Die Business-Idee

Herby – so hiess der Primarschullehrer von Gründer Andrin Pelican. Und so heisst auch sein Edtech-Startup. Das Jungunternehmen aus Tomils GR will analoges und digitales Lernen verbinden. Mithilfe von Big Data und künstlicher Intelligenz (AI) hat das Team eine App zur Lernunterstützung in Primarschulen entwickelt.

Mit Herby können Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse ihre Hausaufgaben daheim selber kontrollieren, indem sie ein Foto vom ausgefüllten Aufgabenblatt machen. «Zunächst bekommen sie Tipps, welche Antworten falsch sind, beim zweiten Foto Hinweise für den Lösungsweg, beim dritten Foto schliesslich die Lösungen», sagt Mitgründer und CEO Marco Cocuzza. Das soll Schummelversuche unterbinden und direktes Feedback ermöglichen. Die Lehrperson kann dann auf einem digitalen Dashboard nachvollziehen, wie die Kinder ihre Aufgaben Schritt für Schritt gemeistert haben. «Unsere Lern-App ist ein Werkzeug, das zeitaufwendige Korrekturen erübrigt und den Lehrenden mehr Zeit für die individuelle Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler schenkt», sagt Marco Cocuzza.

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Die Gründer

Auf die Idee kam Gründer Andrin Pelican während seiner Doktorarbeit rund um AI an den Universitäten St. Gallen und Berkeley (USA). In dieser Zeit lernte der heutige CTO auch Französisch – klassisch mit Stift und Papier – und stellte sich die Frage, wie Korrekturen heute einfacher gestaltet werden könnten. Gemeinsam mit Lehrpersonen aus Graubünden entwickelten Pelican und Cocuzza die App – und gründeten im Mai 2019 die Pelican GmbH. Im Team ist auch eine Fachkraft: Primarlehrer Niklas Frei ist heute Produktmanager von Herby.

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Der Markt

Die Belastung von Lehrpersonen nimmt zu – das hat eine Studie des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) mit 15’000 Befragten 2014 ergeben. Neben einem grossen Zeitaufwand für Korrekturen tragen die Zunahme von Büroarbeiten und Elterngesprächen sowie die Integration fremdsprachiger Kinder zur Belastung bei. Laut der aktuellsten Arbeitszeiterhebung des LCH leisten Lehrpersonen in der Deutschschweiz und der Romandie im Schnitt 8,6 bis 16 Prozent Überstunden – ohne Kompensationsmöglichkeit. Die Herby-App, mit der sich Korrekturaufwand sparen lässt, könnte Lehrerinnen und Lehrer entlasten. Durch die Corona-Pandemie und das damit verbundene Homeschooling hat sich auch in der Bildungsbranche einiges getan. Schulen waren gezwungen, Digitalisierungsschritte einzuleiten. Lehrende, Eltern und Schützlinge sind dadurch intensiver mit digitalen Lernmöglichkeiten in Kontakt gekommen – das dürfte ein Vorteil für das Startup sein.

Das Kapital

Herby wurde zum Bündner Jungunternehmen 2020 gewählt und erhielt ein Preisgeld von 3000 Franken. Mittlerweile wird die App in mehreren Schulen in der Schweiz und in Brasilien eingesetzt. Mit grossen Schulbuchverlagen in Deutschland sind die Gründer bereits im Austausch. «So können wir die Lehrmittel, die bald auf den Markt kommen, gemeinsam Herby-kompatibel machen», so der CEO. Bis Ende des Jahres wollen die Gründer eine Million Korrekturen durchgeführt haben. «Das entspricht in etwa einer Korrekturzeit mit dem Rotstift von zwei Jahren», sagt Cocuzza. Der Abschluss eines grösseren Auftrags mit knapp 500’000 Korrekturen steht kurz bevor.

Die Chance

Gründer Andrin Pelican ist selbst Legastheniker und bekam als Bub deshalb von seinem Lehrer Herbert eine intensive Unterstützung. Der Firmenname ist sein Dankeschön. Aber die Gründer wollen künftig auch mehr für von ähnlichen Lernschwächen betroffene Kinder machen: «Unser Ziel ist, dass unsere AI an der Schreibschrift erkennt, ob ein Problem vorliegt», erklärt Marco Cocuzza, «so könnten wir die App auch als Frühwarnsystem für Lehrpersonen nutzen.»

 

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