Die Business-Idee

Recircle bietet Mehrwegverpackungen für die Gastronomie als Service an. Anstatt Einwegbehälter zu verwenden, können Kunden am Verkaufspunkt Mehrwegverpackungen erwerben, nutzen und diese wieder zurückgeben oder auffüllen lassen. Das Konzept basiert darauf, dass Menschen ihre Verpackungen nicht mehr mit sich tragen müssen, sondern am Verkaufsort bereitgestellt bekommen. Die Verpackungen sind auf verschiedene gastronomische Bedürfnisse abgestimmt – von asiatischen Speisen mit mehreren Fächern bis hin zu flachen Tellern für ältere Menschen. Die Idee entstand, als Jeannette Morath für die Stadt Bern arbeitete und erkannte, wie viel Potenzial in der Reduktion von Einwegmüll steckt. Die Herausforderung bestand darin, die Hygienestandards zu erfüllen und gleichzeitig ein praxistaugliches System zu entwickeln. Heute arbeitet Recircle erfolgreich mit vielen Restaurants und entwickelt das Produkt kontinuierlich weiter.

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Die Gründerin

Jeannette Mohrat, Gründerin und CEO von Recircle, ist keine typische Startup-Gründerin. Relativ spät entschied sie sich, den Schritt ins Unternehmertum zu wagen, nachdem sie viele Jahre in der Hotellerie und im Projektmanagement gearbeitet hatte. «Ich habe mit 45 gegründet, weil ich einfach nicht anders konnte. Die Idee war zu gut, um sie nicht umzusetzen, und ich wollte meinen Beitrag zur Reduktion des Verpackungsmülls leisten.» Ihre Leidenschaft für Nachhaltigkeit und die Problematik des Verpackungsmülls brachten sie schliesslich zur Gründung von Recircle.

Das Kapital

Recircle startete mit klassischer «Friends, Family & Fools»-Finanzierung. Mohrat verzichtete anfangs auf einen Lohn und setzte alles daran, so schnell wie möglich Einnahmen zu generieren. Der Durchbruch kam, als Migros sich bereit erklärte, die Produkte zu kaufen. «Am Anfang hat mich niemand ernst genommen, die Investoren haben mich regelrecht ausgelacht. Aber ich habe nicht aufgegeben, und als Migros einstieg, wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg waren.» Dadurch erhielt das Unternehmen nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch einen wichtigen Vertrauensbeweis für die Qualität der Produkte. Später kam ein Investor hinzu, der auf nachhaltige und innovative Unternehmen spezialisiert war. Die Covid-19-Pandemie stellte jedoch eine grosse Herausforderung dar, da das geplante Wachstum durch die Schliessungen der Gastronomie stark eingeschränkt wurde. Aktuell befindet sich Recircle erneut in einer Fundraising-Phase, um das Geschäft weiter zu skalieren und neue Märkte zu erschliessen.

Der Markt

Der Markt für nachhaltige Verpackungslösungen wächst stetig. In der Schweiz hat Recircle wenig direkte Konkurrenz, da das Unternehmen auf eine einfache und skalierbare Lösung setzt, die sich von komplizierten digitalen Systemen abhebt. Der Hauptwettbewerb besteht in alternativen Einweglösungen, die als ökologisch vermarktet werden. In Europa hingegen gibt es mehr Konkurrenz, vor allem durch subventionierte Mehrwegsysteme. Dennoch hat sich Recircle als eines der führenden Unternehmen etabliert und zählt zu den Top vier der Mehrweganbieter in Europa. Die Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden, die vermehrt auf Müllvermeidung setzen, stärkt die Marktposition weiter. «Der Markt hat sich seit unserer Gründung stark verändert. Heute gibt es viele Alternativen, aber die grösste Konkurrenz ist immer noch die Bequemlichkeit von Einweglösungen – selbst wenn sie ökologisch sind.»

Die Chance

Recircle hat Potenzial, in den kommenden Jahren weiter zu wachsen. Der steigende Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu agieren, spielt dem Unternehmen in die Karten. Mit einem klaren Fokus auf Benutzerfreundlichkeit, hochwertigen Produkten und einem simplen Rückgabesystem hebt sich Recircle von der Konkurrenz ab. Die Vision, 100’000 Restaurants in Europa zu bedienen und 5 Millionen Nutzungen zu erreichen, ist ambitioniert. Die nächsten Schritte beinhalten die Optimierung des Rückgabesystems und die internationale Expansion. Durch die ständige Verbesserung des Produkt-Market-Fits und die enge Zusammenarbeit mit Partnern und Städten ist Recircle bestens aufgestellt, um eine zentrale Rolle im globalen Kampf gegen Verpackungsmüll zu spielen.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investorinnen und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.