioniert», sagt Van den Toorn. Das System ist vollständig in das Schweizer Gesundheitswesen integriert und wird von den Krankenkassen übernommen. «Wir wollten eine Lösung schaffen, die das bestehende System nicht verteuert, sondern verbessert», betont die Gründerin.
Die Gründer
Hinter Evismo stehen Willemien van den Toorn und Alexander Panos, die ihre Erfahrungen aus der Medizintechnik und Telekommunikation in das Startup einbrachten. Van den Toorn war zuvor in der internationalen Produktentwicklung und im Vertrieb tätig, während Panos als Technikexperte auf die Integration medizinischer Geräte spezialisiert ist. Die beiden lernten sich bei einer Firma kennen, die mobile Herzdiagnostik in den USA anbot. «Wir haben schnell gemerkt, dass das Modell aus den USA so in Europa nicht funktioniert», erinnert sich Van den Toorn. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, Diagnostik auf die Bedürfnisse des europäischen Marktes zuzuschneiden. Van den Toorn beschreibt die Zusammenarbeit als sehr gut: «Wir sind in vielem grundverschieden, teilen aber dieselben Werte. Diese Dynamik spiegelt sich auch in unserem Team wider.» Heute leitet sie die kommerzielle Seite des Unternehmens, während sich Panos auf die technische Entwicklung konzentriert.
Das Kapital
Finanziert wurde Evismo bisher über drei Investitionsrunden. «Wir hatten zu Beginn ein paar schwierige Momente, in denen wir fast ohne finanzielle Mittel dastanden», erzählt Van den Toorn. Besonders herausfordernd war eine Situation, in der ein Investor kurzfristig absprang. «Das war eine der härtesten Phasen, aber auch eine der lehrreichsten», sagt Van den Toorn. Innerhalb von zwei Wochen konnte das Team neue Investoren gewinnen und die Finanzierung sicherstellen. Derzeit arbeitet Evismo an der dritten Finanzierungsrunde, um die Expansion voranzutreiben. «Wir sind kurz vor dem Break-even, haben aber grosse Pläne, die wir nur mit zusätzlichem Kapital umsetzen können», erklärt Van den Toorn. Ziel ist es, das Produktportfolio zu erweitern und den Markteintritt in anderen Ländern vorzubereiten.
Der Markt
Evismo agiert in einem Markt, der weltweit auf Digitalisierung setzt, aber dennoch konservativ bleibt. «Die Gesundheitsbranche ist eine sehr langsame Branche», sagt van den Toorn. Studien zeigen jedoch, dass die Akzeptanz digitaler Lösungen nach der Pandemie deutlich zugenommen hat. Das Unternehmen konzentriert sich auf Hausärztinnen, die mithilfe der Evismo-Dienstleistungen ihre Patienten umfassender betreuen können. «Für Ärzte in ländlichen Regionen ist unser System besonders wertvoll, da der Zugang zu Fachärzten oft schwierig ist», so van den Toorn. In der Schweiz ist Evismo bereits gut etabliert. Langfristig plant das Unternehmen, seine Services auch in andere Länder zu exportieren. «Unser System ist skalierbar und kann an die Anforderungen anderer Gesundheitsmärkte angepasst werden», erklärt die Gründerin.
Die Chance
Evismo sieht grosses Potenzial darin, die Patient-Journey, also den Weg der Patientin im Gesundheitssystem, effizienter zu gestalten. «Unsere Vision ist, dass Patienten schneller und einfacher die richtige Diagnose erhalten, ohne unnötige Wege oder Verzögerungen», so van den Toorn. Neben der Ausweitung des Serviceangebots arbeitet das Unternehmen an neuen Algorithmen, um Diagnosen weiter zu automatisieren. «Wir wollen die gesammelten Daten nutzen, um Ärzten noch präzisere und umfassendere Analysen zu bieten», erläutert die Gründerin. Mit einer klaren Positionierung als Anbieter von patientenfreundlicher Diagnostik sieht sich Evismo gut aufgestellt. «Unsere grösste Konkurrenz ist die traditionelle Arbeitsweise», sagt van den Toorn. Doch genau darin liegt auch die Chance: Evismo will zur treibenden Kraft für eine modernisierte Diagnostik in der Gesundheitsbranche werden.
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