Die Business-Idee
Uhren, die Puls und Stresslevel messen, oder Armbänder, die den weiblichen Zyklus und die fruchtbaren Tage tracken – Alltags-Gadgets werden immer smarter. Das ETH-Spin-off Idun Technologies will mit seinen Sensoren für tragbare Geräte auf diesem Markt mitmischen. Eine «unauffällige Benutzererfahrung» versprechen die Jungunternehmer zum Beispiel den Trägern von Kopfhörern, denn: «Unsere Sensoren sind winzig, angenehm auf der Haut und fangen trotzdem hochpräzise Körpersignale wie etwa Gehirnwellen ein», sagt Mitgründerin Séverine Chardonnens. Mit ihrer Erfindung schafften es die Gründer nicht nur auf Platz 81 der Top 100 Startups 2020 – im Frühsommer investierte sogar der Unterhaltungselektronik-Riese Sony in die Idee. «Die Investition und der Kontakt sind für uns extrem wichtig und wertvoll», so Chardonnens. «Das ermöglicht es uns, die Hardware so zu entwickeln, dass sie schnell in grössere Herstellungsketten integrierbar ist.»
Die Gründer
Den Anfang nahm die gemeinsame Geschichte der beiden Co-Founder Séverine Chardonnens und Simon Bachmann während eines Startup-Kurses an der ETH in Zürich. Bachmann hatte zuvor rund um präventive Medizin geforscht, Chardonnens hatte sich mit Sensorentwicklung befasst. Im Kurs brachten sie beide Bereiche zusammen und entschieden: «Wir wollen angenehme Biosensoren entwickeln, die Menschen jeden Tag tragen können – und so die gesundheitliche Prävention unterstützen.» Während ihres Master-Studiums in Gesundheitswissenschaften und -technologien vertieften sie ihre Business-Idee und gründeten bereits sechs Monate nach dem Abschluss, im November 2017, die AG und starteten ins Leben als Jungunternehmer.
Der Markt
Laut dem Statista Research Department werden alleine in der Schweiz mit Wearables rund 57 Millionen Franken Umsatz pro Jahr generiert. Die sogenannten Wearable Devices verbinden Kleidung und Accessoires mit nützlichen Funktionen und Technik. Während Smartwatches mit rund 39,4 Millionen Franken jährlich das beliebteste Produkt sind, erweitern immer mehr Angebote wie Gesundheits- und Fitnesstracker die Wearables-Produktpalette. Ende 2019 brachten Chardonnens und Bachmann den Biosensor Dryode für Forschende und Firmen auf den Markt, der die Aktivitäten von Gehirn, Muskeln und Herz von der Haut ablesen kann. Aufbauend darauf will sich das Startup nach dem Deal mit Sony vorerst auf Sensoren in Kopfhörern konzentrieren, die hinter dem Ohr und im Hörkanal Gehirnwellen ablesen, so die Reaktionen des Hirns auf die Musik auswerten und smarte Playlists erstellen können – die zum Beispiel Entspannung oder die Produktivität fördern.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Das Startup sieht sich auch künftig weiterhin im B2B-Bereich. Bis die fertigen Sensoren in ersten kaufbaren Produkten verbaut sind, dürfte es noch einige Jahre dauern. Die Seed-Investement-Runde im Frühsommer, bei der auch Sony beteiligt war, spülte 1,5 Millionen Franken in die Startup-Kasse. Rund 15 Mitarbeitende sind mittlerweile für Idun Technologies tätig.
Die Chance
Sicherheitsfragen rund um Datenschutz könnten den einen oder anderen Nutzer abschrecken. «Es gibt noch keine festen Gesetze, aber es sind diverse Kommissionen rund um Mental Health und neue Technologie im Aufbau», sagt Chardonnens. «Wir begrüssen das und haben auch für uns das Ziel, künftig einen Neuroethik-Experten in unserem Team zu haben.»