Die Businessidee
«Knapp 500 Millionen Mehrwegkaffeebecher landen allein in der Schweiz jedes Jahr im Abfall», sagt Torge Barkholtz. Mit seinem Startup Kooky will der Gründer und CEO diesen riesigen Abfallbergen den Kampf ansagen: «Bisher ist Einweg leider oft noch die unkompliziertere Lösung – das wollen wir ändern», sagt er, «und zwar mit einer digitalen Plattform und einer ausgeklügelten Infrastruktur, die die Rückgabe so einfach wie das Wegwerfen machen.»
Und so soll es gehen: Kaffee bestellen oder am Arbeitsplatz selbst zubereiten und 1 Franken Depot für den Mehrwegbecher bezahlen. Anschliessend das Getränk mitnehmen und geniessen. Dann den Becher scannen, an einer Rückgabestelle in der Nähe, die in der App angezeigt wird, abgeben und das Depot digital zurückerhalten. «Je mehr Rückgabestellen, desto einfacher», erklärt Barkholtz. Deshalb setzen er und sein Team auf Rückgabeboxen, die an gut frequentierten Orten in der ganzen Stadt verteilt sind.
Die Gründer
Barkholtz hat in seinem Berufsleben zuerst die Food-Logistik eines Cateringunternehmens international mitaufgebaut und war dann Mitgründer eines Schweizer Micro-Mobility-Startups. Im Mai 2021 gründete er gemeinsam mit COO Maximilian Zott die CEBS Aktiengesellschaft in Zürich. Als Co-Gründer und CTO stiess Dmytro Boguslavskyy dazu.
In Zürich und Basel startete das Kooky-Mehrwegsystem bereits im Juli 2021 mit Partnercafés und Bars. Durch eine Kooperation mit den SBB folgten im Sommer 2022 rund dreissig Schweizer Bahnhöfe, seit Herbst 2022 wird in Kooperation mit der Innenstadtorganisation Berncity die Kreislaufwirtschaft der Hauptstadt umgekrempelt.
Der Markt
In vielen Ländern, unter anderem in der Europäischen Union (seit 2021) und Grossbritannien (seit 2023), wird die Ausgabe von Einwegplastikgeschirr zunehmend reguliert und teilweise sogar verboten. Die Schweizer Gesetzgebung hinkt noch hinterher, auch wenn einzelne Kantone wie Basel-Stadt, Bern und Genf erste Massnahmen ergriffen haben.
Nichtsdestotrotz legen immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten und Unternehmen Wert auf Nachhaltigkeit. Eine repäsentative Umfrage (GFS Bern, 2022) zeigt sogar, dass sich mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer (55 Prozent) rechtliche Massnahmen wünschen würde. Mehrweg-to-go-Lösungen sind also ein Megatrend mit Zukunftschancen. Kein Wunder, dass es auch im deutschsprachigen Raum viele verschiedene Lösungsansätze gibt. Was Kooky anders macht: «Wir bieten eine digitale Handlungsplattform und eine dezentrale Rückgabeinfrastruktur für Geschirr», sagt der Geschäftsführer, «und wir laden auch andere Mehrweganbieter dazu ein, unsere Infrastruktur als Partner zu nutzen.»
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Rund 6 Millionen Euro brachte die Seed-Finanzierungsrunde im April 2022 ein, unter anderem durch Investoren wie UVC Partners, Venture-Partner Alois Flatz und Delivery-Hero-CFO Emmanuel Thomassin.
Geld verdient das Jungunternehmen zum einen durch monatliche Lizenz- sowie Plattformgebühren von Firmen und Gemeinden sowie durch jede einzelne Mehrwegausleihe. Die Kosten von 10 bis 20 Rappen trägt der Gastronom – und bezahlt damit die Reinigung und Umverteilung der Becher.
Die Chance
In der Schweiz arbeitet Kooky bereits mit mehr als 200 Partnern zusammen, darunter sind auch Valora, Coop, Migros sowie die Stadt Zürich. Und auch Expansionsschritte ins deutschsprachige Ausland wurden bereits unternommen: Zu den Kunden in Österreich gehört die Österreichische Bundesbahn (ÖBB), in der ersten deutschen Stadt ging das Mehrwegsystem im Herbst 2022 in München an den Start.