Die Business-Idee
Wer ein Auto sucht, findet zahlreiche Plattformen im Internet, die den Vergleich von Marken, Modellen, Neuwagen und Occasionen ermöglichen. «Für Velos gab es bisher nichts Vergleichbares», sagt Ciril Stebler. «Wir haben das erkannt und velocorner.ch zum Leben erweckt.» Er ist Mitgründer und CEO der Handelsplattform, die sich auf Zweiräder – vom Velo über das Mountainbike bis hin zum E-Bike – spezialisiert hat. Sowohl Fachhändler als auch Privatanbieter, die ihr Velo verkaufen möchten, können neue und gebrauchte Modelle auf der Plattform anbieten, sowie die Zahlung und Lieferung darüber abwickeln.
Der Gründer
Stebler ist gelernter Informatiker, hat Wirtschaft studiert und bereits erfolgreich das Startup öffnungszeiten.ch gegründet. Er und sein Mitgründer und jetziger CCO Mario Friedli waren vorher bei Scout 24 angestellt und wissen daher, worauf es bei einem erfolgreichen digitalen Marktplatz mit Vergleichsmöglichkeiten ankommt. «Nach ersten Gesprächen mit Fachhändlern stand fest, dass ein Bedürfnis da ist», sagt der Startup-Gründer Stebler. Seit rund zwei Jahren ist Velocorner nun auf dem Markt. Alle sieben Mitarbeiter sind zweisprachig. Mit dem Hauptsitz in Murten will das Jungunternehmen der Deutsch- und der Westschweiz gleichermassen gerecht werden. «Wir sind sehr viel beim Fachhändler vor Ort, schulen ihn im Umgang mit der Plattform und unterstützen beim Inserieren», sagt Stebler. «Das ist wichtig, weil die Digitalisierung in dieser Branche, speziell bei den Kleineren, noch etwas hinterherhinkt.» Mehr als 300 Fachhändler konnten die Gründer bisher überzeugen, Velocorner zu nutzen, um Velos, E-Bikes, Zubehör und Accessoires auf der Plattform von Stebler und seinem Team zu verkaufen.
Der Markt
Die Nachfrage nach Fahrrädern als Freizeitgerät hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Alleine 2020 wurden schweizweit mehr als eine halbe Million Neuvelos verkauft, im Jahr vor Corona waren es rund 363 000 Stück. «Die Pandemie hat die Nachfrage weltweit noch einmal beflügelt», sagt Stebler, «während durch den Einbruch chinesischer Exporte und durch Lieferengpässe das Angebot gleichzeitig kleiner wurde.» Für die Plattform ist das eine Win-win-Situation, die das Geschäft belebt.
Das Kapital
Das Startkapital kam von den Gründern. Erste Versuche, Fachhändler mit einer Gratis-Plattformnutzung zu locken, scheiterten. «In der Schweiz herrscht klar die Mentalität: ‹Was nix kostet, ist auch nix wert.›» Drei Monate später lancierte das Startup eine Art Crowdfunding-Initiative mit den Kunden selbst, nach dem Motto: «Wir machen ein Autoscout für die Veloindustrie. Es startet am 1. April, kostet 1800 Franken im Jahr. Sei dabei!» So konnten schon im Anfangsstadium Umsätze generiert und später Investoren überzeugt werden. Velohändler zahlen pro Jahr einen fixen Preis, um unlimitiert Angebote online zu stellen. Bei Privatanbietern fliesst eine Kommission pro Verkauf.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.
Die Chance
«Mittlerweile kennt uns jeder Velofachhändler», ist Stebler überzeugt. «Jetzt geht es darum, Bekanntheit beim Endkonsumenten zu schaffen. Wer ein Velo braucht, soll sofort an Velocorner denken.» Die Möglichkeit der Zahlungsabwicklung über die Plattform soll Sicherheit bieten, ebenso die Tatsache, dass Rahmennummern der Velos überprüft werden, um den Verkauf gestohlener Zweiräder zu verhindern. Weil viele Schweizer alle paar Jahre ein neues Velo kaufen würden, sehen die Gründer im Occasionen-Markt das grösste Potenzial.