Die Business-Idee
Nasale Atmung: für viele kein attraktives Gebiet für die Gründung eines Startups. Nicht so für Robin Horner. Sein Verkaufsversprechen mit dem E-Commerce-Startup lautet: weniger Schnarchen, bessere Erholung und höhere Produktivität. Freeways verkauft seit April 2023 Nasenpflaster, welche die Atemwege öffnen. Die höhere Sauerstoffzufuhr wird mit besserem Schlaf und stärkerer Performance in Verbindung gebracht. Auf die Idee brachten den Gründer Horner ähnliche Produkte. Er probierte sie aus und konnte in der Folge besser schlafen. In der Schweiz gab es bis dato aber noch keinen bekannten Anbieter, also entschied er sich dazu, ins Geschäft einzusteigen. Seine Strategie: Bekanntheit in den sozialen Medien. Mit etwa 80 Millionen Social-Media-Views im ersten Geschäftsjahr ist ihm das bisher gelungen.
Der Gründer
Der 21-jährige Gründer hatte ursprünglich eine Informatiklehre angefangen. Erste Erfahrungen im Onlinehandel sammelte er mit kurzen Abstechern ins Affiliate-Marketing und Dropshipping – als Zwischenhändler, der Bestellungen von Kunden sammelt und sie beim Grosshändler bestellt. Doch auf Dauer passte das nicht: «Im Business musst du einfach etwas Eigenes machen, um Erfolg zu haben, um ohne Limits zu leben», so Horner.
Dem Gründer, jung und Social-Media-affin, war klar, dass nach der Lancierung die sozialen Medien sein Hauptwerbekanal werden. Dafür brauchte Horner aber jemanden, der ihm den Content erstellte, um die Zielgruppe zu erreichen. Er kontaktierte seinen Freund Jeffry Dahinden. «Jeffry war sofort begeistert von der Vision, wollte mitmachen und auch neue Sachen anreissen als Co-Founder.» Heute führen Horner, Dahinden und zwei weitere Freunde mit E-Commerce-Erfahrung das Unternehmen.
Das Kapital
Das Unternehmen begann mit 3000 Franken, wovon die Gründer auch die Produktion in China und das Marketing bezahlten. Rund 1,2 Millionen Franken habe das Unternehmen im ersten Jahr umgesetzt, berichtet Horner. Freeways habe nie aktiv nach Investoren und Investorinnen gesucht, aber es seien immer wieder Interessierte auf sie zugekommen. Momentan sei das Startup mit potenziellen Investoren im Gespräch. Frisches Kapital möchte Horner aber nicht in einzelne Projekte investieren, es gehe eher darum, «dass alles ein bisschen geboostet wird». Zum Beispiel könne man damit die Lagerbestände erhöhen oder viel mehr Produkte testen als bis anhin.
Der Markt
Die Klebestreifen von Freeways würden sich nicht markant von anderen unterscheiden, gibt Horner zu. «Ich habe selber viele Samples getestet, und natürlich haben wir uns für die beste Variante entschieden», erzählt er. Den Hauptunterschied im Erfolg von Freeways gegenüber anderen sieht er vor allem im Marketing. Innovativ und unterhaltsam soll es sein – denn wer interessiert sich schon für die nasale Atmung? «Die besten Werbeanzeigen sind die, die es nicht wirklich sind», so Horner. Er meint damit: Sieht ein Video in den sozialen Medien aus wie das eines Freundes und ist nicht direkt als Werbung erkennbar, dann schauen die Leute das Video eher an, was wiederum die Bestellwahrscheinlichkeit erhöht.
Die Gruppe rund um Horner produziert wöchentlich rund dreissig Videos, die sie im Anschluss auf ihren Erfolg testen. Dafür arbeiten sie auch mit Influencern wie Jeremy Fragrance zusammen.
Die Chance
Die Onlinevermarktung verläuft bisher erfolgreich für das Jungunternehmen. Doch jetzt will es auch lokal vertreten sein. Nebst dem Onlineshop und einer Onlinedrogerie versucht es deshalb nun, seine Produkte auch in Apotheken zu liefern. Ein Fitnesscenter stellt seine Produkte bereits aus, weitere sollen dazukommen. «Wir haben grosse Pläne für das nächste Jahr», kündet Horner an.
Gleichaltrigen Gründerinnen und Gründern rät Horner, «einfach mal machen». Im schlimmsten Fall scheitere man – aber mit neuen Erfahrungen. Im besten Fall verzeichnet man Erfolg. Was es aber auf alle Fälle braucht, ist Motivation und Elan. Denn: Schnarchnasen eignen sich nicht als Founder.
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