Die Business-Idee
Sie sind bunt, locken mit aktuellen Aktionen und landen jede Woche im Briefkasten: Prospekte von Detailhändlern aus der Nähe. Jetzt kann man regionale Angebote auf dem Smartphone durchblättern – ob vom Supermarkt um die Ecke oder vom grossen Möbelhaus in 50 bis 100 Kilometern Entfernung. Möglich macht das das Basler Startup Profital: «Wir sind der führende Anbieter von digitalen Prospekten und mobilem Retail-Marketing in der Schweiz», sagt Geschäftsführer Raphael Thommen.
Die Gründer
Entstanden ist Profital 2016 als Corporate-Startup der Schweizer Post. «Unsere Mutterorganisation hat neue Strategien gesucht, um ergänzende Geschäftsfelder zu lancieren», so Thommen, der schon damals im Innovationsteam der Post an der Gründungsidee mitgearbeitet hatte. Da unadressierte Werbung im Briefkasten zum Kerngeschäft der Post gehöre, habe es quasi auf der Hand gelegen, eine digitale Ergänzung zu schaffen.
Der Markt
In Nachbarmärkten wie Deutschland gibt es digitale Prospekte schon länger. Profital holt die zeitgemässe Werbemöglichkeit in die Schweiz und will sich als Tochter der Post auch auf die Alpenregion konzentrieren. «Zum einen ändert sich das Mediennutzungsverhalten: Menschen wollen sich online gezielt über relevante Angebote in ihrer Nähe informieren», sagt Thommen. «Zum anderen wird der ökologische Gedanke immer wichtiger. Unsere Angebote gehen mit der Zeit.»
Das Kapital
Als Corporate-Startup mussten sich die Gründer nicht auf Investorensuche machen. «Wir mussten aber natürlich trotzdem möglichst schnell zeigen, dass wir profitabel sind», so der Geschäftsführer. Wie andere Startups mit dem Verwaltungsrat oder mit Investoren Jahresziele und Strategien festlegen, so macht das Profital mit seiner Mutterorganisation. «Aber ich würde sagen, wir sind zu 80 oder 90 Prozent einfach ein Jungunternehmen, das selbst entscheiden kann, wie es die gesetzten Ziele angeht und erreicht.»
Der erste Corona-Lockdown 2020 habe auch Profital erst mal durchgeschüttelt – wie die gesamte Werbebranche. «Aber die Pandemie hat auch die digitale Mediennutzung noch einmal kräftig angekurbelt», ist Raphael Thommen sicher. Während das Jungunternehmen 2020 noch rund 30 Millionen digitale Prospekte veröffentlicht hat, rechnen sie bis Ende dieses Jahres mit bis zu 45 Millionen. Rund 450’000 Nutzerinnen und Nutzer blättern in der App oder auf Profital.ch zu Spitzenzeiten regelmässig digital durch die Werbebroschüren. Ergänzt werden die Prospekte durch nützliche Zusatzinformationen wie Adressen und Öffnungszeiten. Wer möchte, kann auch Push-Nachrichten zu Lieblingshändlern aktivieren. Über hundert Einzelhändler und Marken, darunter auch Denner, Otto’s oder Pfister, konnte Profital bereits als Kunden gewinnen.
Die Chance
«Die Erfolge sind für Werbetreibende digital messbarer als analog – etwa durch Klicks, Verweildauer und Zugriffsquellen», erklärt Thommen die Vorteile. «Jeder in der Schweiz profitiert gerne und freut sich über ein gutes Angebot – egal welches Budget zur Verfügung steht –, deshalb blicken wir zuversichtlich in die Zukunft und entwickeln uns gerade vom Startup zum Scale-up.»
Erst Ende September wurde bekannt, dass die Post nun Mehrheitseignerin der europaweit erfolgreichen Einkaufslisten-App Bring ist. Fortan sollen Bring und Profital zu einem Unternehmen verschmelzen: «Wir haben die gleiche Vision: Die Einkaufsplanung und -vorbereitung so einfach und konsumentenfreundlich wie möglich zu machen», sagt Raphael Thommen. «Mit der geballten Power von vierzig Mitarbeitenden werden wir die Zukunft des Einkaufens weiter vorantreiben.»
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.