Die Business-Idee
Die am schnellsten wachsende Firma der Schweiz 2022 ist laut «Financial Times» das IT-Startup Unit 8. In Europa belegt das Jungunternehmen Platz 17 unter den 1000 Firmen mit der höchsten Wachstumsrate.
Wie sie das schaffen? «Wir sind ein KI- und Datenanalysedienstleister, der Firmen bei Daten-, Analytics- und KI-Projekten unterstützt», sagt Customer Engagement Manager Fabian Schramm. «Für alle ist das Fundament eine saubere Datenlandschaft und -kultur. Ist das gegeben, können wir in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen potenzielle Use Cases entwickeln.»
Die Einsatzgebiete reichen von der Auslese und Analyse von Maschinendaten, um einen Produktionsstandort effizienter zu gestalten, bis hin zur Analyse und Erfassung chemischer Zusammensetzungen, die dann etwa durch künstliche Intelligenz (KI) weiterentwickelt werden könnten. Das Motto: «Turning data into value».
Die Gründer
CEO Marcin Pietrzyk und CTO Michal Rachtan, beide polnische Staatsbürger, sind die Gründer von Unit 8. Pietrzyk war zuvor Head of Big Data und Business Intelligence bei Swisscom. Rachtan ist Software-Engineer mit mehr als zehn Jahren praktischer Berufs- und Industrieerfahrung, unter anderem bei Palantir Technologies.
«Beide waren ursprünglich auf der anderen Seite in Unternehmen tätig, haben Services von Beratungsfirmen bezogen und gemerkt, dass es Datenanalysebereich nicht das bereithielt, was sie selbst gebraucht hätten», beschreibt Schramm den Ursprung der Idee, «also entschieden sie Ende 2017, in Lausanne zu gründen.»
Der Markt
Das McKinsey Global Institute veröffentlichte 2019 ein Paper, in dem die Autorenschaft feststellte, dass europäische Firmen weltweit führenden Unternehmen, etwa in China oder den USA, im IT- und KI-Bereich deutlich hinterherhinken.
«Noch vor ein paar Jahren waren die grossen Fragen hierzulande, was man mit Daten überhaupt machen kann», sagt Fabian Schramm, «mittlerweile kennen viele Unternehmen mögliche Use Cases, es hakt aber an der Umsetzung – dabei wollen wir unsere Kunden und Kundinnen unterstützen.»
Ob Finanzriesen, Versicherungsgesellschaften, Pharmakonzerne oder Automobilhersteller – durch sämtliche Branchen hinweg hat Unit 8 bereits Kunden wie Daimler, Firmenich, Merck oder WWF. «Junge Firmen respektive Digital-Native-Firmen kennen die Möglichkeiten der Datennutzung oft gut und erfassen Daten häufig von Beginn an in einer Cloud», sagt Schramm.
«Unsere Hauptzielgruppe sind daher ältere Unternehmen, die vielleicht bereits auf Datenmengen aus zwanzig, dreissig oder fünfzig Jahren sitzen und diese noch nicht gekonnt nutzen.» Unit 8 begleitet Firmen dabei, Daten strukturiert zu sammeln, zu ordnen und zu nutzen.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Das Kapital
Das Jungunternehmen ist komplett selbstfinanziert und schrieb bereits im Gründungsjahr schwarze Zahlen. Laut einer Pressemitteilung konnte das Startup seinen Umsatz von etwas weniger als 150’000 Euro im Jahr 2017 auf 7,23 Millionen Euro im Jahr 2020 steigern.
Die Chance
Der Hauptsitz von Unit 8 ist in Morges VD. Neben Büros in Zürich, Lausanne, Krakau und Breslau (Polen) sind weitere Standorte geplant. «Wir haben Stellenanzeigen in verschiedenen europäischen Städten geschaltet, um zu sehen, wo wir genügend Talente für einen nächsten Standort finden», sagt Fabian Schramm.
Aktuell sind knapp 100 Mitarbeitende, überwiegend aus den Bereichen Data-Engineering, -Science und Software-Engineering für das Jungunternehmen tätig. Neue Talente zu finden, sei die grösste Wachstumsherausforderung. «Trotzdem liegt unser Fokus klar auf dem europäischen Markt – und wir wollen weiter wachsen», betont Schramm.