Die Business-Idee
Innovation, mehr Agilität, Transformation – drei Wunschforderungen, die in Unternehmen und Organisationen allzu oft von oben angeordnet werden. «Das ist nicht mehr zeitgemäss», sagt Fabian Jäger vom Zürcher HR-Tech-Startup Joineer. Gemeinsam mit seinen Mitgründern hat er eine SaaS-(Software-as-a-Service-)Plattform für Mitarbeiterbefragungen entwickelt. Statt klassisch sechzig bis siebzig Fragen zu stellen, auszuwerten und dann Handlungsempfehlungen ans Management zu geben, will das «Teambarometer» mit sechs bis zehn konkreten Fragen zur lösungsorientierten Kommunikation im Team motivieren: «Unser Konzept lautet Bottom-up statt Top-down», erklärt Jäger. «Die Resultate gehen in Echtzeit an die Teammitglieder, die dann gemeinsam Lösungen entwickeln. So werden Mitarbeitende besser in Entwicklungsprozesse einbezogen und ermächtigt, mitzubestimmen.»
Die Gründer
Im März 2017 gründeten Fabian Jäger, Nicola Ferroni und David Wartmann die Joineer AG. Jäger ist als erfahrener Verkäufer heute für den Sales-Bereich zuständig, Kommunikationschef ist Ferroni, die Produktentwicklung untersteht Wartmann. Da die drei alle einen Business-Hintergrund haben, wurde nach einem Jahr der ausgelagerten Technologieentwicklung in Indien klar: «Wir brauchen auch Tech-Know-how direkt im Team!» Seit 2018 leitet der ehemalige Gründer von Esmertec Hansruedi Heeb als CTO diesen Bereich. «Das war für uns ein entscheidender Schritt», betont Jäger.
Der Markt
Die Planung und Auswertung grosser Mitarbeiterbefragungen dauert oft Wochen. Daneben haben sich in den letzten Jahren auch immer mehr kompaktere Puls-Surveys etabliert, die agile Unternehmen in regelmässigen Abständen als Feedback-Tool oder Stimmungsbarometer einsetzen können. Auch hier ist es oft möglich, neben der Gesamtstimmung aller Mitarbeitender einzelne Teamstimmungen zu evaluieren und konkrete Wünsche und Ideen abzufragen. Die konkrete Umsetzung bleibt dann, je nach Unternehmen, dem Team überlassen. Kurz: Das Konzept von Joineer ist nicht komplett neu.
«Feedforward statt Feedback» lautet die vom israelischen Wissenschafter Avraham «Avi» Kluger entwickelte Methode, die zunehmend im HR-Bereich Fuss fasst und auch beim Zürcher Jungunternehmen den Ton angibt: «Wie der Name schon sagt, ist das Feedback in die Vergangenheit gerichtet, wir wollen den Blick positiv und lösungsorientiert in die Zukunft richten», so Fabian Jäger. Dass Feedbacks Mitarbeitende eher demotivieren, zeigen zahlreiche Studien. «Die Feedforward-Methode reagiert genau darauf – sie lenkt die Kommunikation stärkenbasiert auf die bestmögliche Zukunftsvision, die sich das Team dann als gemeinsames Ziel vornehmen kann», sagt Jäger.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Erster Mentor, Booster und Finanzgeber war bereits 2016 die Swiss Startup Factory. Noch sei das Startup selbstfinanziert. «Wir wachsen langsam, aber stetig», sagt Jäger, «seit letztem Jahr schreiben wir schwarze Zahlen.»
Die Chance
«Der Markt der Mitarbeiterbefragungen ist ziemlich hart, es gibt viele Konkurrenten», weiss auch Fabian Jäger. Doch er ist auch sicher, dass bei vielen klassischen Anbietern ein Fünkchen Neuorientierung nicht schaden könnte. «Wir haben klar eine andere Ausrichtung und wären offen dafür, mit einem etablierten und anerkannten Unternehmen zu kooperieren», sagt er, «ein Partner würde uns ein grosses Netzwerk bieten, während wir frischen Technologie-Wind mit in die Partnerschaft bringen – eine optimale Kombination.»
«Der Markt der Mitarbeiterbefragungen ist ziemlich hart.»
David Wartmann, Fabian Jäger, Joineer