Die Business-Idee
Ganzjährig und zu jeder Tageszeit regenerativen Strom erzeugen – das kann man zum Beispiel mit Geothermie. Dabei wird die natürliche Wärme in der Erdkruste zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung genutzt. Doch um diese tatsächlich nutzen zu können, muss mehrere Tausend Meter tief gebohrt werden, denn je tiefer, desto höher ist die Temperatur. «Das Problem dabei ist, dass die Erschliessung des Untergrunds heute noch sehr teuer ist», sagt Nicola Nyffeler, Co-Gründer des Startups Hammerdrum aus Sursee LU. Keine der zurzeit verwendeten Methoden sei wirtschaftlich, energieeffizient oder ausreichend automatisiert. Das will das Jungunternehmen ändern: «Wir entwickeln quasi den Staubsaugerroboter unter den Bohrsystemen», so Nyffeler, «mit platzsparender und automatisierter Bohrtechnologie wollen wir geothermische Wärmeerzeugung weltweit wirtschaftlich machen.»
Die Gründer
Nicola Nyffeler ist gelernter Landmaschinenmechaniker und Maschinenbauingenieur und hat zunächst ein Einzelunternehmen gegründet. «Mein Ziel war es, mit dem von mir entwickelten Bohrsystem, Tunnelbauarbeiten effizienter zu machen», sagt er. Doch im Austausch mit Kunden wird immer deutlicher, dass in der Geothermie noch mehr Business-Potenzial lauert. Zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW dokumentierte er in einer Machbarkeitsstudie mögliche Anwendungsgebiete und verfeinerte die Technologie. Gemeinsam mit Business-Experte Oliver Rau und Duarte Cartaxo dos Santos, der zuvor im Management von iRobot Switzerland gearbeitet hatte, gründete Nyffeler vor fast genau einem Jahr die Hammerdrum AG. Mittlerweile ist das Schlagbohrsystem patentiert.
Der Markt
Laut den Gründern ist ihr Bohrroboter rund hundertmal kleiner als herkömmliche Tiefbohranlagen. So soll er auch Tiefbohrungen in städtischen Gebieten möglich machen. «Unsere 6 Meter lange Maschine befindet sich an einem Stahlseil direkt im Bohrloch, statt von der Oberfläche angetrieben zu werden», heisst es, «mit einem schlagenden Drehmechanismus wird dann ein vordefinierter Abschnitt gebohrt.» Das mache auch die weitestgehend automatisierte Bohrung möglich.
Der Hammerdrum-Bohrer schafft laut eigenen Angaben rund 5 Zentimeter pro Minute, und das dank Automatisierung Tag und Nacht kontinuierlich. Ein Bohrloch von etwa 1 Kilometer Länge könne so in drei bis vier Wochen fertiggestellt werden. Automatisierte Bohrungen sind mit der Hammerdrum-Technologie künftig bis zu einer Tiefe von 3000 Metern möglich, wo in etwa Temperaturen zwischen 80 und 120 Grad Celsius herrschen.
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Das Kapital
An der Startup Night in Winterthur pitchten die Gründer ihre Idee. «Fast sofort erkannte ein Investor, der Architekt ist und seit rund dreissig Jahren eine Lösung für dieses Problem sucht, das Potenzial», so Nicola Nyffeler. Dank dem Architekten war die Seed-Finanzierung gesichert. Weitere Unterstützung gab es etwa durch Preisgelder: 15’000 Franken brachte der Zünder-Award von Innovationstransfer Zentralschweiz ein, 25’000 Franken kamen von der Albert Koechlin Stiftung. «Weil jedes Projekt und jeder Test aktuell noch sehr teuer ist, müssen wir gut planen und haushalten, um möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen», sagt der Gründer. Gespräche mit erfahrenen Herstellern als potenzielle Innovationspartner laufen bereits.
Die Chance
«Durch hohe initiale Investitionskosten liegt die Energiegewinnung durch Erdwärme weltweit heute noch deutlich unter 1 Prozent», so Nyffeler, «wir wollen Menschen befähigen, das Potenzial der Geothermie zu nutzen.» Im Hinblick auf die Klimaerwärmung und die Suche nach erneuerbaren Energien dürfte Erdwärme künftig eine immer wichtigere Rolle spielen.