Die Geschäftsidee
Das Zürcher Startup Keen will den Markt für Wellness und Erholung umkrempeln. Das Konzept setzt auf Kälte- und Wärmeanwendungen in Kombination mit Atemtechniken. Damit will das Startup Menschen ansprechen, die gezielte Auszeiten suchen. Ziel ist, kurze, effektive Erholungseinheiten anzubieten, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. «Unsere Methode ist ein Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft. Es geht nicht darum, sich zu challengen, sondern um bewusste Regeneration», sagt Mitgründer David Wyss.
Das Angebot umfasst verschiedene Programme, darunter vitalisierende Kurse wie den «Energizer» und beruhigende Einheiten wie den «Relax». Die Kurse werden von speziell ausgebildeten Coaches geleitet und richten sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Gruppen. «Wir haben traditionelle Konzepte wie Onsen aus Japan oder mexikanische Schwitzbäder adaptiert und für den westlichen Markt zugänglich gemacht», erklärt Wyss.
Die Geschäftsidee entstand aus der persönlichen Erfahrung des Gründers: Als ehemaliger Triathlet und Unternehmensberater hat Wyss selbst erlebt, wie schwierig es ist, in einem intensiven Alltag Raum für Regeneration zu finden. Die Diagnose Lymphdrüsenkrebs und der darauffolgende Heilungsprozess verstärkten seine Motivation, ein neues Konzept für eine effektive Erholung zu entwickeln.
Die Gründer
Hinter Keen steht neben David Wyss auch die Mitgründerin Franzisca Gartenmann. Wyss hat einen Abschluss der Universität St. Gallen (HSG) und Berufserfahrung im Consulting und in der strategischen Transformation von Unternehmen gesammelt. Nach seiner Krebserkrankung und einer intensiven Beschäftigung mit Meditation, Atmung und Erholung beschloss er, ein Startup zu gründen. Seine Mitgründerin Franzisca beschreibt er als zentrale Stütze in der schwierigen Anfangsphase: «Wir haben das Unternehmen während meiner Chemotherapie aufgebaut. Diese Zeit hat eine besondere Nähe geschaffen», erzählt Wyss. Das Team wird ergänzt durch ein Netzwerk von Coaches und Beraterinnen, darunter Expertinnen aus der Kälteforschung und Pioniere in der Kontrasttherapie, die die Blutzirkulation im Körper anregt.
Das Kapital
Keen startete mit minimalen Mitteln. Die ersten Einnahmen stammten aus Kursen, die in improvisierten Pop-up-Studios durchgeführt wurden. «Wir haben in einem kleinen Büro angefangen, mit ein paar Eisbädern und Pumpensystemen. Alles, was wir verdienten, ging direkt zurück ins Unternehmen», erinnert sich Wyss. Anfang 2024 schloss das Startup eine erste Finanzierungsrunde über 400’000 bis 450’000 Franken ab, um ein festes Studio in Zürich zu eröffnen und die Expansion nach Deutschland vorzubereiten. Ziel ist, ein skalierbares Geschäftsmodell zu etablieren, das mit vergleichsweise geringen Investitionen in weitere Märkte ausgerollt werden kann.
Der Markt
Der Schweizer Markt für Wellness und Erholung ist von einer starken Kaufkraft der potenziellen Kundschaft gekennzeichnet, doch innovative Konzepte müssen oft erst die Skepsis der Konsumenten und Konsumentinnen überwinden. Keen sieht sich als Ergänzung zu traditionellen Angeboten wie Yoga, Fitnessstudios oder Spas. Ähnliche Konzepte gibt es bereits in Nordamerika. Das kanadische Unternehmen Unbounded verfolgt ein vergleichbares Geschäftsmodell und ist in Städten wie Toronto und New York erfolgreich. Die Bewertung von Othership wird auf 80 bis 100 Millionen Dollar geschätzt. In Europa hingegen ist Keen eines der ersten Unternehmen, das diese Art von Erholungsangebot auf den Markt bringt.
Die Chance
Keen profitiert von einem klar erkennbaren Trend: Immer mehr Menschen suchen nach neuen Wegen, um effizient Stress abzubauen und ihre mentale und körperliche Gesundheit zu stärken. Das Unternehmen setzt auf kurze, intensive Erholungseinheiten, die gut in den Alltag integriert werden können, und orientiert sich dabei an Erfolgsmodellen aus der Fitnessbranche. «Unsere Vision ist, Keen in Europa zum führenden Anbieter für aktive Erholung zu machen», sagt Wyss. Derzeit arbeitet das Unternehmen daran, seine Prozesse und Angebote zu standardisieren, um bald in weiteren Städten starten zu können.
Ob Keen die Nische langfristig besetzen kann, hängt davon ab, wie gut das Startup seine Zielgruppen erreicht und die Akzeptanz für neue Formen der Erholung steigert. Der Markt bietet Chancen – doch der Erfolg wird massgeblich von der Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und der Akzeptanz der teils intensiven Wärme- und Kältebehandlungen abhängen.
«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie
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1 Kommentar
Keen? Keen ist doch eine Schuhmarke....