Die Business-Idee

Es darf nicht brennbar sein, nicht viel kosten und muss isolieren – Dämmmaterial für Bauwerke. «Das Problem bei herkömmlichen Materialien ist die Nachhaltigkeit», weiss Enrico Scoccimarro, Mitgründer und Produktentwickler des Startups Fenx. Zur Herstellung von Mineralwolle muss zum Beispiel Stein bei Temperaturen von über 1200 Grad geschmolzen werden – das erzeugt hohe Emissionen. Polystyrolschaum (EPS) ist plastikbasiert – daher ist die Entsorgung schwierig. Zwar gibt es auch ökologische Alternativen wie Flachs, Holzfasern oder Wolle – diese Materialien sind aber teurer und allesamt brennbar.

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Fenx hat einen Dämmstoff entwickelt, der aus dem Aushub entsteht, der bei einem Neubau ohnehin anfällt, also aus Erde und Steinen: «Unser Produkt ist mineralisch, dadurch komplett recycelbar. Es besteht zu 95 Prozent aus Luft sowie etwas Erde und kann bei relativ tiefen Temperaturen mit wenigen CO2-Emissionen hergestellt werden», so Scoccimarro. «Mit einem speziellen Verfahren ist es uns geglückt, alle erforderlichen Eigenschaften in unserem Schaumstoff zu vereinen: Er ist isolierfähig, nicht brennbar, nachhaltig und preiswert in der Herstellung.» Den Industrieabfall bekommen die Gründer extrem günstig bis gratis. Denn: Normalerweise kostet die Aushubentsorgung Geld.

Die Gründer

Die Idee entstand am Department für Materialwissenschaften der ETH Zürich. Der jetzige CEO Etienne Jeoffroy forschte während seiner Doktorarbeit an Schäumungstechnologien, beschäftigte sich währenddessen mit den damals noch relativ neuen Nachhaltigkeitsanforderungen an die Baubranche – und die Business-Idee war geboren. Gemeinsam mit seinen Department-Kollegen Michele Zanini (CTO), Alessandro Dutto (Leiter Forschung und Entwicklung) und Scoccimarro forschte Jeoffroy mit verschiedenen Industrieabfällen – anfangs mit einem Küchenmixer im ETH-Labor. Im Mai 2019 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet.

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Der Markt

Durch das Pariser Klimaabkommen hat sich auch der Druck auf die Baubranche erhöht. Experten sind sich einig, dass die Klimaziele der Europäischen Union ohne umfassende Gebäudesanierungen schlicht nicht erreichbar sind, deshalb wurden und werden Energieeffizienz-Richtlinien zunehmend verschärft. Hinzu kommt das Problem mit dem Abfall: «Bautätigkeit generiert den grössten Anteil des Abfallaufkommens in der Schweiz (84 Prozent)», schreibt das Bundesamt für Umwelt. Neben den grossen Mengen an Aushub- und Ausbruchmaterial von rund 57 Millionen Tonnen würden jährlich etwa 17 Millionen Tonnen Rückbaumaterial anfallen. Eine effiziente Wärmedämmung kann wesentlich dazu beitragen, Energie zu sparen. Der patentierte Schaumstoff von Fenx ist zudem zu 100 Prozent recycelbar – und löst damit gleich zwei Umweltprobleme.

Das Kapital

Zu Beginn finanzierte sich das Startup aus Mitteln der ETH Pioneer Fellowship, diversen Startup- und Pionierpreisen sowie nationalen und europäischen Zuschüssen. Mitte 2021 schlossen die Gründer ihre erste Finanzierungsrunde über 2,7 Millionen Franken ab. Unter den Investoren sind auch Branchenkenner wie der ehemalige Implenia-CEO Anton Affentranger und Swiss Prime Site. Anfang 2023 soll eine weitere Runde folgen.

Die Chance

Noch ist der nachhaltige Schaumstoff nicht auf dem Markt: «Mit der Finanzierungsrunde können wir jetzt aber unsere Produktion hochfahren und mit Pilotprojekten starten», so Enrico Scoccimarro. Erst kürzlich hat Fenx zu diesem Zweck den Standort von Zürich nach Turgi verlegt. Weil in der gesamten DACH-Region ähnlich gebaut wird, bietet sich eine Expansion in die Nachbarländer an.

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