Die Business-Idee
Facebook, Instagram und Tiktok sind weltweit erfolgreiche soziale Netzwerke, die Milliardenumsätze mit Werbung machen. Das Zuger Startup Naoo hat den mutigen Schritt gewagt und eine Schweizer Social-Media-App lanciert. Was Naoo anders macht? «Wir bezahlen unsere Nutzerinnen und Nutzer für guten Content und wertvolle Informationen», sagt Geschäftsführer Marc Pittner.
Für Interaktionen gibt es Naoo-Punkte. Wer Freunde und Freundinnen einlädt, an Umfragen teilnimmt oder Texte, Bilder und Videos postet, die viele Likes und Shares ernten, wird mit extra vielen Punkten belohnt. Diese können dann in Bargeld oder Benefits eingetauscht werden. «Eine Social-Media-Plattform mit einem echten Belohnungssystem – das gab es in der Schweiz bisher nicht», so Pittner. «Damit können wir hoffentlich dazu beitragen, dass ein grösserer Teil der Marketingbudgets in der Schweiz bleiben kann», sagt Pittner.
Die Gründer
Hinter dem Jungunternehmen steht ein Gründerteam, das durch Rechtsanwalt Michel Pola vertreten wird. Digitalwerbeprofi Pittner stiess als CEO im April 2021 dazu. Vorher war er Digitalchef bei Blofeld Communications, hat selbst mehrfach Unternehmen gegründet und bei der Swisscom Startups begleitet. 2019 wurde Naoo gegründet, ursprünglich als Treue- und Cashback-App-Alternative.
«Der Grundgedanke, kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz zu stärken, war immer da», sagt Pittner. Doch dann sei die Corona-Pandemie gekommen, und man habe sich voll auf den sozialen Aspekt der Idee fokussiert. «Herausgekommen ist eine Community, die mit viel Herzblut täglich von ihrem spannenden Leben in der Schweiz berichtet», so Pittner.
Der Markt
Normale Nutzerinnen und kleine Influencer können mit Postings auf Naoo Geld verdienen. Wer als User Partnershops, Partnergastronomiebetriebe oder Partnerfreizeiteinrichtungen besucht und einen QR-Code vorzeigt, wird ebenfalls mit einem Punkt pro Franken belohnt – «das macht uns auch zu einer Treueplattform», sagt Pittner. Auf der anderen Seite können KMU das Netzwerk nicht nur als Treue- und Cashback-Partner nutzen, sondern über einen Businessaccount auch den eigenen Kundenstamm pflegen, Content und Banner schalten sowie Agenturleistungen nutzen.
Durch eine Partnerschaft mit der Micro-Influencer-Plattform Refluenced kann Naoo auch passende Influencerinnen vermitteln. «Daten werden bei uns keine verkauft – dafür stehen wir als Schweizer Unternehmen, das hiesigem Recht unterliegt, und das ist einer unserer USPs», so Pittner. Die regelmässigen Umfragen werden aber für eigene Werbekunden genutzt. Mittlerweile beschäftigt das Startup 13 Mitarbeitende, die die Plattform technologisch weiterentwickeln, die Community pflegen und mehr als 250 Businesskunden betreuen. Rund 30’000-mal wurde die App heruntergeladen. Schweizer Influencergrössen seien bereits vertreten.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
«Ein siebenstelliger Betrag steckt bereits im Unternehmen», sagt der CEO. Zwei Finanzierungsrunden seien abgeschlossen. Neben den gängigen digitalen Werbestrategien ist Naoo allein in diesem Jahr auch bei zwanzig Events wie Messen und Festivals vertreten. Um Partner zu gewinnen, sei ausserdem klassisches Händeschütteln gefragt.
Die Chance
2023 steht die weitere Automatisierung der Plattform im Vordergrund, 2024 sollen Partnerschaften und Nutzendenzahlen so richtig wachsen. Wenn die Schweiz erobert ist, wollen die Gründer zunächst DACH-weit expandieren und dann ganz Europa anvisieren. Die grosse Vision: «Irgendwann möchten wir einer der internationalen Player und ein börsennotiertes
Unternehmen sein», sagt der Geschäftsführer.