Die Business-Idee
Krebs ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Zu den verbreitetsten und gefährlichsten Krebsarten gehören auch in der Schweiz Brust-, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs. Und gerade im Darm gesunder Menschen könnte die grosse Hoffnung für eine neue Krebstherapie lauern – das hat das Biotech-Startup Recolony aus Zürich herausgefunden. «Gewisse Darmbakterien sind bei Krebserkrankten im Vergleich zu gesunden Menschen stark reduziert», erklärt Mitgründer und Chief Business Officer Philipp Busenhart, «setzt man die fehlenden Bakterien einem betroffenen Organismus zu, aktivieren die Bakterien das Immunsystem und der Körper bekämpft selbst vorhandene Krebszellen und Tumore.» In Labor- und Tierversuchen habe das bereits wunderbar bei Darmkrebs, Melanomen, Brust- und Lungenkrebs funktioniert. Weil die Bakterien in jedem gesunden Menschen vorkommen, rechnen die Gründer mit nebenwirkungsfreien Erfolgen. «Wir sind sehr zuversichtlich», sagt Busenhart.
Die Gründer
Alles begann 2018 als Forschungsprojekt in der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie am Universitätsspital Zürich. «Innerhalb von zwei bis drei Jahren haben wir erstaunliche Resultate gesehen. Dann war recht schnell klar, dass wir das Thema weiterverfolgen und ein Startup gründen», sagt Philipp Busenhart. Als promovierter Krebs-Biologe ist er heute Leiter der Geschäftsentwicklung. Die Medizinerin, Biotech- und Molekularbiologin Ana Montalban-Arques ist CEO, die Mikrobiologin und Immunologin Eglė Katkevičiūtė leitet als CSO die Forschungsaktivitäten. Gemeinsam gründeten sie Recolony als Spin-off der Universität Zürich im September 2022 als Aktiengesellschaft.
Der Markt
Mehr als 45’000 Krebs-Neuerkrankungen gibt es laut Bundesamt für Statistik pro Jahr alleine in der Schweiz. Chemo- und Immuntherapien sind häufig eingesetzte Behandlungsmethoden. Laut der «Schweizerischen Ärztezeitung» belaufen sich die direkten Kosten bei Krebs schweizweit auf etwa 4 bis 5 Milliarden Franken jährlich, die indirekten auf bis zu 6 Milliarden Franken. Weil es die Bakterien von Recolony in Tablettenform geben soll, könnten dadurch auch Spitalaufenthalte reduziert und so Betroffene und das Gesundheitssystem gleichermassen entlastet werden.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Schon jetzt stecken mehrere Millionen Franken Fördergelder im Jungunternehmen. Erst im Februar schlossen die Gründer die dritte Stufe des Venture-Kick-Programms ab und erhielten 150’000 Franken. 2022 zählte Recolony ausserdem zu den Top Ten der Venture Leaders Biotech. Unterstützung bekommt das Startup unter anderem vom USZ Health Innovation Hub, vom Wyss Translation Center von Universität und ETH Zürich, von Swica sowie von Bridge, dem Förderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse. Zudem wurde das Startup von Hello Tomorrow zum Deep Tech Pioneer ernannt. «Biotech-Unternehmen haben stets einen langen Weg bis zur Marktzulassung», sagt Busenhart. Er und sein Team müssten nun in klinischen Studien die Sicherheit der Methode beweisen. «Erst dann können wir auf Investorensuche gehen», sagt er, «umso wertvoller und wichtiger ist die Unterstützung durch die vielen Innovations- und Startup-Programme.»
Die Chance
Aktuell entwickeln die Gründer eine Tabletten-Lösung, um die Bakterien so hygienisch und einfach wie möglich Patienten verabreichen zu können. Darauf folgt die Planung für die erste klinische Studie an Betroffenen. «Wenn alles optimal läuft, rechnen wir in frühestens acht Jahren mit dem Markteintritt», sagt Busenhart. Trotz dieser langen Zeitspanne lassen sich die Gründer nicht entmutigen: «Eine Krebstherapie zu entwickeln, die ohne Nebenwirkungen auskommt und Leben rettet – das ist Antrieb und Motivation genug!»