Die Business-Idee
Ob WC-Papier, Reis oder Teigwaren – fast alles ist im herkömmlichen Supermarkt in Plastik verpackt. Der Online-Shop Lyfa.ch will Konsumentinnen und Konsumenten eine Alternative bieten: «In unserem Zero-Waste-Online-Shop verkaufen wir unverpackte Lebensmittel und Haushaltswaren», sagt Gründer Michael May, «in wiederverwendbaren Behältnissen senden wir sie direkt zum Kunden nach Hause.» Hafermilch in der Glasflasche statt im Tetrapak, unverpacktes WC-Papier und alles fürs Frühstück – vom Müesli bis zum Kaffee – gehören zu den Bestsellern unter den bisher rund 300 Artikeln im Sortiment.
Die Gründer
Der gebürtige Schotte Michael May ist eigentlich Chemieingenieur. Seine erste Festanstellung in dieser Branche führte ihn 2017 in die Schweiz. «Aber das hat mir einfach keinen Spass gemacht», sagt er. Deshalb kündigt er nach 18 Monaten vorerst planlos. «Ich wusste, ich möchte etwas Gutes machen», erinnert sich May. Also besucht er selbst Unverpackt-Läden und beginnt sich zu fragen: «Das ist sehr umständlich – warum kann es nicht so einfach wie beim Milchmann damals sein, der volle Flaschen bringt und leere wieder mitnimmt?»
Gemeinsam mit dem Briten Lewys Thomas verfolgt er die Idee und startet Ende 2019 eine Crowdfunding-Initiative über Wemakeit.com. Unter dem Motto «Milchmann des 21. Jahrhunderts» sammeln die Basler 28'408 Franken, um erste Lastenfahrräder, Mehrwegbehältnisse und eine Industriegeschirrspülmaschine zu kaufen. Im März 2020 gründen sie die Lyfa Innovations GmbH und gehen bereits wenige Wochen später mit ihrem Online-Shop live. Bestellungen sind in den ersten Monaten nur in Basel möglich. «Mittlerweile können wir die gesamte Schweiz abdecken», so May.
Der Markt
Plastikfreies Einkaufen ist ein Megatrend. Der Klimawandel und durch Mikroplastik verschmutzte Weltmeere lassen immer mehr Menschen bewusst umdenken. In jeder grösseren, aber auch in vielen kleineren Städten in der Schweiz gibt es bereits Unverpackt-Läden. Mehr als sechzig Geschäfte listet etwa die Plattform Minimalwaste.ch auf. «Das Konzept ist toll, für Konsumierende aber etwas umständlich», sagt Michael May. Man müsse selbst Behälter mitbringen, diese dann zunächst im Leerzustand und anschliessend befüllt abwiegen und die Einkäufe dann in schweren Gläsern nach Hause transportieren. «Mit unserem Online-Shop wollen wir das Angebot ergänzen und so einfach wie möglich für Kundinnen und Kunden machen.» Aber: Kann eine Lieferung tatsächlich umweltfreundlich sein? «Wir haben einen Lieferanten, der 80 Prozent des Weges mit dem Zug leistet», betont May, «ausserdem braucht ein Warenhaus viel weniger Energie als ein Supermarkt.» Pro Produktverkauf erzeuge ein Supermarktartikel in etwa achtmal so viel CO2, etwa durch das Heizen für ein angenehmes Kundenklima mit gleichzeitiger Kühlung der Regale.
Das Kapital
Filter wie Bio, Vegan, Suisse und Fairtrade sind bei der Zielgruppe von Lyfa gefragt. «Es ist nicht alles Bio, wir haben auch ganz normale Produkte. Aber dadurch können unsere Preise in etwa mit Migros und Coop mithalten», so May. Rockstart Agrifood aus Kopenhagen und Serpentine Ventures aus Zürich haben neben Business Angels bereits in Lyfa investiert. Im Sommer soll eine dritte Finanzierungsrunde folgen.
Die Chance
«Schweizweit haben wir noch keinen Konkurrenten und auch europaweit gehören wir zu den ersten», sagt Michael May, «deshalb geht es jetzt darum, schnell zu wachsen und unsere Position im Inland zu festigen.» Speziell ins Marketing und in die Übersetzung der Website ins Französische möchten sie investieren. In einem nächsten Schritt wollen die Gründer die Expansion in weitere europäische Märkte vorbereiten.
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