Die Business-Idee
Ob für die Firmengründung, eine Markeneintragung oder das Erstellen eines Arbeitsvertrages – rechtlicher Beistand ist in vielen Geschäftsangelegenheiten unverzichtbar. Doch gerade Startups, kleine oder mittelständische Unternehmen haben nicht das Budget für eine eigene Rechtsabteilung. Dem will das Zürcher Jungunternehmen Jurata entgegenwirken. Ihr Ziel: den Zugang zu juristischen Dienstleistungen so einfach wie möglich machen. «KMU und Privatpersonen finden auf unserer Matching-Plattform mit ein paar Klicks schnell und preistransparent die passenden Fachanwälte», sagt Mitgründer Luca Fábián. Mandanten können ihre Anliegen schildern, die Jurata dann weitestgehend automatisiert an passende Juristinnen und Juristen weiterleitet. Die schlussendliche Juristenwahl obliegt dann wieder den Mandanten.
Die Gründer
Luca Fábián ist der Jurist im Gründungsteam. Zu Beginn der Corona-Pandemie baute er die Non-Profit-Rechtsberatung Legal Help mit auf, die Menschen durch diese Krise begleitete. «Wir waren rasch über hundert Freiwillige und wurden von Anfragen überrannt. Da wurde mir klar, wie wichtig es ist, die Eintrittshürden der Rechtsbranche anzupacken», sagt er. Die Idee zur leicht zugänglichen Online-Plattform war geboren.
Komplettiert wird das Team durch IT-Ingenieur David Roegiers und Designer Simon Raess, der bereits die Digitalagentur Ginetta gegründet und mehrjährige Erfahrung bei Google gesammelt hat. Im September 2020 gründeten sie die Jurata AG.
Der Markt
Auch wenn die Rechtsbranche noch ein etwas eingestaubtes Image hat und den allumfassenden Digitalisierungssprung noch nicht geschafft hat – im Schweizer Legaltech-Bereich ist viel los. Das Zürcher Startup Legartis und das ETH-Spin-off Deepjudge setzen etwa auf die KI-basierte Analyse und Bearbeitung von Rechtsdokumenten, um versteckte Klauseln zu erkennen oder ähnliche Fälle zu finden. Näher am Endverbraucher sind andere Vermittlungsplattformen wie swissanwalt.ch oder getyourlawyer.ch. «Die Konkurrenz schläft nicht», weiss auch Luca Fábián, «aber wir haben gute Chancen, eine starke Position zu erreichen.»
Jurata konnte bereits mehr als 1200 Anwältinnen und Anwälte für ihre Plattform gewinnen, was in etwa 10 Prozent der Schweizer Anwaltschaft entspricht. «Wir nehmen ihnen quasi das Marketing ab und bieten ihnen ein Instrument zur digitalen Akquise», so Fábián. Mehrere hundert Rechtssuchende finden auf der Plattform mittlerweile jeden Monat einen passenden Experten oder eine passende Expertin.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Im Februar schlossen die Gründer die Pre-Seed-Finanzierungsrunde über rund eine halbe Million Franken ab. Investiert sind seither unter anderem der ehemalige Managing Partner bei PwC und Deloitte Ralf Schlaepfer und das neu gestartete Swisspreneur Syndicate, das seine erste Investition bei Jurata tätigte. «Jetzt wollen wir unser Team weiter aufbauen und das schnelle Wachstum vorantreiben», so Luca Fábián.
Die Chance
Mit Automatisierung und Produktisierung wie der Entwicklung von Fixpreis-Angeboten zu gängigen Rechtsdienstleistungen wollen die Gründer die Effizienz weiter steigern. Möglich ist das, weil es etwa im Erb-, Vertrags- oder Arbeitsrecht Standardvorlagen gibt, die sich nur durch wenige personalisierte Details unterscheiden. So bietet Jurata beispielsweise die Vermittlung eines Markenanwalts samt Markeneintragung ab 450 Franken an. Bereits Ende des Jahres sind erste Expansionsschritte ins europäische Ausland geplant. Sechs bis acht Länder will Jurata bis in fünf Jahren abdecken.