Die Business-Idee
Kreisch- und Quietschgeräusche, vor allem dann, wenn ein Tram eine enge Kurve fährt – das kennen Stadtbewohner nur zu gut. «Dass die Räder nicht zu 100 Prozent präzise positioniert sind, hat nicht nur Lärm zur Folge, sondern auch erhöhte Feinstaubemissionen und einen schnelleren Rad- und Schienenverschleiss», weiss Lucas Tobal vom Zürcher Startup Traila. Das junge Maschinenbauunternehmen hat deshalb unter dem Motto «Der Kurve voraus» ein aktives Lenksystem entwickelt, das für eine optimale Laufposition auf den Gleisen sorgt. «Das funktioniert mithilfe von Mechatronik, Sensorik und Software, die wir in die Achsen einbauen», sagt Tobal, «unsere Erfindung macht das Stadtleben gesünder und den öffentlichen Nahverkehr rentabler, denn wir senken die Instandhaltungskosten für Schienenfahrzeuge und Infrastruktur.»
Die Gründer
Erfinder von Traila ist Göran Larsson. «Schon seit etwa 18 Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema, für das er eine eigene Lösung entwickelt und zum Patent angemeldet hat», sagt Tobal, der im Jungunternehmen für Marketing und Kommunikation zuständig ist. «In den letzten vier Jahren hat er eine neue Mannschaft zusammengestellt, um die Idee kommerziell umzusetzen.»
Das Team besteht mittlerweile aus elf Ingenieuren. Als Mitgründer der AG in Gründung wird auf der Website Uwe Nautsch aufgeführt, die Geschäftsführung hat Tom Morris übernommen.
Der Markt
Bereits 2021 lebten laut Schätzungen der Vereinten Nationen 4,5 der insgesamt 7,9 Milliarden Menschen weltweit in Städten – das sind etwa 57 Prozent. Bis zum Jahr 2050 sollen zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Öffentlicher Nahverkehr, der die Umwelt nicht durch zusätzliche Emissionen und Lärm belastet, wird also auch in Zukunft ein wichtiges Thema sein und bleiben.
«Wir testen und entwickeln unsere Lösung aktuell mit Trams», so Lucas Tobal, «langfristig möchten wir die Lösung aber auf die komplette Schienenindustrie anwenden können.» In 15 Jahren soll die Technologie weltweit patentiert und im Einsatz sein: Von der Tokyo Metro bis hin zur Subway in New York.
Das Kapital
Laut Lucas Tobal ist Göran Larsson der Eigentümer des Jungunternehmens. «Auf der Suche nach Investoren sind wir aktuell nicht – für potenzielle Partnerschaften sind wir aber offen», betont Tobal.
Man sei bereits in Gesprächen mit vielen grossen Herstellern. «In dieser komplexen Branche bauen wir sehr auf starke Vernetzung – etwa mit Industrieexperten, Mobilitätsinitiativen, Regierungen und Wissenschaftern», betont Tobal, «und auch der Austausch mit potenziellen Kunden – bereits während der Entwicklung – ist uns wichtig.»
Die Chance
Eine der grössten Herausforderungen in diesem Segment: «Ob Lieferzeiten oder Entwicklungszyklen – es dauert alles sehr lange», sagt der Kommunikationsexperte, «wir würden oft gerne schneller arbeiten können.» Nichtsdestotrotz konnte das Startup-Team am 26. August die Technologie offiziell an einem umgebauten Tram vorstellen. «Von der Simulation über die Entwicklung haben wir nun endlich ein physisches Produkt», so Tobal, «das war ein Riesenmeilenstein, den wir jetzt geschafft haben und der uns zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt.» Jetzt gilt es, Prototypen der aktiv gelenkten Achse für weitere Tests und Messungen zu nutzen, um die Simulationsplattform mit Daten füttern und optimieren zu können.